„Wir hätten Laura gern nach Hause gebracht. Aber es war nicht möglich, sie zu holen“, sagt Andreas Dahlmeier, Vater der Ende Juli am Sechstausender Laila Peak in Pakistan tödlich verunglückten frühere Weltklasse-Biathletin und Bergsteigerin Laura Dahlmeier, gegenüber dem Magazin „Der Spiegel“.
„Es war nach dem Unfall zu gefährlich. Als Thomas noch mal an den Laila Peak ging, war sie nicht mehr auffindbar. Somit bleibt Laura am Berg zurück. Es besteht keine Chance, sie noch zu bergen.“ Andreas Dahlmeier gab das Interview gemeinsam mit Topkletterer Thomas Huber – in der Hoffnung, dass jetzt endlich Ruhe einkehrt.
Nun seien „alle Türen für Spekulationen geschlossen“, hofft Thomas auf Instagram. Als wäre es schon nicht das Schlimmste, ihr Kind beziehungsweise ihre Schwester zu verlieren, sah sich die Familie Dahlmeier nach dem tödlichen Unfall Lauras mit unsäglichen Diskussionen und pietätlosen Kommentaren in den (Un-) Sozialen Medien konfrontiert.
Kein Lebenszeichen erkennbar

Andreas Dahlmeier, Bereitschaftsleiter der Bergwacht Garmisch-Partenkirchen, erzählt, dass er sofort nach der ersten Unglücksmeldung eine Art lokalen Krisenstab aus befreundeten Bergsteigern und Bergrettern zusammengerufen habe – um gemeinsam zu überlegen, was in dieser Situation Sinn mache und was nicht. Lauras Vater bittet auch Thomas Huber um Hilfe, der mit der Familie Dahlmeier befreundet ist und zu dieser Zeit mit einem Team in der Latok-Gruppe im Karakorum klettert.
Thomas sitzt mit im Hubschrauber, als die Piloten am Tag nach dem Unglück den Körper der Bergsteigerin entdecken und so nah wie möglich heranfliegen. „Wir konnten keine vitalen Reaktionen erkennen“, sagt Huber dem Spiegel. Das deckt sich mit den Informationen von Lauras Seilpartnerin Marina Krauss. Dahlmeiers Helm sei bei dem Steinschlag zertrümmert worden, hatte Marina berichtet. Sie habe eine schwere, offene Kopfverletzung erkennen können, Laura habe reglos im Seil gehangen, so Krauss.
Leichnam unauffindbar
Wegen des weiter andauernden Steinschlags wird die Rettungsaktion abgebrochen – wie Laura es für einen solchen Fall in ihrem Testament festgelegt hat. Dennoch gibt die Familie noch nicht den Versuch auf, den Körper Lauras bergen zu lassen. „Wir wussten, dass sie sich an einer Stelle befand, an der andere Expeditionen vorbeikommen könnten. Wir wollten nicht, dass vielleicht Fotos von ihr gemacht werden“, sagt Andreas Dahlmeier dem „Spiegel“. „Deshalb wollten wir, dass sie geholt wird, wenn die Verhältnisse es zulassen.“
Im September bittet die Familie Thomas Huber, nach seiner Expedition noch einmal am Laila Peak nachzusehen, ob eine Bergung des Leichnams doch noch möglich seit. Doch Thomas und sein US-Teamkollege Tad McCrea, der auch schon bei der Rettungsaktion Ende Juli mit dabei war, finden Lauras Körper nicht mehr an der Unglücksstelle.
„Wir hatten ein Spektiv (Präzisionsfernrohr) mit 30-facher Vergrößerung dabei, mit dem wir das Gelände absuchten, außerdem eine Drohne. Wenn wir Laura gefunden hätten, wären wir in die Wand gestiegen und hätten sie geborgen“, sagt Huber dem „Spiegel“. Die beiden Bergsteiger überprüfen auch die Gletscherspalten am Wandfuß – ohne Erfolg. „Wir suchten alle Spalten ab, kletterten in ein großes Eisloch, aber wir haben keine Spuren gefunden.“
Thomas geht davon, dass die Eissanduhr, an der das Seil fixiert war, nach einiger Zeit schmolz, Lauras Körper die Wand hinunter in eine Spalte fiel und dort von hinabfallenden Steinen bedeckt wurde. Möge sie in ihrem Grab – wo immer es auch liegt – in Frieden ruhen!
P.S. Nach den Erfahrungen von Ende Juli/Anfang August schalte ich die Kommentarfunktion für diesen Artikel bewusst aus.


