Nach 8000er-Winterexpeditionen: Zufriedenheit und Zoff

Kobuschs Umkehrpunkt an der Everest-Westschulter

Ich mag Solo-Expeditionen. Sie sind sportlich anspruchsvoll und daher spannend. Und wenn das Ziel nicht erreicht wird, gibt es hinterher niemanden, dem der Abenteurer dafür die Schuld geben kann – außer der Natur oder sich selbst. Jost Kobusch hatte schon vor seiner Solo-Winterexpedition zum Mount Everest erklärt, dass es ihm in erster Linie darum gehe zu erkunden, ob sein Vorhaben realistisch sei, den höchsten Berg der Erde im Alleingang, ohne Flaschensauerstoff und auf einer ambitionierten Route zu besteigen. „Mein persönliches Ziel wäre es, eine Höhe von etwa 7200 Metern zu erreichen. Alles darüber wäre Bonus, der Gipfel sowieso“, hatte mir Jost vor der Abreise nach Nepal gesagt. Am Ende lag der Bonus bei 166 Metern.

Bei seinem letzten Versuch stieg der 27 Jahre alte Deutsche an der Everest-Westschulter bis auf 7366 Meter auf. Dass ihm dies trotz seines lädierten linken Fußes gelungen sei, mache ihn sehr glücklich, schrieb Kobusch, zurück in Kathmandu, auf Facebook.  „Manchmal muss man sich eben Zwischenziele setzen, um dem finalen Ziel näher zu kommen.“ 

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Alle Everest-Gipfelversuche abgebrochen

Alex Txikon (im Hintergrund rechts der 7000er Pumori)

Der Mount Everest bleibt in diesem (meteorolo- gischen) Winter unbestiegen. Nachdem der deutsche Solo-Bergsteiger seinen letzten Versuch am Dienstag an der Westschulter auf 7360 Metern abgebrochen hatte, drehten heute auch die beiden Teams auf der Normalroute auf gut 7000 Meter Höhe um. „Keine Möglichkeit, nach Lager 3 zu gelangen. 45 Zentimeter loser Neuschnee auf der Lhotseflanke erwiesen sich als zu gefährlich“, ließ Alex Txikon wissen. „Wir sind gestern ganz knapp einigen Lawinen entkommen. Es ist so frustrierend! Wir sind stark und bereit weiterzumachen, aber die Bedingungen sind unerbittlich. Wir müssen absteigen.“ Damit scheitert nach 2017 und 2018 auch der dritte Versuch des 38 Jahre alten Spaniers, den Everest im Winter ohne Flaschensauerstoff zu besteigen.

Auch die vier Sherpas des Teams „Breathless Winter Everest“, die erst am Montag im Basislager aufgetaucht waren und eine Winter-Speedbesteigung des höchsten Bergs der Erde planten, warfen kurz unterhalb von Lager 3 das Handtuch. Expeditionsleiter Tashi Lakpa Sherpa verwies wie Txikon auf die gefährlichen Bedingungen in der Lhotseflanke: zu viel loser Neuschnee, darunter Blankeis.

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Everest-Winterexpeditionen: Kobusch runter, die anderen rauf

Jost Kobusch im Aufstieg

War es das? Wie der GPS-Tracker von Jost Kobusch heute zeigte, stieg er von der Everest-Westschulter zum Lho La ab. Auf dem 6000 Meter hohen Pass zwischen Nepal und Tibet hatte er sein Lager 1 aufgestellt. Am gestrigen Montag hatte der 27 Jahre alte deutsche Bergsteiger eine Höhe von rund 7300 Metern erreicht, war dann aber wieder in sein Lager 2 auf etwa 6800 Metern abgestiegen.

Kobusch hatte sich das äußerst ambitionierte Ziel gesetzt, den höchsten Berg der Erde im Alleingang und ohne Flaschensauerstoff zu besteigen, über den eher selten begangenen Westgrat und das Hornbein-Couloir in der Nordwand. Vor seinem aktuellen Vorstoß hatte er vom „finalen Versuch“ gesprochen. Das passte auch zu seiner Ankündigung vor der Expedition, seine Zelte am Everest spätestens zum Ende des kalendarischen Winters am kommenden Samstag, abzubrechen.

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Winterexpeditionen: Zeit der Entscheidung am Everest

Jost Kobusch am Mount Everest

Mehr als einen Gipfelversuch kann es nicht geben. Darin sind sich Jost Kobusch und der Alex Txikon einig. Beide wollen in diesem Winter den Mount Everest ohne Flaschensauerstoff besteigen, allerdings in unterschiedlichem Stil und auf verschiedenen Routen. Der deutsche Solo-Bergsteiger Kobusch will über den Westgrat und anschließend durch das Hornbein-Couloir in der Nordwand zum höchsten Punkt auf 8850 Metern aufsteigen, der Spanier Txikon mit drei Sherpas über die Lhotseflanke und den Südsattel.

Kobusch ist erneut zum Lho La aufgestiegen, einem rund 6000 Meter hohen Pass an der Grenze zwischen Nepal und Tibet, am Einstieg zum Westgrat. Gestern meldete er sich auf Facebook „bei leichtem Schneefall“ aus Lager 1. Er habe alle Alternativrouten verworfen, verkündete der 27-Jährige und klang dabei nicht gerade optimistisch: „Ich werde meinen finalen Versuch also doch auf der stark vereisten Route wagen, die ich das letzte Mal in einem 17-Stunden-Push erkundet habe.“ Zuletzt klagte Jost über neuerliche Schmerzen im lädierten linken Fuß.

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Denis Urubko verkündet Ende seiner Achttausender-Karriere

Denis Urubko am Broad Peak

„Es reicht!“ Dass Denis Urubko mit dieser Aussage am Montag nicht nur die gescheiterte Winterexpedition am Broad Peak meinte, sondern auch seine Achttausender-Karriere, erschloss sich eigentlich nicht. Aber dann sickerte es allmählich über die sozialen Netzwerke durch: Der 46-Jährige sagt dem Expeditionsbergsteigen nach zwei Jahrzehnten Adieu. „Ich plane, das riskante Bergsteigen an irgendwelchen Bergen aufzugeben“, bestätigte Denis heute gegenüber dem spanischen Bergsteigerportal desnivel.com. „Ich will nur noch auf Hügel wandern und Sportklettern.“ Letzteres wird er wohl vornehmlich mit seiner Lebensgefährtin bestreiten, der spanischen Kletterin Maria „Pipi“ Cardell.  

22-mal stand der Russe, der auch einen polnischen Pass hat, auf Achttausender-Gipfeln, zuletzt im Sommer 2019, als er am Gasherbrum II im Alleingang eine neue Route eröffnet hatte.

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Urubko bricht Broad-Peak-Gipfelversuch ab

Denis Urubko im Broad-Peak-Basislager

„Ich bin zurück im Basislager“, schrieb Denis Urubko heute in einer SMS an seine Lebensgefährtin, die spanische Kletterin Maria „Pipi“ Cardell“. „Kein Gipfel, aber ich habe trotz einiger Zwischenfälle überlebt.“ Der gebürtige Russe, der auch einen polnischen Pass hat, war gestern zu seinem, wie er angekündigt hatte, letzten Gipfelversuch am Broad Peak aufgebrochen. Der Wind im Gipfelbereich habe mit 70 bis 80 Stundenkilometern geblasen,  berichtete Denis an Cardell.  „Eine Lawine hat mich hundert Meter tief heruntergespült. Dann bin ich auch noch 50 Meter weit abgerutscht, weil ein Fixseil riss – glücklicherweise fiel ich nicht in eine Gletscherspalte. Trotz alledem habe ich gekämpft. Jetzt reicht es.“

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Letzter Versuch am Broad Peak, Höhenkranker am Everest

Denis Urubko am Broad Peak

Die noch verbliebenen drei Winterexpeditionen an den Achttausendern Broad Peak und Mount Everest gehen in die möglicherweise entscheidende Phase. Am 8051 Meter hohen Broad Peak im Karakorum in Pakistan kündigte Denis Urubko gestern via Facebook an, dass er am heutigen Sonntag zu seinem letzten Gipfelversuch aufbrechen werde – solo und ohne Flaschensauerstoff. Er versuche, in einem Zug bis Lager 3 auf rund 7000 Metern aufzusteigen und dann am Montag den Gipfel zu erreichen. Nach der Rückkehr ins Basislager wolle er die Expedition beenden. Der Wetterbericht sagt für den geplanten Gipfeltag Sonne und Windgeschwindigkeiten zwischen 30 und 40 Stundenkilometern voraus.

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Winterexpeditionen an Broad Peak und Everest: Zurück im Basislager

Broad Peak (mit Schatten des K 2)

Nein, Bergsteiger sind keine normalen Arbeitnehmer – auch wenn der Blick auf die Winterexpeditionen im Himalaya und Karakorum diesen Eindruck erwecken könnte. Pünktlich zum Wochenende sind die Bergsteiger in ihre Basislager zurückgekehrt – jedoch nicht, um einfach nur die Füße hochzulegen, sondern aus anderen Gründen. Am Broad Peak haben Denis Urubko und Don Bowie ihren Gipfelversuch abgebrochen, weil Letztgenannter krank ist. „Wir sind im Basislager. Heute ist das Wetter traumhaft für den Gipfel, aber ich konnte Don nicht alleine lassen“, ließ Denis via Facebook wissen. „Es ging ihm wirklich schlecht. Nun braucht er Ruhe.“ Gestern hatte Urubko mitgeteilt, dass die Route bis auf eine Höhe von 7500 Metern mit Fixseilen gesichert sei: „Uns bleiben noch zwei Wochen. Ich fühle mich gut und werde auf den richtigen Augenblick warten.“

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Gipfelversuch am Broad Peak, K2-Expedition abgebrochen

Broad Peak

Das Schönwetterfenster steht nur kurz offen. Doch Denis Urubko und Don Bowie wollen die Gelegenheit nutzen, um zum 8051 Meter hohen Gipfel des Broad Peak im Karakorum zu „fensterln“. Wie Urubko auf Facebook verlauten ließ, brachen der frühere Kasache, der inzwischen einen polnischen und einen russischen Pass hat, und sein kanadischer Teamgefährte heute vom Basislager auf. Die beiden stiegen in einem Zug bis Lager 2 auf rund 6400 Metern auf. Morgen wollen der 46 Jahre alte Denis und der 50 Jahre alte Don nach Lager 3 auf 7000 Metern weiterklettern, um dann am Freitag den höchsten Punkt zu erreichen.

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Spaltensturz am Mount Everest

Alex Txikon (r.) und Jonathan Garcia (l.) nach dem Zwischenfall

Analogie der Ereignisse: Wie schon vor zwei Wochen am Gasherbrum I hat es jetzt auch bei Alex Txikons Winterexpedition am Mount Everest einen Spaltensturz gegeben, der glücklicherweise ebenfalls relativ glimpflich ausging. Der Spanier Jonatan Garcia war dabei, die Route durch den Khumbu-Eisfall mit Leitern zu sichern, als unter ihm eine Eisbrücke brach. Jonatan stürzte zwölf Meter tief in eine Spalte. Alex Txikon gelang es, seinen Gefährten wieder ans Tageslicht zu ziehen. Garcia zog sich Rippenverletzungen zu und sollte mit dem Hubschrauber ausgeflogen werden. Damit dürfte für ihn die Expedition beendet sein und Alex einen wichtigen Mitstreiter verloren haben. In der vergangenen Woche hatten Txikon und Garcia noch gemeinsam auf dem Gipfel der 6814 Meter hohen Ama Dablam gestanden.

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Gipfelversuch am Broad Peak abgebrochen

Im Hochlager am Broad Peak (im Hintergrund der K2)

Auf 7650 Metern war Schluss. Denis Urubko beendete den ersten Gipfelversuch der Winterexpedition am 8051 Meter hohen Broad Peak und kehrte um. „Keine Seile und eine Menge Gletscherspalten“, ließ der 46-Jährige via Facebook wissen. „Zu müde um zu spuren, zu riskant, nicht genügend Zeit. Aber eine gute Akklimatisation. Jetzt trinken wir Tee in Lager drei, morgen hinunter ins Basislager.“ Das klang fast, als wäre Denis heute die ganze Zeit über mit seinen Expeditionsgefährten Don Bowie und Lotta Hintsa unterwegs gewesen. Doch Urubko stieg alleine nach oben. 

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Kammerlander: „Kobusch hat am Everest keine Chance“

Hans Kammerlander auf der ISPO

„Im Winter braucht es viel Mut und Leidensfähigkeit. Das Riskio ist viel höher“, antwortet mir Hans Kammerlander, als wir uns am vergangenen Sonntag auf der Sportartikelmesse ISPO in München treffen. Ich habe ihn gefragt, was das Winterbergsteigen an den Achttausendern so besonders macht. „Die Achttausender können wegen der Höhe auch im Frühjahr schon sehr kalt sein“, fährt Hans fort. „Aber im Winter ist es manchmal doppelt so kalt. Dazu liegt der Jetstream tiefer, die Winde treffen die Berge zum Teil brutal. Alles wird mühsam, allein schon das Atmen wird schwerer in dieser Kälte.“

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Alex Txikon auf dem Gipfel der Ama Dablam

Alex Txikon

Der Everest kann kommen. Der Spanier Alex Txikon erreichte heute um 10.15 Uhr Ortszeit mit seinem Landsmann Jonatan Garcia und den Nepalesen Pasang Sherpa, Cheppal Sherpa und Kalden Sherpa den 6814 Meter hohen Gipfel der formschönen Ama Dablam (s. Video unten). „Es war ein harter Anstieg“, berichtete der 38-Jährige vom höchsten Punkt aus. „Der Wind hat uns auf dem ganzen Weg nach oben hart getroffen, aber hier sind wir, wir fünf ganz oben! Jetzt werden wir vorsichtig absteigen.“ Inzwischen sind die fünf Bergsteiger wieder wohlbehalten ins Basislager zurückgekehrt.

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Moro und Lunger beenden Gasherbrum-Winterexpedition

Tamara Lunger (l.) und Simone Moro vor ihrem Aufbruch in den Eisbruch

Nach einem Spaltensturz Simone Moros am Gasherbrum I haben der Italiener und seine Südtiroler Kletterpartnerin Tamara Lunger ihre Expedition abgebrochen. „Die Winterexpedition von Simone und Tamara zu Gasherbrum I und II endet hier“, teilte Moros Managerin Marianna Zanatta mit. „Bei uns geht es noch drunter und drüber, aber das Glück herrscht vor, dass beide wohlauf sind.“

Hand abgeschnürt

Voller Energie und mit großer Zuversicht waren Moro und Lunger am Samstag vom Basislager aus aufgebrochen. Nach zehn Tagen harter Arbeit hatten sie sich einen Weg durch den Eisbruch zu Füßen des Gasherbrum I gebahnt und wollten, wenn es die Verhältnisse zuließen, das geplante Lager 1 auf knapp 6000 Metern überspringen und gleich nach Lager 2 auf 6400 Metern aufsteigen.

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Everest-Winterexpedition: Kobusch erreicht Lho La

Jost Kobusch

Jost Kobusch hat sein erstes Etappenziel geschafft. Laut seinem GPS-Tracker erreichte der 27 Jahre alte deutsche Bergsteiger heute den 6006 Meter hohen Lho La, einen Pass auf der Grenze zwischen Nepal und Tibet. Der Lho La ist der niedrigste Punkt des Everest-Westgrats, über den Jost nach eigenen Worten im Alleingang aufsteigen will.

Lho La (obere Bildmitte)

Das „100 Prozent arschkalte“ (Jost), aber sonnige Wetter, das derzeit am höchsten Berg der Erde herrscht, soll sich zwar in der kommenden Woche halten. Doch die Meteorologen sagen ab Sonntagabend für den Gipfelbereich des Mount Everest Stürme in Orkanstärke voraus. Auf einer Höhe von 7000 Metern werden Windgeschwindigkeiten von immerhin noch 80 Stundenkilometern erwartet – alles andere als gute Voraussetzungen für einen Aufstieg über den exponierten Westgrat.  

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