Nachdem auch der zweite Gipfelvorstoß am vergangenen Montag nicht von Erfolg gekrönt war, hat Gelje Sherpa die Versuche über den Südostgrat des Achttausenders Cho Oyu vorerst für beendet erklärt. „Wir haben alle unsere Kräfte in diesen Vorstoß gelegt“, ließ der 29-Jährige wissen. „Wir waren so nah dran. Aber unsere Gesundheit und Sicherheit haben Priorität.“
Laut Gelje gelangten die nepalesischen Bergsteiger bis auf eine Höhe von rund 7900 Metern: „Allerdings wurde ein Teil unseres Teams krank, außerdem gab es Probleme mit einer Sauerstoffmaske. Angesichts dieser Umstände, des unglaublich starken Winds von bis zu 100 km/h und einer klettertechnisch sehr anspruchsvollen Felswand in der Nähe des Grats zum Gipfel hin beschlossen wir, dass es Zeit war, uns ins Basislager zurückzuziehen.“
Gemeinsam stärker
Fünf Teammitglieder – also die Hälfte seiner Mannschaft – hätten sich nun dem achtköpfigen Winter-Team des nepalesischen Expeditionsveranstalters Pioneer Adventure am Cho Oyu angeschlossen, schrieb Gelje: „Ihre Mission und unsere Mission sind dieselbe. Wir tun dies für unser Land und um eine sichere und zugängliche kommerzielle Route für die gesamte Bergsteigergemeinschaft zu eröffnen. Gemeinsam sind wir stärker. Gemeinsam können wir das schaffen.“
Bisher hatten sich beide Teams eher einen Wettlauf geliefert. Beide wollten in diesem Winter eine neue, für kommerzielle Teams taugliche Route auf der nepalesischen Seite des Cho Oyu eröffnen. Die Normalroute auf der chinesischen Seite des 8188 Meter hohen Bergs war zuletzt immer weniger genutzt worden – einerseits wegen der strikten Corona-Politik Chinas, andererseits wegen der restriktiven Vergabe von Permits in Tibet, zudem hatten die chinesisch-tibetischen Behörden die Preisschraube kräftig angezogen.
Bis auf 7650 Meter
Das Pioneer-Adventure-Team um Expeditionsleiter Mingma Dorchi Sherpa erreichte bei seinem Gipfelversuch nach eigenen Angaben eine Höhe von 7650 Metern, ehe der Sturm auch dort die Bergsteiger zur Umkehr zwang. Mingma Dorchis Team war über die Seite des Cho Oyu aufgestiegen, die dem Dorf Thame zugewandt ist. Ursprünglich war dies auch Geljes Plan gewesen, dann hatte er sich jedoch für den Südostgrat entschieden.
„Egal, wie dieses Projekt ausgeht, wir sind sicher, dass unsere Pionierroute die Chancen für eine kommerzielle Besteigung des Cho-Oyu von der nepalesischen Seite aus eröffnen kann“, teilte Pioneer Adventure mit.
Die Meteorologen erwarten, dass der starke Wind erst am Sonntag abflaut. Mehr als einen weiteren Gipfelversuch wird es wahrscheinlich nicht geben. Schließlich steht die Frühlingssaison vor der Tür. Die Expeditionen in dieser Zeit sind sowohl für die nepalesischen Veranstalter als auch für die von ihnen beschäftigen Hochträger und Bergführer die Haupteinnahmequelle im Jahr.
Update 11. März: In diesem Winter gab es keinen weiteren Gipfelversuch mehr. Für den kommenden Herbst wurde ein neuerlicher Anlauf über die von Mingma Dorchi Sherpa geplante Route angekündigt. Daran will sich nach Informationen von ExplorersWeb auch Mingma Gyalje Sherpa, Chef des Veranstalters Imagine Nepal, mit einem Team beteiligen.