Mehr als ein Dutzend Neue auf der Liste der Bergsteiger mit allen 14 Achttausendern

Shishapangma
Die 8027 Meter hohe Shishapangma in Tibet

Heute ist die Liste der Menschen, die auf allen 14 Achttausendern standen, geradezu explodiert – sie wuchs um 15 Namen. Grund war ein erfolgreicher Gipfeltag kommerzieller Expeditionen an der 8027 Meter Shishapagma in Tibet. Nach Angaben des größten nepalesischen Anbieters Seven Summit Treks erreichten 29 Teammitglieder den Gipfel des niedrigsten Achttausenders. Zwölf von ihnen hätten ihre Achttausendersammlung komplettiert: die Nepalesen Nima Rinji Sherpa, Mingtemba Sherpa und Lakpa Temba Sherpa, der Pakistaner Sheroze Kashif, die Japanerin Naoko Watanabe, die Polin Dorota Rasinska-Samocko, die Britin Adriana Brownlee, die Russin Alina Pekova, die Taiwanesin Ko-Erh (genannt „Grace“) Tseng, der Franzose Alasdair McKenzie, der Rumäne Adrian Laza und der Italiener Mario Vielmo.  

Auch der Veranstalter Climbalaya meldete drei Teammitglieder, die nun nach dem Gipfelerfolg an der Shishapangma auf allen 14 Achttausendern gestanden hätten: Dawa Yangzum Sherpa und Mingma Tenzing Sherpa aus Nepal sowie die Chinesin He Jing.

Chinesisch-tibetische Behörden offenbar nicht allzu streng

He Jing habe alle Achttausender ohne Flaschensauerstoff bestiegen, so Climbalaya. Ob dies auch für Mario Vielmo gilt, ist unklar. Der Italiener hatte die anderen 13 Achttausender ohne Atemmaske bestiegen, gegenüber dem Portal ExplorersWeb jedoch erklärt, er werde sich an alle Vorschriften halten, egal wie diese aussähen.

Eigentlich hatten die chinesisch-tibetischen Behörden alle Achttausender-Aspirantinnen und -Aspiranten verpflichtet, ab 7000 Metern Flaschensauerstoff zu nutzen. Am Ende nahmen sie es aber wohl doch nicht so genau damit. Sowohl die Deutsche Anja Blacha am Cho Oyu als auch der Nepalese Mingma Gyalje Sherpa und der in Nepal geborene Brite Nirmal Purja an der Shishapangma waren ohne Flaschensauerstoff aufgestiegen.

Immer jünger und in immer kürzerer Zeit

Unter den Neuen auf der Liste der 14-Achttausender-Besteigerinnen und -Besteiger fällt zum einen auf, dass einige von ihnen noch sehr jung sind. Der Nepalese Nima Rinji Sherpa ist erst 18 Jahre alt, der Franzose Alasdair McKenzie 20 Jahre, der Pakistaner Sheroze Kashif 22 Jahre, Adriana Brownlee 23 Jahre.

Zum anderen wird auch die Zeitspanne immer kürzer, in denen die 14 Achttausender gesammelt werden. So benötigte Alina Pekova, die erste Frau aus Russland in der Liste, dafür nur rund anderthalb Jahre. Allein 2023 stand sie auf den Gipfeln von elf Achttausendern. Nima Rinji brauchte gut zwei Jahre, Dorota Rasinska-Samocko, die erste Frau aus Polen auf allen 14 Achttausendern, knapp dreieinhalb Jahre.

Vergleich mit Pionieren verbietet sich

Diese Erfolge waren und sind nur möglich, weil die kommerziellen Anbieter ihr System inzwischen perfektioniert haben. Mehr Infrastruktur auf den Normalrouten der Achttausender, mehr Sherpa-Unterstützung, mehr Flaschensauerstoff. Nur so können die Expeditionsveranstalter ihren Kunden hohe Erfolgsraten garantieren.

Ein Vergleich mit Pionieren des Achttausender-Bergsteigens wie Reinhold Messner, Jerzy Kukuczka oder Erhard Loretan in den 1970er und 80er Jahren verbietet sich. Sie betraten damals im wahrsten Sinne des Wortes Neuland, stiegen über neue Routen auf, ohne Flaschensauerstoff oder im Winter. Und sie scheiterten auch häufig – was bei kommerziellen Expeditionen schon fast als No-Go gilt.

Kämpferin für Frauenrechte in Nepal

Herausheben möchte ich den Erfolg von Dawa Yangzum Sherpa. Die 34-Jährige ist nicht nur die erste Frau aus Nepal, die auf allen 14 Achttausendern stand, sondern auch eine Vorkämpferin des Frauenbergsteigens in ihrer Heimat. 2012 bestieg sie den Everest von der tibetischen Nordseite aus. 2014 erreichte sie mit ihren Landsfrauen Maya Sherpa und Pasang Lhamu Sherpa Akita den Gipfel des K2. Sie waren die ersten Frauen aus Nepal auf dem zweithöchsten Berg der Erde. 

Dawa Yangzum Sherpa

Dawa Yangzum erhielt 2017 als erste Frau Asiens ein internationales Bergführer-Zertifikat und arbeitet auch regelmäßig als Bergführerin am Everest. Seit 2020 bietet sie im Khumbu-Gebiet Kletterkurse für junge Nepalesinnen an. Sie selbst lebt seit Jahren in Boulder in den USA und arbeitet für den Expeditionsveranstalter Alpine Ascents International.

„Ich fühle mich respektiert und gleichberechtigt, vielleicht auch, weil ich eine Sherpani bin und in einem anderen Land arbeite“, schrieb Dawa Yangzum mir vor einigen Jahren. „In Nepal wirst du als Frau nicht immer so gut und gleichwertig behandelt. Manchmal fand ich es schon ziemlich hart, zwischen so vielen Männern.“ Mit der Besteigung aller 14 Achttausender hat sie ein weiteres wichtiges Zeichen für die Frauen Nepals gesetzt.

Update 10. Oktober: Nach Angaben des Expeditionsanbieters Elite Exped hat auch der Nepalese Tejan Gurung am 9. Oktober mit seinem Gipfelerfolg an der Shishapangma seine Achttausendersammlung vervollständigt. – Nach Medienberichten verzichteten der Italiener Mario Vielmo und auch die Britin Adriana Brownlee an der Shishapangma auf Flaschensauerstoff.

2 Antworten auf „Mehr als ein Dutzend Neue auf der Liste der Bergsteiger mit allen 14 Achttausendern“

  1. Eigentlich lese ich ja keine Artikel ueber kommerzielles Bersteigen, aber bei Dir ist das anders, Stefan: Du schaffst es, auch darueber intéressant zu berichten! Danke!

Die Kommentare sind geschlossen.

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