Mount Everest: Weitere Gipfelerfolge, Tragödie, Anschuldigungen

Sonnenaufgang am Mount Everest
Sonnenaufgang am Mount Everest (im Herbst 2019)

Das vergangene Wochenende brachte das, wofür das kommerzielle Bergsteigen am Mount Everest vor allem steht: jede Menge Erfolgsmeldungen. Allein am Sonntag erreichten nach Angaben des US-Bergbloggers Alan Arnette (der trotz der zahlreichen kommerziellen Expeditionsteams stets den Überblick behält) mindestens 130 Menschen den höchsten Punkt der Erde auf 8849 Metern.

Norrdine Nouar im Aufstieg

Bis Ende der Woche wird für die Gipfelzone des Mount Everest relativ windstilles Wetter erwartet – und damit ein andauernder Ansturm von Gipfelaspirantinnen und -aspiranten. Sie müssen jedoch mit Schneeschauern rechnen.

Auch jene, die ohne Flaschensauerstoff aufsteigen wollen, sind offenbar unterwegs nach oben – wie der Russe Valeriy Babanov, der Brasilianer Moeses Fiamoncini – und auch der Deutsche Norrdine Nouar. Der 36-Jährige stieg laut seinem GPS-Tracker heute Richtung Lager 3 auf rund 7200 Metern.

Mongolische Bergsteiger starben nach Gipfelerfolg

Die beiden mongolischen Bergsteiger Usukhjargal Tsedendamba und  Purevsuren Lkhagvajav haben ihr Everest-Abenteuer mit dem Leben bezahlt. Es waren die ersten Todesfälle der Everest-Saison. Ein nepalesischen Suchteam fand – wie berichtet – die Leiche des 53 Jahre alten Usukhjargal rund 300 Meter unterhalb des Gipfels und den leblosen Körper des 31-jähirgen Purevsuren etwas weiter unten auf Höhe des sogenannten „Balkons“.

Auf den Smartphones der beiden befanden sich Gipfelfotos, die in den Mittagsstunden des 13. Mai gemacht worden waren. Diese zeigten, dass die Mongolesen entgegen ihrer Ankündigung doch Flaschensauerstoff genutzt hatten. Offenbar war ihnen dieser jedoch beim Abstieg ausgegangen.

Vorwürfe gegen Nirmal Purja

Gleich zwei Anschuldigungen sieht sich der nepalesische Star-Bergsteiger Nirmal Purja ausgesetzt. Zunächst hieß es in Berichten mehrerer nepalesischer Medien, ein Team von Purjas Unternehmen „Elite Exped“ sei am Everest aufgestiegen, obwohl es nur eine Besteigungsgenehmigung für den 6749 Meter hohen Lingtren nahe dem Everest-Basislager habe. Elite Exped widersprach. Das nepalesische Tourismusministerium untersucht den Vorwurf.

Am Sonntag legte die „Himalayan Times“ eine weitere Anschuldigung gegen Purja nach. Die Zeitung berichtete unter Berufung auf Informanten im Lager 2 am Everest auf rund 6400 Metern, Purja sei mit dem Hubschrauber dort abgesetzt worden, um mit Kunden Richtung Gipfel zu steigen. Offiziell sei der Flug als Rettungsaktion deklariert worden.

Purja war gerade aus Tibet zurückgekehrt. Mit einer Sondergenehmigung der chinesischen Behörden hatte „Nimsdai“ nach eigenen Angaben mit einem Team am Achttausender Shishapangma die Leichen der US-Amerikanerin Anna Gutu und ihres nepalesischen Bergführers Mingmar Sherpa aus Lager 2 geholt und nach Nepal übergeführt. Die beiden waren im Herbst 2023 bei einer Lawine ums Leben gekommen.

Personentransporte nur für Rettung zugelassen

Hubschrauber im Khumbu-Gebiet
Hubschrauber im Khumbu-Gebiet

Die Behörden der Everest-Region hatten für diese Frühjahrssaison Hubschrauberflüge in die Everest-Hochlager nur für Rettungszwecke zugelassen. Nachdem sich der Start der Saison wegen der schwierigen Verhältnisse im Khumbu-Eisbruch verzögert hatte, hatte die Regierung  Materialtransporte nach Lager 1 und 2 zugelassen. Von Personentransporten war jedoch nicht die Rede gewesen.

In den vergangenen Jahren hatte es immer wieder Berichte gegeben, dass Gipfelaspiranten Hubschrauber nutzten, um sich den gefährlichen Weg durch den Eisbruch zu ersparen. Und dass sich viele nach ihren Gipfelerfolgen direkt vom Hochlager aus ausfliegen ließen, um schneller zurück in Kathmandu zu sein.

Vor einer Woche war bekannt geworden, dass Nirmal Purja ins lukrative Geschäft der Hubschrauberflüge im Himalaya eingestiegen ist. Er sicherte sich die Mehrheit der Anteile am Unternehmen Mustang Helicopters.

Update 21. Mai: Die Erfolgsmeldungen vom Gipfel des Mount Everest reißen nicht ab. Auch am heutigen Dienstag erreichten wieder Dutzende Bergsteigerinnen und Bergsteiger aus verschiedenen Teams mit ihren nepalesischen Begleitern den höchsten Punkt auf 8849 Metern. So gab der Veranstalter Imagine Nepal bekannt, dass 32 Teammitglieder auf dem Gipfel gestanden hätten. Einer davon sei der Pakistaner Sirbaz Khan gewesen, der auf Flaschensauerstoff verzichtet habe. Es war Sirbaz‘ elfter Achttausender-Erfolg ohne Atemmaske. 2021 hatte er den höchsten Berg der Erde mit Flaschensauerstoff bestiegen.

Social media & sharing icons powered by UltimatelySocial
error

Enjoy this blog? Please spread the word :)