Unter den Hunderten von Everest-Gipfelerfolgen, die in den letzten Tagen gemeldet wurde, sticht eine hervor: Der Pole Piotr Krzyzowski bestieg am 21. Mai ohne Flaschensauerstoff und ohne Sherpa-Begleiter den 8516 Meter hohen Lhotse.
Statt ins Basislager zurückzukehren, wie er es vor Beginn der Expedition eigentlich geplant hatte, stieg Krzyzowski aus der Lhotseflanke zum Everest-Südsattel auf und anschließend weiter Richtung Gipfel auf 8849 Metern. Am 23. Mai stand Piotr auf dem höchsten Punkt der Erde, knapp 48 Stunden nach seinem Gipfelerfolg am Lhotse. Eine solche Doppelbesteigung dieser beiden Achttausender ohne Flaschensauerstoff war zuvor nur etwa einer Handvoll Bergsteigern gelungen.
Alle Achttausender Pakistans ohne Flaschensauerstoff bestiegen
Für den 45 Jahre alten Anwalt aus Polen, der in seiner Heimat auch bei der Bergrettung aktiv ist, war es der sechste und siebte Achttausender-Erfolg ohne Flaschensauerstoff. 2019 war Krzyzowski eine viel beachtete Winterbesteigung des 7010 Meter hohen Khan Tengri in Kirgistan gelungen. 2021 bestieg Piotr mit dem Gasherbrum II in Pakistan seinen ersten Achttausender. 2022 ließ er den Broad Peak und den K2 folgen. Im Sommer 2023 machte er mit dem Nanga Parbat und dem Gasherbrum I seine Sammlung der fünf pakistanischen Achttausender komplett.
Exot im Everest-Basislager
Mit seinem Stil fiel er am durch und durch kommerzialisierten Everest auf. „Ich weiß, dass es in den hohen Bergen immer weniger Platz für Menschen wie mich gibt, die ohne die Unterstützung von Sherpas, ohne die Verwendung von Flaschensauerstoff und ohne die große Unterstützung von Agenturen und Hochträgern klettern“, schrieb Piotr auf Instagram.
Er habe sich in der Zeltstadt am Fuße des Everest mit ihren VIP-Zelten, die von Kunstrasen umgeben sind, gleich unwohl gefühlt, so Krzyzowski: „Zu allem Überfluss musste ich am ersten Abend während des Abendessens, als jeder Teilnehmer „seinen Sherpa“ kennenlernte, die Frage beantworten: „Wo ist meiner?“. Als ich antwortete, dass ich alleine klettere, sah ich in den Augen meiner Gesprächspartner Erstaunen, Unverständnis. Wahnsinn! Wie kann man alleine unterwegs sein? Es ist doch der Everest. Deshalb wollte ich so schnell wie möglich weg, meinen Rucksack packen, in die Wand einsteigen, in meine Einsamkeit, solo klettern.“ Seine Einsamkeit dürfte Piotr in diesen Tagen am Lhotse und Everest nicht gefunden haben. Dafür muss er sich wohl andere Berge aussuchen.
bemerkenswert ist auch, dass er selbst erwähnt beim Gasherbrum II, dass er den Gipfel außerdem ohne pharmakologische Unterstützung erreichte. Das wird meistens unter den Tisch gekehrt.
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