Auch zehn Tage nach dem letzten Lebenszeichen der Bergsteiger Daniele Nardi und Tom Ballard vom Nanga Parbat fehlt jede Spur von den beiden Vermissten. Nachdem sie drei Tage lang vergeblich das Gebiet um die „Mummery-Rippe“, einen markanten Felssporn in der Diamir-Wand, und heute zusätzlich noch die nahegelegene Kinshofer-Route nach dem 42 Jahre alten Italiener und dem 30-jährigen Briten abgesucht hatten, kehrten die Spanier Alex Txikon und Felix Criado sowie die Pakistaner Muhammad Ali Sadpara und Rahmat Ullah Baig ins Basislager zurück. Das Rettungsteam hatte bei der Suche auch Kamera-Drohnen eingesetzt.
Am 24. Februar hatten sich Nardi und Ballard zuletzt aus einer Höhe von 6300 Metern von der Mummery-Rippe gemeldet, die sie erstmals vollständig hatten klettern wollen. Danach brach der Kontakt ab. Wahrscheinlich wurden Daniele und Tom von einer Lawine erfasst. Das Suchteam berichtete von deutlichen Lawinenspuren und permanenter Gefahr, dass weitere Schneemassen abgingen.
„Schmerzhafte Entscheidung“
Karrar Haidri vom „Alpine Club of Pakistan“ erklärte gegenüber den Nachrichtenagenturen AP und EFE die Suchaktion bereits für beendet. Haidri sprach von einer „sehr schmerzhaften Entscheidung“. Die Retter hätten alles getan, was in ihrer Macht gestanden habe. Offenkundig wird der Hubschrauber, der Txikon und seine drei Teammitglieder am Donnerstag zurück zum K2-Basislager bringen soll, vorher noch einmal den Mummery-Sporn abfliegen, um ein letztes Mal nach Nardi und Ballard zu suchen. Eine realistische Chance, die beiden noch lebend zu finden, besteht eigentlich nicht mehr.
„Nicht aufgeben“
Daniele war erst vor einem halben Jahr Vater eines Sohnes geworden. „Ich möchte als jemand in Erinnerung bleiben, der etwas Unglaubliches, Unmögliches ausprobiert, aber nicht aufgegeben hat“, hatte Nardi dem italienischen Sender „Le Iene“ vor seiner Abreise nach Pakistan gesagt. „Die Botschaft, die ich meinem Sohn hinterlassen möchte, wenn ich nicht zurückkomme, ist, nicht aufzuhören, nicht aufzugeben. Strenge dich an, denn die Welt braucht bessere Menschen, um den Frieden wirklich Realität werden zu lassen, nicht bloß eine Idee.“
Pivtsov und Co. am K 2 auf 7400 Metern
Dank und Respekt gebührt allen, die sich an der Suchaktion am Nanga Parbat beteiligten und sich damit auch selbst der großen Lawinengefahr an dem Achttausender aussetzten. Txikon und seine drei Mitstreitern stellten zudem ihre eigenen Ambitionen am K 2 hintenan. Am zweithöchsten Berg der Erde erreichten heute die Bergsteiger der anderen Winterexpedition unter Leitung des Kasachen Vassiliy Pivtsov Lager 3 auf 7400 Metern. Gut 1200 Höhenmeter fehlen ihn noch bis zum Gipfel.