Meagan Martin und Molly Thompson-Smith: Zwei schwarze Kletterinnen reden über Rassismus

Meagan Martin beim Bouldern

„Adventure Gap“, die Abenteuer-Lücke. So nennt der schwarze Journalist und Buchautor James Edward Mills das Phänomen, dass schwarze Bergsteiger und Kletterer in der Abenteuer-Szene immer noch die Ausnahme sind. „Es geht nicht um die Frage, ob Afroamerikaner hohe Berge besteigen können oder nicht“, schrieb Mills im Magazin „National Geographic“: „Was zählt, ist, dass wir als Gruppe dazu neigen, es nicht zu tun. Und aus einer Vielzahl unterschiedlicher sozialer und kultureller Gründe ist die Welt des Bergsteigens fast ausschließlich den weißen Männern vorbehalten.“

Doch es tut sich etwas. Die „Black Lives Matter“-Bewegung führe auch in der Outdoorbranche zu einem Umdenken, schreibt mir US-Kletterin Meagan Martin. Die Erkenntnis, dass Rassismus immer noch weit verbreitet sei, habe die Szene zunächst überrascht. Inzwischen hinterfragten sich jedoch Unternehmen, wo sie es versäumt hätten, ein „Verbündeter der schwarzen Bevölkerung“ zu sein und wie sie es in Zukunft besser machen können: „Auch viele Athleten nehmen sich jetzt die Zeit nachzudenken, Verantwortung zu übernehmen und sich zu einem besseren Verbündeten zu erziehen.“

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Sophia Danenberg: „Zahl schwarzer Bergsteiger wird exponentiell steigen“

Auf dem höchsten Punkt der Erde im Mai 2006

Beinahe hätte sie das Gipfelfoto vergessen. Als Sophia Danenberg am 19. Mai 2006 um sieben Uhr morgens gemeinsam mit den Brüdern Panuru und Mingma Chhiring Sherpa den Gipfel des Mount Everest erreichte, waren sie allein auf dem Dach der Welt. Es sei windig gewesen, nur die Gipfel der umliegenden Bergen hätten sich über die Wolkendecke erhoben, erinnerte sich Sophia kürzlich in einem Interview des US-Technologieportals „GeekWire“: „Es ist seltsam, wirklich über allem zu stehen. Ich war jedoch total darauf fokussiert, wieder nach unten zu kommen. Wäre Panuru nicht gewesen, hätte ich wahrscheinlich vergessen, ein Foto zu machen.“ Die Afroamerikanerin war die erste schwarze Bergsteigerin auf dem Gipfel des Mount Everest – was sie erst am Berg erfuhr.

Danenberg wuchs in Chicago auf. An der renommierten Universität Harvard schloss sie ihr Studium in Umweltwissenschaften und Public Policy mit Auszeichung (Magna Cum Lauda) ab. In ihrer Studienzeit erwachte ihre Liebe zum Bergsteigen. Im November 2005, ein halbes Jahr vor ihrer Everest-Besteigung, stand sie auf dem Gipfel der nahegelegenen Ama Dablam (6814 Meter). Neben dem Everest bestieg Sophia drei weitere der Seven Summits, der höchsten Berge aller Kontinente: den Aconcagua (6962 Meter, Südamerika), den Denali (6194 Meter, Nordamerika) und den Kilimandscharo (5895 Meter, Afrika).

Heute lebt die 48-Jährige in Seattle. Für den US-Luftfahrtkonzern Boeing analysiert sie die internationale Umweltpolitik und hält Kontakt zu internationalen Unternehmen und Organisationen. Im Rahmen meiner Berichte über die „Black Lives Matter“-Bewegung in den USA habe ich Sophia einige Fragen geschickt.

Sophia, du hast 2006 als erste schwarze Bergsteigerin den Gipfel des Mount Everest erreicht. Was hat dich damals dorthin gezogen?

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Namen von Kletterrouten: Wo hört Flapsigkeit auf und fängt Rassismus an?

„Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt“, schrieb einst der österreichische Philosoph Ludwig Wittgenstein (1889-1951) in seinem berühmten „Tractatus“. Vereinfacht gesagt: Wie wir etwas sagen oder schreiben, ist durchaus von Bedeutung, denn Sprache schafft Wirklichkeit. Das sollte man meiner Meinung nach in der Diskussion um diskriminierende Namen von Kletterrouten bedenken, die im Rahmen der „Black Lives Matter“-Bewegung vor allem in den USA deutlich an Schwung gewonnen hat.

Erstbegeher, die einst bei der „Taufe“ ihrer Routen das N-Wort verwendet haben, sind darum noch nicht zwangsläufig Rassisten – sollten sich aber bewusst machen, dass Rassismus bei der Wortwahl beginnt. Was gestern vielleicht witzig gemeint und flapsig dahinformuliert war, kann heute beleidigen und diskriminieren. Wahrscheinlich hat es das auch schon früher getan, man hat nur nicht darüber geredet.

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