Trocken, trockener, Karakorum

Broad Peak im Sommer 2004
So sah der Broad Peak im Sommer 2004 aus

„Vor zwei Tagen wurde Ismail Akbarov aus Aserbaidschan oberhalb des Basislagers von einem Stein getroffen. Es war sein erster Anstieg und gleichzeitig das Ende seiner Expedition. Der Aufprall verletzte sein Schienbein, sodass er mit dem Hubschrauber nach Skardu geflogen werden musste“, schrieb der Pole Lukasz Supergan, der sich in diesem Sommer am 8051 Meter hohen Broad Peak im Karakorum in Pakistan versucht, gestern auf Instagram. Er selbst habe sich darauf verlegt, nicht erst am Morgen, sondern bereits mitten in der Nacht zu starten, um nicht Steine loszutreten und hinter ihm Aufsteigende zu gefährden.

Nicht nur vom Broad Peak, sondern auch vom benachbarten K2 und den anderen Achttausendern Pakistans, dem Gasherbrum I, dem Gasherbrum II und dem Nanga Parbat, werden derzeit außergewöhnlich trockene Verhältnisse am Berg gemeldet, einhergehend mit erhöhter Steinschlaggefahr. Die sonst üblichen Niederschläge blieben bisher weitgehend aus. Immerhin wird für die kommenden Tage im Karakorum leichter Schneefall erwartet.

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Neue Route am 7000er Kabru, Todesfall am Makalu, Everest-Fixseil-Team am Südsattel

Das Kabru-Massiv

Die Routiniers rocken es auch noch mit über 60 Jahren. Das italienische Ehepaar Nives Meroi und Romano Benet, beide 63 Jahre alt, und der 60 Jahre alte Slowake Peter Hamor eröffneten am 7412 Meter hohen Kabru an der Grenze zwischen Nepal und dem indischen Bundesstaat Sikkim eine neue Route durch die noch jungfräuliche Westwand.

„Niemand hatte zuvor versucht, diesen Gipfel von der westlichen, nepalesischen Seite aus zu erreichen – die Wand war bis jetzt unberührt geblieben“, ließ Hamors Team in der Heimat via Facebook wissen. Nach dem Gipfelerfolg am Sonntag seien die drei Bergsteiger wohlbehalten im Basislager zurück. Zunächst hatte es nicht nach einem Erfolg ausgesehen. Das Trio hatte im Basislager zwei Wochen lang schlechtes Wetter mit heftigem Schneefall und starken Winden aussitzen müssen.

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Weitere Gipfelerfolge an Mount Everest und Co.

Sonnenaufgang über Mount Everest und Lhotse (r.)

Das Schönwetterfenster über dem Himalaya mit wenig Wind scheint sich zu halten. Und dementsprechend überrascht es kaum, dass nun täglich Gipfelerfolge von den Achttausendern gemeldet werden. Nachdem am Samstag – wie berichtet – ein neunköpfiges Team des Veranstalters Imagine Nepal am Mount Everest die Fixseile bis zum Gipfel gelegt hatte, erreichten am Sonntag und heutigen Montag auch die ersten Kunden der kommerziellen Teams den höchsten Punkt der Erde auf 8849 Metern. Unter ihnen war der Pakistaner Sajid Ali Sadpara, der ohne Flaschensauerstoff aufstieg. Für den 25 Jahre alten Sohn von Muhammad Ali Sadpara – der legendäre pakistanische Bergsteiger starb im Winter 2021 am K2 – war es der sechste Achttausender und der zweite in diesem Frühjahr nach der Annapurna, die Sajid ebenfalls ohne Atemmaske bestiegen hatte.

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Behörden der Everest-Region schränken Hubschrauber-Transporte ein

Hubschrauber hebt vom Flugplatz Syangboche oberhalb von Namche Bazaar ab

Die lokalen Behörden des Gebiets um den Mount Everest scheuen derzeit keinen Konflikt. Wie berichtet, will sich die Khumbu Pasanglhamu Rural Municipality nicht an die neue landesweite Vorschrift des Nepal Tourism Board halten, dass allein wandernde Trekking-Touristen einen Guide oder Träger anheuern müssen. Und auch mit den Expeditionsveranstaltern legen sich die Behörden des Khumbu jetzt an.

Sie untersagten die seit Jahren gängige Praxis, das Expeditionsmaterial per Hubschrauber bis zum Everest-Basislager transportieren zu lassen. In dieser Saison ist vorerst der Flugplatz in Syangboche, oberhalb des Khumbu-Hauptorts Namche Bazaar gelegen, Endstation für den Großteil der Ausrüstung. Lediglich sehr sperrige und schwere Teile wie große Tische sollen nach dem Willen der Regionalverwaltung mit dem Hubschrauber ins Basislager geflogen werden dürfen. Den Rest sollen Träger oder Yaks zum Fuß des höchsten Bergs der Erde bringen. Das würde mehrere Tage dauern – wenn überhaupt genügend Träger und Yaks zu Verfügung stehen.

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Mount Everest und Co.: Bergrekorde sind Unsinn

Luftbild: Fünf Achttausender (und der Siebentausender Baruntse) auf einen Blick
Fünf Achttausender (und der Siebentausender Baruntse) auf einen Blick

Kürzlich stellte ein deutscher Rapper in einer Unterhaltungsshow im deutschen Fernsehen einen neuen Guinness-Weltrekord auf: Er stapelte sieben Donuts innerhalb von 30 Sekunden übereinander, ohne dass sie umfielen. Der Musiker schaffte es im zweiten Anlauf, also so gut wie ohne Training. Ist er nun der König der Donut-Stapler und ein internationaler Ausnahmekönner in dieser Disziplin? Im Guinness-Buch der Rekorde wird auch eine US-Amerikanerin als „Doughnut Queen“ geführt, die 2018 zwölf der runden gebackenen Krapfen stapelte.

Beide profitierten wahrscheinlich davon, dass kaum jemand auf die Idee kommt, unter Zeitdruck Donats aufzutürmen und sich das auch noch von Schiedsrichtern attestieren zu lassen. Aber abgesehen davon zeigt sich an diesem Beispiel, dass die Bedingungen, unter denen Rekorde zustande kommen, eine oft entscheidende Rolle spielen. Mutmaßlich hatte es vorher noch niemand in 30 Sekunden versucht. Und hätte der Rapper eine Minute Zeit gehabt, wäre er wohl nicht im Rekordbuch gelandet. So ähnlich verhält es sich auch mit Bergrekorden.

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Skiversuch am Mount Everest, viel Rummel am Manaslu

Mount Everest
Mount Everest

Wer den Mount Everest einsam erleben will, sollte im Herbst dorthin kommen. Die fünfköpfige Expedition des polnischen Skibergsteigers Andrzej Bargiel ist (zumindest bislang) die einzige, der die nepalesische Regierung für diese Saison eine Genehmigung erteilt hat. Der 34-Jährige möchte den höchsten Berg der Erde ohne Flaschensauerstoff besteigen und vom höchsten Punkt mit Skiern abfahren. Begleitet wird er unter anderen vom erfahrenen, 54 Jahre alten Janusz Golab, dem 2012 mit seinem Landsmann Adam Bielecki im Karakorum in Pakistan die erste Winterbesteigung des 8080 Meter hohen Gasherbrum I gelungen war. Bargiel stieg mit Golab und dem Filmer Carlos Llerandi gestern bis Lager 2 auf rund 6400 Metern auf, um sich weiter zu akklimatisieren.

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Wenn die Kommunikation am Berg zusammenbricht

Broad Peak (mit Schatten des K 2, fotografiert 2004)

4G-Netz in den Basislagern am Mount Everest und K2 – die Bergsteigerinnen und Bergsteiger haben sich inzwischen daran gewöhnt, dass sie selbst an den beiden höchsten Bergen der Welt mit ihren Smartphones kommunizieren können. So erhalten sie auf einem einfachen und vor allem extrem schnellen Weg die neuesten Wetterberichte oder können auch per Handy innerhalb ihrer Teams Kontakt halten. Nicht wie früher mit Funkgeräten oder den erheblich teureren Satellitentelefonen. In den vergangenen Tagen meldeten jedoch Expeditionen in Pakistan Kommunikationsprobleme mit ihren Teams am Berg.

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Kristin Harilas Achttausender-Jagd: Nummer 7, Nanga Parbat

Die Diamirseite des Nanga Parbat

Die ersten Achttausender-Gipfelerfolge der Sommersaison in Pakistan werden vom Nanga Parbat gemeldet. Laut Pemba Sherpa, Gründer des nepalesischen Veranstalters 8K Expeditions, erreichte heute die 36 Jahre alte Norwegerin Kristin Harila mit ihren drei Begleitern Chhiring Namgel Sherpa, Pasdawa Sherpa und Dawa Ongju Sherpa den Gipfel auf 8125 Metern. Damit setzte Kristin ihre Rekordjagd auf den Spuren von Nirmal „Nims“ Purja fort.

Wie der Nepalese im Jahr 2019 will Harila als erste Frau alle 14 Achttausender in einem halben Jahr besteigen – wie Nims mit Flaschensauerstoff, starker Sherpa-Unterstützung und, wenn möglich, Hubschraubern, um die Distanzen zwischen den Bergen möglichst schnell zu überwinden. In Pakistan dürfte dies nicht möglich sein, da Helikopterflüge im Norden des Landes nur dem pakistanischen Militär erlaubt sind.

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Expeditions-Hotspot K2

K2
Der 8611 Meter hohe K2 im Karakorum (im Sommer 2004)

Wird der K2 wie der Mount Everest zum Verkaufsschlager? Nein, das muss ich nicht mehr als Frage formulieren. Der 8611 Meter hohe Berg an der Grenze zwischen Pakistan und China ist bereits ein Renner im Angebot der kommerziellen Expeditionsveranstalter. Karrar Haidri, Chef des Alpine Club of Pakistan, sagte der pakistanische Zeitung „The News“, in diesem Sommer würden mehr als 400 Bergsteigerinnen und Bergsteiger versuchen, den zweithöchsten Berg der Erde zu besteigen. Zum Vergleich: Für die zurückliegende Frühjahrssaison am Everest erteilte die Regierung Nepals 325 Besteigungsgenehmigungen, im Rekordjahr 2021 waren es 408.

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Antonis Sykaris stirbt am Dhaulagiri

Antonis Sykaris (1962-2022)

Zwei Tage nach dem ersten Gipfelerfolg der Frühjahrssaison an den Achttausendern Nepals wird vom selben Berg der erste Todesfall vermeldet. Antonis Sykaris, der bislang erfolgreichste Höhenbergsteiger Griechenlands, sei beim Abstieg vom Gipfel des Dhaulagiri auf einer Höhe von 7400 Metern, nahe Lager 3 verstorben, „nach einer riesigen physischen und mentalen Anstrengung und einem Mangel an zusätzlichem Sauerstoff“, heißt es auf der Facebook-Seite des 59-Jährigen.

Am Montag hatte der nepalesische Expeditionsveranstalter Seven Summit Treks (SST) vermeldet, dass Sykaris und sein Begleiter Dawa Sherpa den Gipfel auf 8167 Metern erreicht hätten. Dawa Sherpa, der bis zum Tod des Griechen bei Antonis blieb, wartet offenbar in Lager 3 auf Unterstützung. Nach Angaben von SST wurde eine Rettungsaktion gestartet.

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Die Bergtouristen kehren nach Nepal zurück

Namche Bazaar

Ang Dorjee Sherpa freut sich. „Heute sind 471 Trekkingtouristen in Namche eingetroffen, ein neuer Rekord in diesem Frühjahr“, schreibt mir der 53 Jahre alte Besitzer der „A.D. Friendship Lodge“ in Namche Bazaar, dem Hauptort des Everest-Gebiets, am gestrigen Dienstag. Zum Vergleich: Im vergangenen Herbst waren es in der Spitze rund 250 Neuankömmlinge pro Tag.

Lodgebesitzer wie Ang Dorjee dürsten nach Kundschaft – zwei magere Jahre in Folge der Corona-Pandemie liegen hinter den Menschen im Khumbu-Gebiet, die fast alle vom Bergtourismus leben. Laut Ang Dorjee landeten am Dienstag auf dem Flugplatz in Lukla, dem Einfallstor zum Khumbu, 33 Flugzeuge und Hubschrauber. Das klingt schon fast wieder nach Normalität.

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Nepal vor der Frühjahrssaison: Weniger Bergsteiger am Mount Everest?

Blick auf Mount Everest (l.) und Lhotse

Und wieder wird es wohl eine schwierige Frühlingssaison in den Bergen Nepals. 2020 ging wegen der Corona-Pandemie gar nichts. 2021 traf eine Infektionswelle auch die Basislager am Mount Everest und Dhaulagiri – dass die nepalesische Regierung dies bis heute nicht eingeräumt hat, ist und bleibt ein Skandal. Und nun im Frühjahr 2022 sorgt der russische Krieg in der Ukraine weltweit für Unsicherheit – sicher auch bei Bergsteigern.

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Erste kleine Lichtblicke für Bergtourismus in Nepal

Yaks mit Touristengepäck in den Gassen von Namche Bazaar

Trekkingtouristen posieren an einer Stelle im Khumbu mit Aussicht auf den Mount Everest oder am Platz des Basislagers zu Füßen des höchsten Bergs der Erde – Bilder wie diese kursieren derzeit wieder in den sozialen Netzwerken. Ein Zeichen dafür, dass der Bergtourismus in Nepal nach der Zeit der tiefen Depression während der Corona-Pandemie langsam, aber sicher wieder in Schwung kommt. Die ersten eintröpfelnden Zahlen scheinen dies zu bestätigen.

Nach Angaben der Verwaltung des Sagarmatha-Nationalparks kamen im September rund 1400 Touristen ins Everest-Gebiet, im selben Monat 2020 waren es nur etwa 170 gewesen. Ang Dorjee Sherpa, Besitzer der AD Friendship Lodge in Namche Bazaar, teilte mir vor zwei Wochen begeistert mit, dass an einem Tag rund 250 Touristen im Hauptort der Khumbu-Region eingetroffen seien. Vor einem Jahr waren es häufig nur eine Handvoll Trekker pro Tag gewesen.

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Manaslu – der „Everest des Nachmonsuns“

Viel los am Manaslu

Ein Modeberg war der Mount Everest im Nachmonsun noch nie. Doch ganz so einsam wie in diesem Herbst war es am höchsten Berg der Erde früher nur selten. Das nepalesische Tourismusministerium gab bisher (Stand 14. September) für diese Saison keine Permits für den Everest aus. Nachfrage gleich Null. Stattdessen tummeln sich die vor allem kommerziellen Expeditionen am 8163 Meter hohen Manaslu im Westen Nepals. 171 ausländische Bergsteigerinnen und Bergsteiger aus 17 Teams erhielten Permits. Nimmt man das einheimische Personal dazu, wird das Manaslu-Basislager auf rund 4800 Metern wieder von rund 400 Menschen bevölkert. Auch die ersten Hochlager sind bereits eingerichtet.

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Bergtourismus in Nepal: Die nächste Herbstsaison mit Fragezeichen

Manaslu
Der 8163 Meter hohe Manaslu im Westen Nepals (2007)

Irgendwie passt es zur desolaten Lage des Tourismus in Nepal. Die wichtige Herbstsaison für Expeditionen und Trekkings steht vor der Tür, und das zuständige Ministerium ist führungslos. Der neue Ministerpräsident Sher Bahadur Deuba, nach einem Urteil des höchsten Gerichts am 13. Juli ins Amt gesetzt, hat noch keinen neuen Tourismusminister benannt. Kommissarisch hat der Regierungschef selbst diese Aufgabe übernommen.

Dabei steht die Tourismusbranche in Folge der Corona-Pandemie mit dem Rücken zur Wand. 2020 sank die Zahl der ausländischen Besucher nach Angaben der Regierung im Vergleich zu 2019 von rund 1,2 Millionen auf etwa 230.000, ein Minus von 80 Prozent. Analog ging die Zahl der Bergsteiger und Trekkingtouristen zurück, um 79 Prozent, von rund 172.000 auf knapp 36.000.

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