Winterexpeditionen an Broad Peak und Everest: Zurück im Basislager

Broad Peak (mit Schatten des K 2)

Nein, Bergsteiger sind keine normalen Arbeitnehmer – auch wenn der Blick auf die Winterexpeditionen im Himalaya und Karakorum diesen Eindruck erwecken könnte. Pünktlich zum Wochenende sind die Bergsteiger in ihre Basislager zurückgekehrt – jedoch nicht, um einfach nur die Füße hochzulegen, sondern aus anderen Gründen. Am Broad Peak haben Denis Urubko und Don Bowie ihren Gipfelversuch abgebrochen, weil Letztgenannter krank ist. „Wir sind im Basislager. Heute ist das Wetter traumhaft für den Gipfel, aber ich konnte Don nicht alleine lassen“, ließ Denis via Facebook wissen. „Es ging ihm wirklich schlecht. Nun braucht er Ruhe.“ Gestern hatte Urubko mitgeteilt, dass die Route bis auf eine Höhe von 7500 Metern mit Fixseilen gesichert sei: „Uns bleiben noch zwei Wochen. Ich fühle mich gut und werde auf den richtigen Augenblick warten.“

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Gipfelversuch am Broad Peak, K2-Expedition abgebrochen

Broad Peak

Das Schönwetterfenster steht nur kurz offen. Doch Denis Urubko und Don Bowie wollen die Gelegenheit nutzen, um zum 8051 Meter hohen Gipfel des Broad Peak im Karakorum zu „fensterln“. Wie Urubko auf Facebook verlauten ließ, brachen der frühere Kasache, der inzwischen einen polnischen und einen russischen Pass hat, und sein kanadischer Teamgefährte heute vom Basislager auf. Die beiden stiegen in einem Zug bis Lager 2 auf rund 6400 Metern auf. Morgen wollen der 46 Jahre alte Denis und der 50 Jahre alte Don nach Lager 3 auf 7000 Metern weiterklettern, um dann am Freitag den höchsten Punkt zu erreichen.

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Spaltensturz am Mount Everest

Alex Txikon (r.) und Jonathan Garcia (l.) nach dem Zwischenfall

Analogie der Ereignisse: Wie schon vor zwei Wochen am Gasherbrum I hat es jetzt auch bei Alex Txikons Winterexpedition am Mount Everest einen Spaltensturz gegeben, der glücklicherweise ebenfalls relativ glimpflich ausging. Der Spanier Jonatan Garcia war dabei, die Route durch den Khumbu-Eisfall mit Leitern zu sichern, als unter ihm eine Eisbrücke brach. Jonatan stürzte zwölf Meter tief in eine Spalte. Alex Txikon gelang es, seinen Gefährten wieder ans Tageslicht zu ziehen. Garcia zog sich Rippenverletzungen zu und sollte mit dem Hubschrauber ausgeflogen werden. Damit dürfte für ihn die Expedition beendet sein und Alex einen wichtigen Mitstreiter verloren haben. In der vergangenen Woche hatten Txikon und Garcia noch gemeinsam auf dem Gipfel der 6814 Meter hohen Ama Dablam gestanden.

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Gipfelversuch am Broad Peak abgebrochen

Im Hochlager am Broad Peak (im Hintergrund der K2)

Auf 7650 Metern war Schluss. Denis Urubko beendete den ersten Gipfelversuch der Winterexpedition am 8051 Meter hohen Broad Peak und kehrte um. „Keine Seile und eine Menge Gletscherspalten“, ließ der 46-Jährige via Facebook wissen. „Zu müde um zu spuren, zu riskant, nicht genügend Zeit. Aber eine gute Akklimatisation. Jetzt trinken wir Tee in Lager drei, morgen hinunter ins Basislager.“ Das klang fast, als wäre Denis heute die ganze Zeit über mit seinen Expeditionsgefährten Don Bowie und Lotta Hintsa unterwegs gewesen. Doch Urubko stieg alleine nach oben. 

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Anja Blacha nach Südpol-Expedition: „Andere Anforderungen als an 8000ern“

Anja Blacha am Südpol

57 Tage, 18 Stunden, 50 Minuten physische und psychische Anstrengung, Einsamkeit, unendliche Weite der Antarktis, Gletscherspalten, stark schwankende Temperaturen, die tiefste bei minus 35 Grad Celsius, Unwetter, Sturm. Dann erreichte die deutsche Abenteurerin Anja Blacha am 9. Januar überglücklich den Südpol. Am 12. November war die 29-Jährige von der Berkner-Insel im Nordwesten des eisigen Kontinents gestartet. Alleine, ohne Unterstützung von außen legte Anja die 1381 Kilometer bis zum Pol zurück, auf Skiern, ihren anfangs 100 Kilogramm schweren Schlitten hinter sich her ziehend.

Von den höchsten Bergen ins ewige Eis

Anja auf dem Gipfel des K2 (2019)

2017 hatte Blacha, damals 26 Jahre alt, als bisher jüngste deutsche Frau den Mount Everest bestiegen, mit Flaschensauerstoff. 2019 stand sie als erste deutsche Bergsteigerin überhaupt auf dem K2, dem zweithöchsten Berg der Erde – ohne Atemmaske. Auf die hatte sie bereits wenige Wochen zuvor verzichtet, als sie den benachbarten Achttausender Broad Peak bestiegen hatte.

Anja Blacha ist in Bielefeld in Nordrhein-Westfalen aufgewachsen. Heute lebt sie in Zürich. Dort arbeitet sie im Management eines Schweizer Telekommunikationsunternehmens, das ihren Abenteuern offenkundig sehr tolerant gegenübersteht: Im vergangenen Jahr verbrachte Anja schließlich im Schnitt jeden dritten Tag auf Expedition. Nach ihrer Rückkehr aus der Antarktis und nachdem Anja sich ein wenig von den Strapazen erholt hat, beantwortete sie meine Fragen.

Anja, zunächst einmal herzlichen Glückwunsch. Wie fühlst du dich nach 57 einsamen Tagen in der Antarktis?

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Kammerlander: „Kobusch hat am Everest keine Chance“

Hans Kammerlander auf der ISPO

„Im Winter braucht es viel Mut und Leidensfähigkeit. Das Riskio ist viel höher“, antwortet mir Hans Kammerlander, als wir uns am vergangenen Sonntag auf der Sportartikelmesse ISPO in München treffen. Ich habe ihn gefragt, was das Winterbergsteigen an den Achttausendern so besonders macht. „Die Achttausender können wegen der Höhe auch im Frühjahr schon sehr kalt sein“, fährt Hans fort. „Aber im Winter ist es manchmal doppelt so kalt. Dazu liegt der Jetstream tiefer, die Winde treffen die Berge zum Teil brutal. Alles wird mühsam, allein schon das Atmen wird schwerer in dieser Kälte.“

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Sergi Mingote: „Die 1000 Tage sind nicht das Wichtigste“

Sergi Mingote

In diesem Frühjahr startet Sergi Mingote die zweite Hälfte seines ambitioniertes Projekts: Innerhalb von 1000 Tagen will der 48 Jahre alte Spanier alle 14 Achttausender besteigen – ohne Flaschensauerstoff. Für die ersten sieben Achttausender ohne Atemmaske benötigte Sergi 444 Tage. 2018 stand der Katalane auf den Gipfeln von Broad Peak, K2 und Manaslu, 2019 auf Lhotse, Nanga Parbat, Gasherbrum II und Dhaulagiri

Mitte Februar bricht Mingote nach Chile auf, um sich in den Anden vorzuakklimatisieren. Am 27. März geht es dann nach Nepal, wo sich Sergi die nächsten beiden Achttausender vorgenommen hat. Seine Teampartner werden der Spanier Carlos Garranzo und der Italiener Matteo Conte sein. Mit Garranzo bestieg Mingote bereits den Lhotse, mit Conte den Gasherbrum II und den Dhaulagiri. 

Am Ende von Sergis Projekts soll im Mai 2021 der Mount Everest stehen. Mingote hat den höchsten Berg der Erde bereits zweimal bestiegen, beide Male allerdings mit Atemmaske: 2001 über die tibetische Nordseite, 2003 über die nepalesische Südseite des Bergs. 

Sergi, in diesem Frühling willst du die 8091 Meter hohe Annapurna und den 8485 Meter hohen Makalu besteigen, dann den Gasherbrum I im Sommer sowie den Cho Oyu und die Shishapangma im Herbst. Wie bereitest du dich auf dieses Mammutprogramm vor?

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Alex Txikon auf dem Gipfel der Ama Dablam

Alex Txikon

Der Everest kann kommen. Der Spanier Alex Txikon erreichte heute um 10.15 Uhr Ortszeit mit seinem Landsmann Jonatan Garcia und den Nepalesen Pasang Sherpa, Cheppal Sherpa und Kalden Sherpa den 6814 Meter hohen Gipfel der formschönen Ama Dablam (s. Video unten). „Es war ein harter Anstieg“, berichtete der 38-Jährige vom höchsten Punkt aus. „Der Wind hat uns auf dem ganzen Weg nach oben hart getroffen, aber hier sind wir, wir fünf ganz oben! Jetzt werden wir vorsichtig absteigen.“ Inzwischen sind die fünf Bergsteiger wieder wohlbehalten ins Basislager zurückgekehrt.

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Slowene Grega Lacen tödlich abgestürzt

Grega Lacen (1976-2020)

Die Bergsteiger-Szene trauert um den Slowenen Grega Lacen. Der 43-Jährige war am vergangenen Freitag im Gebiet um das Bergsteigerdorf Jezersko unterwegs, das im Norden Sloweniens nahe der Grenze zu Österreich liegt. Beim Abstieg über einen schneebedeckten Bergpfad rutschte Lacen offenbar aus und stürzte über eine steile Wand in den Tod. In Gregas Tourenbuch standen rund 600 Aufstiege. Auch im Himalaya und Karakorum hinterließ er seine Spuren.

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Moro und Lunger beenden Gasherbrum-Winterexpedition

Tamara Lunger (l.) und Simone Moro vor ihrem Aufbruch in den Eisbruch

Nach einem Spaltensturz Simone Moros am Gasherbrum I haben der Italiener und seine Südtiroler Kletterpartnerin Tamara Lunger ihre Expedition abgebrochen. „Die Winterexpedition von Simone und Tamara zu Gasherbrum I und II endet hier“, teilte Moros Managerin Marianna Zanatta mit. „Bei uns geht es noch drunter und drüber, aber das Glück herrscht vor, dass beide wohlauf sind.“

Hand abgeschnürt

Voller Energie und mit großer Zuversicht waren Moro und Lunger am Samstag vom Basislager aus aufgebrochen. Nach zehn Tagen harter Arbeit hatten sie sich einen Weg durch den Eisbruch zu Füßen des Gasherbrum I gebahnt und wollten, wenn es die Verhältnisse zuließen, das geplante Lager 1 auf knapp 6000 Metern überspringen und gleich nach Lager 2 auf 6400 Metern aufsteigen.

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Lhakpa Sherpa: „Zahl der Everest-Bergsteiger wird abnehmen“

Lhakpa Sherpa

Als Tellerwäscherin auf den höchsten Berg der Welt. Lhakpa Sherpa hat das nicht nur einmal geschafft. Mit neun Aufstiegen steht die 46-Jährige als erfolgreichste Everest-Bergsteigerin im Guinness-Buch der Rekorde. In diesem Frühjahr will sie Gipfelerfolg Nummer zehn folgen lassen. Bei ihrem ersten im Jahr 2000 von der nepalesischen Südseite aus war Lhakpa die erste Frau aus Nepal, die den Everest bestieg und lebend zurückgekehrte – Pasang Lhamu Sherpa, 1993 die erste Nepalesin auf dem höchsten Punkt der Welt, starb beim Abstieg. Die acht weiteren Everest-Erfolge gelangen Lhakpa von der tibetischen Nordseite aus.

Die Sherpani  lebt in West Hartford im US-Bundesstaat Connecticut. Zwölf Jahre lang war Lhakpa mit dem in Rumänien geborenen neunmaligen Everest-Besteiger George Dijmarescu verheiratet. Die Ehe endete in einem Rosenkrieg. Ein US-Gericht sprach Lhakpa schließlich nach der Scheidung das Sorgerecht für die gemeinsamen Kinder zu. Ihr Sohn ist inzwischen volljährig, die beiden jüngeren Töchter leben noch bei ihr. Um den Lebensunterhalt zu verdienen, arbeitet Lhakpa Sherpa 40 Stunden pro Woche als Spülkraft in einem Supermarkt.

Lhakpa, du willst im nächsten Frühjahr zum zehnten Mal auf den Mount Everest steigen. Wieder über die Nordseite, wieder mit Flaschensauerstoff, mit oder ohne Kunden?

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Everest-Winterexpedition: Kobusch erreicht Lho La

Jost Kobusch

Jost Kobusch hat sein erstes Etappenziel geschafft. Laut seinem GPS-Tracker erreichte der 27 Jahre alte deutsche Bergsteiger heute den 6006 Meter hohen Lho La, einen Pass auf der Grenze zwischen Nepal und Tibet. Der Lho La ist der niedrigste Punkt des Everest-Westgrats, über den Jost nach eigenen Worten im Alleingang aufsteigen will.

Lho La (obere Bildmitte)

Das „100 Prozent arschkalte“ (Jost), aber sonnige Wetter, das derzeit am höchsten Berg der Erde herrscht, soll sich zwar in der kommenden Woche halten. Doch die Meteorologen sagen ab Sonntagabend für den Gipfelbereich des Mount Everest Stürme in Orkanstärke voraus. Auf einer Höhe von 7000 Metern werden Windgeschwindigkeiten von immerhin noch 80 Stundenkilometern erwartet – alles andere als gute Voraussetzungen für einen Aufstieg über den exponierten Westgrat.  

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8000er-Winterexpeditionen: Schon oder noch nicht im Basislager

Denis Urubko am Broad Peak

Das Jahr kippt ins nächste. Höchste Zeit, noch einmal einen kurzen Blick auf die 8000er-Winterexpeditionen zu werfen, die uns Anfang 2020 in Atem halten werden. Der gebürtige Kasache Denis Urubko, inzwischen Russe mit polnischem Pass (oder Pole mit russischem), der Kanadier Don Bowie und die Finnin Lotta Hintsa haben ihr Basislager am Broad Peak bezogen. Alle drei kämpften während des Trekkings über den Baltoro-Gletscher mit Krankheiten und mussten Antibiotika schlucken. Offenbar haben sie aber das Schlimmste hinter sich. Denis und Lotta legten ein erstes Materialdepot auf 5100 Metern an. „Wir versuchen jetzt, auch unser letztes Teammitglied Don Bowie in den Kampfmodus zu bekommen“, schrieb Lotta gestern auf Instagram.  „Heute war der erste Tag, an dem sich meine Lungen frei anfühlten“, ließ Don am vergangenen Samstag wissen. „In ein paar Tagen sollte ich bereit sein zu klettern.“

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8000er-Winterexpeditionen laufen an

Broad Peak (mit Schatten des K 2)

Die Zeit der Meinungs- verschiedenheiten ist vorbei. Zumindest in Sachen Winterbesteigung auf der Nordhälfte der Erde. Mit diesem Sonntag haben nämlich die gut zwei Monate begonnen, in denen der meteorologische Winter (1. Dezember bis 29. Februar) und der kalendarische (22. Dezember bis 31. März) überlappen. Sollte bis Ende Februar ein Gipfelerfolg gelingen, wird er überall und von jedem als Winterbesteigung notiert. Bei einem späteren Termin gibt es einige (wenige) wie Denis Urubko, die meckern. Für den gebürtigen Kasachen, der inzwischen einen russischen und einen polnischen Pass hat, ist das Klima entscheidend, nicht der Kalender. Im März sei es von der Temperatur und den Verhältnissen weniger Winter als im Dezember, argumentiert Denis: „In diesem  Zusammenhang ist das „astronomische“ Jahr nur eine nackte Abstraktion, die mit den Gegebenheiten auf der Erde nicht wirklich etwas zu tun hat.“

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Wie viele 8000er-Winterexpeditionen bleiben übrig?

Mingma Gyalje Sherpa auf dem Gipfel des K2 (im Sommer 2017)

Der meteorologische Winter hat begonnen, der kalendarische steht vor der Tür. Und doch ist noch immer nicht ganz klar, wie viele Achttausender-Winterexpeditionen in dieser kalten Jahreszeit wirklich zustande kommen. Die bereits im September angekündigte Expedition von Mingma Gyalje Sherpa (Nepal), John Snorri Sigurjonsson (Island) und Gao Li (China) zum K2, dem einzigen noch nicht im Winter bestiegenen Achttausender, steht wegen finanzieller Probleme auf der Kippe. „Wir haben unser Geld zusammengelegt, alles durchkalkuliert und festgestellt, dass es nicht reicht“, schreibt Mingma auf Facebook. „Weil es sich um Winterbergsteigen handelt, gibt es riesige versteckte Kosten.“ Der 33-Jährige, der den K2 bereits zweimal im Sommer bestieg, hat eine Crowdfunding-Aktion (hier klicken) gestartet, um über Internetspenden die offenkundig noch fehlende Summe von 75.000 US-Dollar hereinzuholen.

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