Die chinesisch-tibetischen Behörden lassen die Expeditionsveranstalter zappeln. Nachdem es im vergangenen Herbst Signale aus Tibet gegeben hatte, dass es erstmals seit 2019 wieder für ausländische Bergsteigerinnen und Bergsteiger Permits für Mount Everest, Cho Oyu und Shishapangma geben könnte, blieb bis jetzt eine offizielle Bestätigung aus.
„Es ist wahrscheinlich, dass sie (die Achttausender auf tibetischer Seite) öffnen, aber es ist nicht sicher, dass sie es im Frühjahr tun“, schreibt mir Mingma Gyalje Sherpa, Chef des nepalesischen Expeditionsveranstalters Imagine Nepal. „Sie werden im Herbst öffnen.“ Imagine Nepal hatte nach den positiven Signalen eine Expedition zur 8027 Meter hohen Shishapangma ausgeschrieben, die Mingma selbst leiten wollte. „Wir werden jetzt im Herbst statt im Frühjahr fahren“, schreibt der 36-Jährige. Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie sind die hohen Berge Chinas für Ausländer gesperrt, nur Einheimische hatten eine Chance, eine Besteigungsgenehmigung zu erhalten.
Für die meisten zu knapp
Kari Kobler, Gründer des Schweizer Veranstalters Kobler & Partner, hat in der vergangenen Woche mit den Verantwortlichen in Tibet gesprochen. Es könne sein, „dass zwei bis drei kleine Teams im Frühling eine Bewilligung bekommen“, schreibt mir Kari. Für welche Berge, sei aber noch nicht klar. Die Entscheidung werde voraussichtlich im März fallen, sagt der Schweizer. „Dies wird für fast alle zu knapp.“ So habe Kobler & Partner beschlossen, die eigentlich für die Nordseite des 8849 Meter hohen Mount Everest geplante Expedition in diesem Frühjahr auf die nepalesische Südseite zu verlegen.
Die Wahrscheinlichkeit, dass die chinesische Seite des 8188 Meter hohen Cho Oyu im kommenden Herbst geöffnet wird, sieht der 67-Jährige bei 90 Prozent. Im Frühjahr 2024 werde der Everest „zu 100 Prozent“ wieder offen sein, hätten ihm seine Gesprächspartner in Tibet versichert, so Kobler.
Weltpolitische Lage hat Einfluss
„Ich hoffe bis zuletzt“, schreibt mir der Österreicher Lukas Furtenbach. Sein Unternehmen Furtenbach Adventures hatte für dieses Frühjahr Expeditionen auf die Everest-Nordseite und zur Shishapangma angeboten. Richtig optimistisch klingt Lukas jedoch nicht, dass die Behörden die Achttausender in Tibet noch für Ausländer öffnen werden: „Ich denke, aktuell hat die Entscheidung weniger mit Corona als mit der weltpolitischen Lage zu tun. Und das macht die Sache nicht besser.“ Damit spielt Furtenbach auf die zuletzt wachsenden Spannungen zwischen China und den NATO-Staaten an. Dennoch bringt das Zögern der offiziellen chinesischen Stellen in Sachen Everest den 45-Jährigen nicht um den Schlaf: „Die Südseite machen wir sowieso. Deshalb sind wir da flexibel und haben nicht so einen Druck.“