Russische Bergsteiger erheben ihre Stimme gegen den Ukraine-Krieg – ungeachtet möglicher Repressionen durch die Behörden ihres Heimatlands. „Wir, die Bergsteiger Russlands, sind gegen die Militäraktionen, die die russische Armee auf dem Gebiet der Ukraine durchführt. Wir wissen aus erster Hand, wie zerbrechlich das menschliche Leben ist“, heißt es in einem Offenen Brief an Präsident Wladimir Putin, den der russische Top-Bergsteiger Alexander Gukov auf Facebook veröffentlichte. „Wir halten es für ein Verbrechen, dass die russische Armee in das Hoheitsgebiet der Ukraine eindringt, worunter die Menschen beider Länder leiden. Dies ist ein Schandfleck in der Geschichte Russlands, mit dem nicht nur wir, sondern auch unsere Kinder werden leben müssen.“
„Ungerechtfertigter Verlust von Menschenleben“
Ukrainer und Russen verbinde eine tausendjährige gemeinsame Geschichte, heißt es in dem Offenen Brief: „Die Ukrainer sind unsere Freunde, mit denen wir Seite an Seite die schrecklichsten Prüfungen bestanden und auch schwierige Situationen in den Bergen geteilt haben.“ An Putin ergeht der Appell, den Angriff auf die Ukraine umgehend zu beenden: „Wir können den ungerechtfertigten Verlust von Menschenleben auf beiden Seiten und die Aufstachelung zum Hass zwischen unseren Völkern nicht hinnehmen und fordern eine sofortige Einstellung der Feindseligkeiten.“ 138 Personen hätten den Offenen Brief unterzeichnet, schreibt mir Gukov (Stand 2. März, 15.45 Uhr): „Bislang gab es noch keinen Druck von irgendjemandem.“
Piolet-d’Or-Preisträger
Der 1976 geborene Alexander Gukov lebt in St. Petersburg und gehört zu den besten Alpinisten der Welt. 2015 wurden Alexander und sein russischer Landsmann Aleksei Lonchinsky für ihre neue Route durch die Südwand des 6618 Meter hohen Thamserku in Nepal mit dem Piolet d’Or ausgezeichnet worden, dem „Oscar der Bergsteiger“.
Im Sommer 2018 wurde Gukov in einer dramatischen Aktion per Hubschrauber vom 7145 Meter hohen Latok I in Pakistan gerettet. Fast eine Woche lang hatte er bei schlechtem Wetter auf 6200 Metern festgesessen, ohne Lebensmittel und ohne Ausrüstung. Sein 26 Jahre alter Teampartner Sergey Glazunov, mit dem Gukov zuvor erstmals den gesamten Nordgrat des Latok I geklettert war, war beim Abseilen in den Tod gestürzt.
P.S.: Alexander hat mich darüber informiert, dass der Offene Brief nicht nur auf russische Bergsteiger beschränkt ist. „Jeder, egal aus welchem Land, ist eingeladen zu unterschreiben.“
ClimbersforPeace – eine starke und mutige Stellungnahme zum Russichen Überfall auf die Ukraine. Es gibt keine akzeptabele Begründung für diese Agression, Putin muss diesen Angrif umgehend beenden!