Manaslu-Debatte: Wann ist ein Gipfel ein Gipfel?

„True Summit“ des Manaslu

Kaum liegt ein Thema auf der Schnellkochplatte der sozialen Medien, kochen die Emotionen hoch. Die einen werden in den Himmel gelobt, die anderen in die Hölle verbannt. Hier die strahlenden Helden, dort die finsteren Schurken. Je drastischer die Formulierung, desto mehr Herzchen, Daumen hoch und klatschende Hände. Die Bergsteiger-Szene macht da keine Ausnahme. Jüngstes Beispiel: die Debatte über den „True Summit“ des Achttausenders Manaslu.

Am Montag erreichten Mingma Gyalje Sherpa und Co. – mit Flaschensauerstoff – den (aller)höchsten Punkt auf 8163 Metern, ganz am Ende des Gipfelgrats. Und schon werden auf Twitter und Co. alle anderen Bergsteiger, die an einem der nahe gelegenen und etwas niedrigeren Vorgipfel des Manaslu umdrehten, als „Betrüger“ und „Lügner“ abgestempelt. Andere wettern gegen die „Himalayan Database„, in der die Gipfelerfolge an den hohen Bergen Nepals erfasst werden. Die Chronik sei „nicht länger die Referenz für Achttausender“, heißt es.

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Roger Schaeli und Simon Gietl: Sechs Nordwände in zwei Wochen

Roger Schaeli (l.) und Simon Gietl (am Gipfel der Großen Zinne)

„Für mich war dies wohl mein schönstes Bergsteigererlebnis“, schrieb Roger Schaeli heute auf Instagram, nachdem er mit seinem Teampartner Simon Gietl auch durch die Nordwand der Grandes Jorasses geklettert war. Auch Simon schwärmte von einer „neuen Dimension an Erlebnissen, Abenteuern und Eindrücken“. 

Es war die sechste und letzte klassische Alpennordwand, die der 43 Jahre alte Schweizer Schaeli und der 36 Jahre alte Südtiroler Gietl in den vergangenen zweieinhalb Wochen gemeistert hatten – und das nach dem Prinzip „fair zum Berg“: Die Distanzen zwischen der Großen Zinne (2.999 Meter) in Südtirol, Piz Badile (3.308 Meter), Eiger (3.967 Meter) und Matterhorn (4.478 m) in der Schweiz sowie Petit Dru und Grandes Jorasses in Frankreich legten die beiden mit dem Rennrad zurück. Am Piz Badile und Eiger nutzten die beiden Top-Kletterer Gleitschirme, um nach ihren Anstiegen wieder ins Tal zu kommen. „North6“ hatten sie ihr Projekt getauft.

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Manaslu: Höchster Punkt oder Vorgipfel?

Gipfelgrat des Manaslu

„Herzlichen Glückwunsch an alle unsere Teammitglieder zur erfolgreichen Besteigung des Manaslu (wirklicher Gipfel) um ca. 9:40 Uhr Ortszeit.“ Das verkündete heute Mingma Gyalje Sherpa, Expeditionsleiter und Chef des nepalesische Veranstalters Imagine Nepal. Er selbst und alle 21 weiteren Teammitglieder hätten den höchsten Punkt auf 8163 Metern erreicht. Gipfelfotos liegen noch nicht vor.

Mingma Gyalje – im vergangenen Januar einer der nepalesischen Wintererstbesteiger des K2 in Pakistan – hatte seine Expedition damit beworben, dass er sich, anders als bei seinen bis dahin vier Manaslu-Besteigungen, diesmal nicht mit einem der Vorgipfel begnügen wolle.

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Gipfelerfolge vom Manaslu vermeldet

Am späten Abend zum Gipfel

Die erste Gipfelwelle am 8163 Metern hohen Manaslu im Westen Nepals rollt. Nach Angaben des Expeditionsveranstalters Seven Summit Treks erreichten am späten Donnerstagabend sechs Sherpas, die für das Anbringen der Fixseile zuständig waren, den höchsten Punkt. Mehrere Dutzend Kunden kommerzieller Anbieter sollen sich auf dem Weg zum Gipfel befinden. Das Tourismusministerium in Kathmandu hatte nach eigenen Angaben für diesen Herbst 171 ausländischen Bergsteigern aus 17 Teams Permits für den Manaslu erteilt.

Immer weniger Besteigungen ohne Atemmaske

Der achthöchste Berg der Erde wurde bereits mehr als 2000 Mal bestiegen, etwa die Hälfte der Gipfelerfolge wurde in den vergangenen vier Jahren vermeldet. Bis 2009 war verhältnismäßig wenig Trubel am Manaslu, seitdem hat sich der Berg immer mehr zum kommerziellen „Herbstrenner“ entwickelt. Gleichzeitig sank nach Angaben der Chronik Himalayan Database der Anteil derer, die den Manaslu ohne Flaschensauerstoff versuchten.

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Simon Messner zum Klimawandel: „Wir dürfen nicht mehr wegsehen!“

Simon Messner (r.) und Martin Sieberer (im Hintergrund der Broad Peak)
Simon Messner (r.) und Martin Sieberer (im Hintergrund der Broad Peak)

Der Klimawandel fällt auch den Bergsteigern vor die Füße. Immer häufiger hört und liest man von Topkletterern, deren Projekte scheitern, weil hohe Temperaturen selbst in größter Höhe für gefährliche Bedingungen sorgen. „Ich kann nicht behaupten, dass ich damit gerechnet habe, mir am zweithöchsten Gipfel der Erde einen Sonnenbrand zu holen“, schrieb der US-Amerikaner Graham Zimmerman mit einem Augenzwinkern, nachdem er und der Kanadier Ian Welstedt im Juli vergeblich versucht hatten, den K2 über den selten begangenen Westgrat zu besteigen. Die Lawinen- und Steinschlaggefahr war schlicht zu hoch.

Und auch der Südtiroler Simon Messner und der Österreicher Martin Sieberer kehrten Ende August mit leeren Händen aus dem Karakorum zurück, weil ihnen die Bedingungen am noch unbestiegenen 7134 Meter hohen Praqpa Ri, nahe dem K2 gelegen, einen Strich durch die Rechnung machten. „Zweimal blieben wir in tiefem Pulverschnee auf etwa 6.000 Metern Höhe stecken und mussten umkehren“, schrieb Simon Messner auf Facebook. Die Wetter-App habe auf 7000 Metern Temperaturen bis plus 10 Grad Celsius vorhergesagt, wunderte sich der 30 Jahre alte Sohn der Bergsteiger-Legende Reinhold Messner. Simon hat meine Fragen beantwortet.

Simon, ihr wart während der Corona-Pandemie auf Expedition in Pakistan. Wie besonders waren die Umstände?

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Manaslu – der „Everest des Nachmonsuns“

Viel los am Manaslu

Ein Modeberg war der Mount Everest im Nachmonsun noch nie. Doch ganz so einsam wie in diesem Herbst war es am höchsten Berg der Erde früher nur selten. Das nepalesische Tourismusministerium gab bisher (Stand 14. September) für diese Saison keine Permits für den Everest aus. Nachfrage gleich Null. Stattdessen tummeln sich die vor allem kommerziellen Expeditionen am 8163 Meter hohen Manaslu im Westen Nepals. 171 ausländische Bergsteigerinnen und Bergsteiger aus 17 Teams erhielten Permits. Nimmt man das einheimische Personal dazu, wird das Manaslu-Basislager auf rund 4800 Metern wieder von rund 400 Menschen bevölkert. Auch die ersten Hochlager sind bereits eingerichtet.

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Drei Bergsteiger vom 7000er Rakaposhi gerettet

Der 7788 Meter hohe Rakaposhi im Norden Pakistans

Glückliches Ende einer dramatischen Rettungsaktion: Nachdem sie tagelang am 7788 Meter hohen Rakaposhi im Norden Pakistans auf 6900 Metern festgesessen hatten, konnten die beiden Tschechen Petr Macek und Jakub Vlcek sowie der pakistanische Bergsteiger Wajid Ullah Nagri am gestrigen Dienstag aus eigener Kraft mehrere hundert Meter absteigen. Heute wurden sie schließlich von einem Rettungshubschrauber aus einer Höhe von 6200 Metern geborgen. Allen dreien soll es den Umständen entsprechend gut gehen.

Macek, Vlcek und Nagri hatten nach Medienberichten am Donnerstag vergangener Woche den Gipfel erreicht. Beim Abstieg gerieten sie bei schlechtem Wetter in Bergnot und saßen in ihrem Lager 3 auf 6900 Metern fest. Angeblich war einer der Tschechen höhenkrank, beide hätten sich Erfrierungen zugezogen, hieß es. Offenbar fehlte es dem Trio zudem an Seilen, um den Abstieg fortzusetzen.

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