Everest-Nordseite: Nur die Optimisten halten noch an ihren Plänen fest

Tibetische Nordseite des Mount Everest
Tibetische Nordseite des Mount Everest

So viel ist schon jetzt klar: Der Mount Everest wird auch in diesem Frühjahr auf der tibetischen Nordseite ein deutlich einsamerer Berg sein als auf der nepalesischen Südseite. Während das nepalesische Tourisministerium bislang (Stand: 24. April) 388 Besteigungsgenehmigungen für den Everest ausgestellt haben, halten die chinesisch-tibetischen Behörden – wie berichtet – die ausländischen Expeditionsteams nach wie vor hin. Ohnehin ist die Zahl der Permits auf 300 gedeckelt. Doch so viele werden es in diesem Frühjahr bei weitem nicht werden.

Die Genehmigungen, nach Tibet einzureisen und sich am Everest zu versuchen, sollen dem Vernehmen nach frühestens nach den chinesischen Feiertagen rund um den 1. Mai, dem Tag der Arbeit, erteilt werden. In China bleiben die Behörden aus diesem Anlass bis einschließlich 5. Mai geschlossen. Sollten die Permits dann endlich vorliegen, würde es immer noch einige Tage dauern, bis die Teams im vorgeschobenen Basislager auf knapp 6500 Metern ankommen. Realistisch betrachtet, blieben dann nur noch rund drei Wochen bis zum Saisonende Anfang Juni, um den Gipfel zu erreichen. Ein knappes Zeitfenster.

Einige Veranstalter zogen die Reißleine

Basislager auf der Everest-Nordseite (2005)
Basislager auf der Everest-Nordseite (2005)

Zu knapp, sagen einige Expeditionsveranstalter und haben bereits ihre Pläne aufgegeben, über die tibetische Nordseite aufzusteigen. Die Anbieter Adventure Peaks, Arnold Coster Expeditions und Kobler&Partner zogen die Reißleine und wechselten mit ihren Teams auf die Südseite.

Auch beim Veranstalter Furtenbach Adventures schlossen sich die meisten Nordseiten-Kunden dem Team auf der Südseite an. „Wir warten immer noch mit einem kleineren Team für die Nordseite und sind zuversichtlich, dass wir bald einreisen können“, schreibt mir Lukas Furtenbach, Chef des Unternehmens. „Wir sind alle bestens vorakklimatisiert und brauchen daher nicht lange. Unsere ganze Expedition war ja nur auf drei Wochen angelegt.“

Fixseile liegen bis zum Nordsattel

Mingma Sherpa, Chef des nepalesischen Veranstalters Climbalaya, bleibt ebenfalls optimistisch, dass in dieser Saison Gipfelerfolge auch über die tibetische Seite möglich sein werden. „Climbalaya wird immer noch mit einem kleineren Team auf die Nordseite gehen“, schreibt mir Mingma. „Im Moment akklimatisieren sich unsere Kunden, die fest entschlossen über die Nordseite aufzusteigen, in Nepal und werden die Grenze überqueren, sobald wir die Visa erhalten.“

Das Basislager auf knapp 5200 Metern und das vorgeschobene Basislager seien bereits eingerichtet, die Route sei bereits bis zum Nordsattel auf 7000 Metern mit Fixseilen gesichert, so Mingma: „Wir glauben also daran, dass wir noch ausreichend Zeit haben, um ein Gipfelfenster zu erwischen.“

Climbalaya-Basislager Tibet 2024
Das Messzelt des Veranstalters Climbalaya im tibetischen Everest-Basislager

Alpenglow hofft weiter auf Rückkehr zum Everest

Auch der US-Veranstalter Alpenglow Expeditions hat seinen Optimismus noch nicht verloren und hält an seinem Plan fest, über den Nordostgrat aufzusteigen. „Das Zeitfenster für die Nordseite passt für uns trotz der Verzögerung immer noch“, schreibt mir das Unternehmen. „Und wir freuen uns darauf, wieder an den Berg zurückzukehren.“ Im Gegensatz zu allen anderen Veranstaltern hatte Alpenglow den Mount Everest komplett aus dem Programm genommen, als die Nordseite in den vergangenen vier Jahren de facto für ausländische Teams geschlossen war.

Von 2020 bis 2022 hatten die chinesisch-tibetischen Behörden wegen der Corona-Pandemie die Berge Tibets für Ausländer gesperrt. 2023 hatten sie die Vergabe der Everest-Permits so lange hinausgezögert, dass den interessierten Expeditionsveranstaltern am Ende die Zeit davongelaufen war. In Tibet muss man auf alles gefasst sein.

Eine Antwort auf „Everest-Nordseite: Nur die Optimisten halten noch an ihren Plänen fest“

  1. Der Berg und die Region gehen kaputt und ersticken wörtlich in Scheisse. Im Basislager kann man Fußball schauen und in King-Size Betten pennen, die mit Helikoptern dort hoch geflogen werden. Ich bin nicht gegen Tourismus aber die Region ist zu sensitive, um ein zweites Malle zu werden. Die neuen Regeln im Sinne der Natur müssen auch umgesetzt werden. Aber die Gier und der Druck auf den Berg sind wohl zu hoch. Traurig!

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