Holpriger Saisonauftakt am Mount Everest

Die Icefall Doctors steigen im Khumbu-Eisbruch auf. Einer von ihnen zieht eine Leiter hinter sich her.
Die Icefall Doctors bei ihrer gefährlichen Arbeit im Khumbu-Eisbruch

Das war ein hartes Stück Arbeit. Am gestrigen Donnerstag meldeten die Icefall Doctors endlich Vollzug. Die Route vom Basislager auf der nepalesischen Südseite des Mount Everest durch den Khumbu-Eisbruch bis hinauf nach Lager 2 auf 6400 Metern sei mit Fixseilen gesichert, ließ das Sagarmatha Pollution Control Committee (SPCC) wissen.

Die acht Icefall Doctors – Ang Sarki Sherpa, Dawa Nuru Sherpa, Pemba Tshering Sherpa, Ngima Tenzi Sherpa, Ngawang Chhimi Sherpa, Dawa Chhiri Sherpa, Dawa Jangbu Sherpa und Mingma Gyaljen Sherpa – hätten zehn Arbeitstage mehr gebraucht als ursprünglich geplant, sagte Tshering Sherpa aus dem Leitungsteam von SPCC der Zeitung „The Himalayan Times“. Es sei ein „harter Kampf“ gewesen. Das Team habe erst im dritten Anlauf eine Route durch das Eislabyrinth gefunden.

Das SPCC ist mit seinen Icefall Doctors für die Sicherung des unteren Teils der Aufstiegsroute zuständig. Oberhalb von Lager 2 übernimmt dann im Auftrag der Expedition Operators‘ Association Nepal (EOA-Nepal) ein Team eines nepalesischen Expeditionsveranstalters die Aufgabe, die Fixseile bis hinauf zum Gipfel auf 8849 Metern zu legen. In diesem Jahr ist Seven Summit Treks, der größte Expeditionsanbieter Nepals, dafür zuständig.

Breite Spalten versperrten den Weg

Die Icefall Doctors und ihr Team im Basislager
Die Icefall Doctors und ihr Team im Basislager

Der wiederum sehr schneearme Winter hatte dazu geführt, dass die Icefall Doctors bei ihren ersten beiden Routen-Versuchen durch den Khumbu-Eisbruch gescheitert waren und wieder von vorn hatten beginnen müssen. Sie waren von sehr breiten Gletscherspalten gestoppt worden, die sich nicht mit Leitern überqueren ließen.

Dem Vernehmen nach führt die jetzt vollendete Route von unten gesehen weiter links durch den Eisbruch. In den vergangenen Jahren hatte die Icefall Doctors die Nähe zur Westschulter gemieden. Bei einer Eislawine, die sich dort gelöst hatte, waren am 18. April 2014 – heute vor genau zehn Jahren – 16 nepalesische Bergsteiger ums Leben gekommen. Wegen des Unglücks, einem der schlimmsten in der Geschichte des Everest, war die Saison damals abgebrochen worden.

Das nepalesische Tourismusministerium hat für dieses Frühjahr bislang (Stand 15. April) 274 Besteigungsgenehmigungen ausgestellt. Zum Vergleich: Im Vorjahr waren es um diese Zeit (16. April) 319. Am Ende standen 478 Permits zu Buche, so viele wie noch niemals zuvor in einer Saison.

Grenze nach Tibet noch nicht geöffnet

Tibetische Nordseite des Mount Everest, Windfahne am Gipfel
Tibetische Nordseite des Mount Everest (2005)

Derweil gestaltet sich auch das Comeback der ausländischen kommerziellen Expeditionen auf der tibetischen Nordseite des Mount Everest schwierig. Angeblich wird die Grenze nach China für die Teams erst in der letzten April-Woche geöffnet. Bereits Ende Mai endet die Saison auch auf der Nordseite unwiderruflich.

Der Veranstalter Adventure Peaks zog die Reißleine und rief sein Team nach Kathmandu zurück. Die Zeit sei zu kurz, um sich für den Everest ausreichend zu akklimatisieren, teilte das britische Unternehmen mit. Das Team soll nun von der nepalesischen Seite aus aufsteigen. Andere Veranstalter wie Furtenbach Adventures oder Alpenglow Expeditions sehen ihre Expeditionen noch nicht gefährdet, weil ihre Mitglieder in Hypoxiezelten vorakklimatisiert nach Tibet reisen werden.

Von 2020 bis 2022 waren ausländische Expeditionen nach China wegen der Corona-Pandemie untersagt. Im Frühjahr 2023 hatten die chinesisch-tibetischen Behörden so lange mit der Vergabe der Everest-Permits gezögert, dass die zunächst interessierten Expeditionsveranstalter ihre Pläne aufgegeben hatten. Ihnen war die Zeit davongelaufen.

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