Sie haben das Handtuch geworfen. Der US-Amerikaner Graham Zimmerman und der Kanadier Ian Welsted brachen ihren Versuch am selten begangenen, anspruchsvollen K2-Westgrat ab und kehrten ins Basislager um. Die beiden waren im Alpinstil unterwegs, also ohne Flaschensauerstoff, ohne feste Hochlager und ohne Hochträger.
„Am Ende wurden wir von den wärmsten Temperaturen gestoppt, die wir jemals in den hohen Bergen erlebt haben“, schreibt Zimmerman auf Instagram. „Auf 7000 Metern konnten wir nicht mehr weitersteigen, da fast ständig Lawinen und Steinschlag auf die Route niedergingen.“
Sonnenbrand
Beim letzten Biwak auf 6900 Metern habe das Thermometer eine Temperatur von plus 10 Grad Celsius angezeigt, „viel zu heiß, um eine Route wie den Westgrat zu klettern“, so Graham. „Ich wusste, dass sich die Klimakrise auf diese Berge auswirkt. Aber ich kann nicht behaupten, dass ich damit gerechnet habe, mir am zweithöchsten Gipfel der Erde einen Sonnenbrand zu holen.“
Der Versuch von Zimmerman und Welsted galt als das spannendste Projekt der diesjährigen Sommersaison am K2. Die beiden Top-Kletterer – beide bereits mit dem Piolet d’Or, dem „Oscar der Bergsteiger“ geehrt – wollten den höchsten Punkt auf 8611 Metern über eine Variante der Westgrat-Route erreicht, die 1981 vom Japaner Eiho Chtani und dem Pakistaner Nazir Sabir erstbegangen worden war.
Sajid Ali Sadpara zum zweiten Mal auf dem Gipfel
Über die Normalroute am Südostgrat erreichten heute mehr als 20 Bergsteiger vor allem aus kommerziellen Teams den Gipfel, mit Atemmaske. Der Belgier Niels Jasper und der Bolivianer Hugo Ayaviri verzichteten dem Vernehmen nach – wie zuvor schon bei ihrem Gipfelerfolg am benachbarten Broad Peak – auf Flaschensauerstoff.
Auch der Pakistaner Sajid Ali Sadpara stand nach eigenen Angaben ganz oben, zum zweiten Mal nach 2019. Am Montag waren am sogenannten „Flaschenhals“, der Schlüsselstelle der Route auf rund 8200 Metern, die Leichen seines Vaters Muhammad Ali Sadpara, des Isländers John Snorri Sigurjonsson und des Chilenen Juan Pablo Mohr entdeckt worden. Das Trio war von einem Gipfelversuch Anfang Februar nicht mehr zurückgekehrt.
Sajid hat die Körper nach eigenen Worten an „eine sichere Stelle“ gebracht. Er will nun mit den Familien der Verstorbenen sowie Experten darüber beraten, ob es möglich ist, die Körper vom Berg zu holen, ohne jemanden in Gefahr zu bringen.