Während in den Bergen des Karakorum in Pakistan die Sommersaison angelaufen ist, wird in Nepal noch die abgelaufene Frühjahrssaison aufgearbeitet. Reichlich Ärger hat der nepalesische Bergsteiger-Star Nirmal Purja. Nach Informationen der Zeitung „The Himalayan Times“ empfahl die Tourismusabteilung innerhalb des Ministeriums für Kultur, Tourismus und zivile Luftfahrt ein strenges Vorgehen gegen Purja und sein kommerzielles Expeditionsunternehmen Elite Exped.
Beide hätten in der vergangenen Saison gleich gegen mehrere Bergsteiger-Regeln des sogenannten „Tourism Act“, des nepalesischen Tourismusgesetzes, verstoßen, heißt es. „Jetzt liegt der Ball auf dem Feld des Ministeriums“, zitiert die Zeitung eine Quelle aus der Tourismusabteilung. Sie ist unter anderem dafür zuständig, sogenannte Permits, Besteigungsgenehmigungen für die hohen Berge Nepals, auszustellen.
Illegaler Hubschrauberflug, Permit-Schwindel?
Purja wird vorgeworfen, er habe sich am Mount Everest zusammen mit einer Kundin mit einem Hubschrauber vom Basislager nach Lager 2 auf 6400 Metern fliegen lassen. Helikopterflüge sind oberhalb des Basislagers grundsätzlich nur für Rettungseinsätze erlaubt – und in Ausnahmefällen, nur mit Genehmigung der Behörden, auch für den Materialtransport. Außerdem soll sich eine Gruppe von Elite Exped in den Everest-Hochlagern aufgehalten haben, obwohl deren Permits angeblich nur für einen nahegelegenen niedrigeren und damit preisgünstigeren Berg gegolten hätten.

Seit 2012 hat Purja zwei Pässe
Zudem habe Purja zu wenig Steuern gezahlt, heißt es im Ministerium. Die Begründung des Bergsteigers: Er sei zwar Nepalese, aber nicht in seinem Geburtsland ansässig. Seit 2012 hat der frühere Soldat des britischen Gurkha-Regiments neben dem nepalesischen auch einen britischen Pass. Mit Frau und Kind lebt Purja in Großbritannien.
Und schließlich wirft die Tourismusabteilung dem Bergsteiger noch vor, die einheimische Bergbranche mit einem irreführenden Everest-Video, das er in den sozialen Medien verbreitete, in Verruf gebracht zu haben. Purja hatte darin behauptet, das Fixseil sei im Gipfelbereich durchtrennt worden. Andere Bergsteiger hatten dies bestritten.
Das nepalesische Tourismusgesetz sieht vor, dass ausländischen Teams oder Einzelpersonen für bis zu fünf Jahre die Einreise in den Himalaya-Staat verwehrt werden kann, wenn sie gegen die Bergsteiger-Regeln verstoßen. Die „Bergsünder“ können zudem für bis zu zehn Jahre vom Bergsteigen in Nepal ausgeschlossen werden.
Vorwurf sexueller Übergriffe steht im Raum
Nirmal Purja bestreitet alle Vorwürfe – auch den sexueller Übergriffe. Eine finnische und eine amerikanische Bergsteigerin hatten den 40-Jährigen gegenüber der New York Times beschuldigt, sie sexuell bedrängt zu haben. Einige seiner Sponsoren brachen daraufhin die Zusammenarbeit mit ihm ab oder legten sie auf Eis.
Purja gehört seit 2019, als er alle 14 Achttausender in sechs Monaten „abhakte“, zu den Stars der Höhenbergsteiger-Szene. In Nepal genoss er den Status eines Volkshelden. Doch auch in seinem Geburtsland hat Purjas Image Risse bekommen. So forderten unter anderem der nepalesische Bergsteiger-Verband (NMA), das Bündnis der nepalesischen Expeditionsveranstalter (EOA) und der Verband der Trekkingagenturen (TAAN), gegen Purja vorzugehen, weil dieser den Ruf der Bergbranche des Landes beschmutze.