Manche Todesnachrichten von Bergsteigern verbreiten sich wie Lauffeuer. Andere nicht. So erfuhr ich eher durch Zufall – durch einen Facebook-Post seiner Ex-Frau Lhakpa Sherpa – dass der neunmalige Everest-Besteiger George Dijmarescu Ende September in den USA im Alter von 59 Jahren an Krebs gestorben ist. Lediglich in einigen Medien in seinem Geburtsland Rumänien war – wie ich anschließend feststellte – darüber berichtet worden. Vielleicht liegt es auch daran, dass Dijmarescus Ruf in der Bergsteigerszene wegen seines Charakters, um es vorsichtig zu formulieren, zwiespältig war.
Einmal ohne Flaschensauerstoff auf dem Everest
Geboren wurde Dijmarescu 1961 in Turcinesti, einer kleinen Gemeinde im Südwesten Rumäniens. Mit 25 Jahren floh der damalige Soldat aus seinem kommunistisch regierten Heimatland, indem er durch die Donau schwamm. Über das frühere Jugoslawien schlug er sich nach Italien durch und siedelte dann in die USA um, wo er sein Geld als Bauunternehmer verdiente.
Bei seinem ersten Versuch über die tibetische Nordseite des Mount Everest, 1998 als unabhängiger Bergsteiger auf dem Permit des nepalesischen Veranstalters Asian Trekking, drehte Dijmarescu auf 7700 Metern um. Im folgenden Jahr kehrte er als Expeditionsleiter nach Tibet zurück und erreichte erstmals den höchsten Punkt auf 8850 Metern. Von 1999 bis 2007 feierte Dijmarescu neun Gipfelerfolge in Serie, einmal (im Jahr 2000) ohne Flaschensauerstoff. Immer stieg er über den Nordostgrat auf. Mehrfach versuchte sich Dijmarescu vergeblich am 8611 Meter hohen K2 in Pakistan, dem zweithöchsten Berg der Erde.
Gute und schlechte Erinnerungen
Zwölf Jahre lang war Dijmarescu mit der Nepalesin Lhakpa Sherpa verheiratet, mehrfach standen sie gemeinsam auf dem höchsten Berg der Erde. Die Ehe wurde schließlich unter sehr unschönen Begleitumständen geschieden.
Mit bislang neun Gipfelerfolgen ist Lhakpa weltweit die Frau mit den meisten Everest-Aufstiegen. „Wir haben sowohl gute als auch schlechte Erinnerungen geteilt“, schrieb die Sherpani zum Tod ihres Ex-Mannes. „Möge er in Frieden ruhen.“