Er war eine Legende des Khumbu, des Gebiets rund um den Mount Everest. Pasang Lama Sherpa, den meisten wahrscheinlich eher bekannt als Lama Seru, ist gestern in Namche Bazaar gestorben. Die Angaben über sein Alter schwankten – zur Zeit seiner Geburt wurden in der Region rund um den Mount Everest noch keine Geburtslisten geführt. Doch Lama Seru dürfte Mitte 80 gewesen sein.
Jeder, der in den vergangenen vier Jahrzehnten auf dem Weg von Namche Bazaar, dem Hauptort des Khumbu, zum Kloster Tengboche oder weiter zum Everest-Basislager gewandert ist, dürfte Lama Seru begegnet sein. Oder zumindest seinen Tisch passiert haben, auf dem seine blaue, mit einem Vorhängeschloss gesicherte Spendenbox stand, daneben eine Liste, in der sich die Spenderinnen und Spender eintrugen.
Kilometerlang Pfade abgesichert
Seit 1984 – zu einer Zeit, als der Trekkingtourismus in Nepal noch in den Kinderschuhen steckte – setzte Lama Seru die Trekkingpfade in der Region instand. Mit 18 Jahren hatte er begonnen, als Träger zu arbeiten. Er ärgerte sich über den desolaten Zustand der Pfade und beschloss, sie für Trägerinnen und Träger wie ihn weniger gefährlich zu machen, indem er sie verbreiterte und dort, wo es nötig war, auch mit Steinen belegte und stabilisierte. Anfangs arbeitete er allein, später gemeinsam mit seiner Frau Lakpa Yangji und weiteren Helfern, zunächst nahe seinem damaligen Wohnort Dingboche auf 4410 Metern, später dann auch auf anderen kilometerlangen Abschnitten des legendären Trekkingpfads.
Selbstloser Einsatz
„Liebe Besucher, dieser Mann, Pasang Lama Sherpa, hat mit großem Engagement und feierlicher Entschlossenheit soziale Arbeit geleistet, um den Hauptweg zum Everest-Basislager zu bauen, auszubessern und zu erhalten“, stand auf einem blauen Schild neben seiner blauen Box. „Die Besucher werden gebeten, eine kleine Spende zu machen, um diesen hingebungsvollen Mann zu unterstützen und zu ermutigen, seine heilige Arbeit fortzusetzen, damit alle Bewohner und Besucher dieser Gegend auch in Zukunft sicher unterwegs sind.“
Vor sechs Jahren zeichnete die nepalesische Zeitung „MyRepublika“ Lama Seru für sein selbstloses Engagement im Khumbu mit dem Preis „Nagarik Nayak“ aus. Er wird an Alltagshelden verliehen, ganz normale Menschen, die sich um die nepalesische Gesellschaft besonders verdient gemacht haben. Wenn er die Vorbeigehenden um Spenden bat, sagte Pasang Lama Sherpa: „Es ist nicht für mich, es ist für dich.“ Generationen von Trekkingtouristinnen und -touristen stehen in seiner Schuld.