Er war die spirituelle Stimme des Khumbu schlechthin. Generationen von Bergsteigern und Trekkingtouristen sind ihm im Kloster Tengboche begegnet und haben sich seinen Segen für ihre Abenteuer geholt. Ngawang Tenzin Jangpo Rinpoche ist im Alter von 85 Jahren gestorben. Seit 1956, also 64 Jahre lang, hatte er als Abt dem buddhistischen Kloster Tengboche im Khumbu-Gebiet vorgestanden, in Sichtweite des Mount Everest.
Wiedergeburt von Lama Guru
Ngawang Tenzin Jangpo wurde 1935 in Namche Bazaar geboren, angeblich am 6. Juli, demselben Tag wie der Dalai Lama. Als Kind bestand er darauf, dass ihm ein Haus in Tengboche gehöre. Die Mönche des Klosters unterzogen ihn einem Test. Sie legten ihm eine Sammlung von Gegenständen vor. Ngawang ergriff jene, die Lama Gulu gehört hatten, dem Erbauer des Klosters. Seitdem wurde er als „Tulku“ anerkannt, als Wiedergeburt von Lama Gulu.
Buddhistische Mönche in Tibet bildete den Rinpoche aus. 1956 kehrte Ngawang Tenzin Jangpo ins Khumbu zurück und leitete fortan das Kloster Tengboche. Im Januar 1989 brannte das Gebäude nach einem Funkenschlag bis auf die Grundmauern nieder. Die Sherpa-Gemeinde – unterstützt von Hilfsorganisationen wie dem Himalayan Trust des Everest-Erstbesteigers Sir Edmund Hillary – baute das Kloster wieder auf.
Mahner und Kritiker
Ngawang Tenzin Jangpo Rinpoche warnte wiederholt vor den Folgen des Klimawandels für die Bevölkerung im Himalaya. „Wenn wir die Khumbu-Region heute nicht schützen, wird unser Süßwasser versiegen, und das Problem wird in Zukunft nicht mehr zu lösen sein“, schrieb der Abt 2005 in einem Beitrag für den World Wide Fund for Nature (WWF).
Die Kommerzialisierung des Mount Everest sah der Mönch kritisch. „Die Besteigung des Everest ist zur Mode geworden. Die Menschen wollen nur noch den Gipfel erreichen“, schrieb Ngawang Tenzin Jangpo Rinpoche. „Die Sherpas des Khumbu mögen vielleicht nicht alles wissen, aber sie leiden unter den Folgen der Gier der Menschen. Wir Bergvölker sollten vorsichtig sein und Vorkehrungen treffen. Es ist höchste Zeit, dass die Nepalesen anfangen, weniger von Ausländern abhängig zu sein. Warum brauchen wir Ausländer, die hierher kommen und uns sagen, dass die Gletscher schmelzen?“