Trauer um den US-Bergsteiger und Filmemacher David Breashears

David Breashears (in 2011)
David Breashears (1955-2014)

Er hat dafür gesorgt, dass ich mich fast wie auf dem Gipfel des Mount Everest fühlte. Vor einem Vierteljahrhundert fuhr ich in eine 40 Kilometer entfernte Stadt, um in einem IMAX-Panoramakino David Breashears‚ Dokumentarfilm „Everest – Gipfel ohne Gnade“ zu sehen. Ich war beeindruckt. In dem Film ging es vor allem um die Tragödie im Frühjahr 1996 am Mount Everest. Damals waren während eines Wettersturzes im Gipfelbereich innerhalb von 24 Stunden acht Bergsteigerinnen und Bergsteiger ums Leben gekommen.

Für seinen IMAX-Film hatten Breashears und sein Sherpa-Team eine sperrige 70-mm-Kamera auf den Everest geschleppt, dazu jede Menge Filmrollen: Für 90 Sekunden waren 115 Meter Film nötig.  Der Aufwand lohnte sich. Die hoch aufgelösten Aufnahmen waren zu jener Zeit qualitativ bahnbrechend, der Film wurde zu einem Kinoerfolg. Breashears hatte eigentlich nur einen Film über die Everest-Expedition des US-Bergsteigers Ed Viesturs drehen wollen. Als sich die Tragödie ereignete, unterbrach das Team die Dreharbeiten und half bei der Rettung der Überlebenden mit.  

Fünfmal auf dem Gipfel des Everest

Mount Everest
Mount Everest (vor Sonnenaufgang, gesehen vom Gokyo Ri)

Breashears war insgesamt zwölfmal am Everest, fünfmal stand er auf dem Gipfel: 1983, 1985, 1996, 1997 und 2004, jeweils von Süden aufsteigend, mit Flaschensauerstoff. Bei seinem ersten Gipfelerfolg 1983 sorgte er für die erste Live-Fernsehübertragung vom höchsten Punkt der Erde auf 8849 Metern.

In gewisser Weise kann Breashears auch als „Urvater des kommerziellen Everest-Bergsteigens“ bezeichnet werden: 1985 führte er seinen Landsmann Richard, genannt „Dick“ Bass auf den Gipfel. Bass war der erste, der auf den Seven Summits stand, den höchsten Berge aller Kontinente.  Breashears wirkte auch bei anderen Bergfilmen mit, zum Beispiel bei den Spielfilmen „Cliffhanger“ (1993, mit Sylvester Stallone) „Sieben Jahre in Tibet“ (1997, mit Brad Pitt) und „Everest“ (2015 mit Jake Gyllenhaal und Keira Knightley).

„Im Einklang mit der Erfahrung“

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R.I.P.

2007 gründete er die Organisation „Glacier Works“, um zu dokumentieren, wie der Klimawandel weltweit den Gletschern zusetzt. Die Entwicklung des kommerziellen Bergsteigens am Everest sah Breashears kritisch. „Wenn ich auf 1983 zurückblicke, kommt es mir fast ein wenig kurios vor“, sagte er 2008 in einem Fernsehinterview. „Wir hatten die gesamte Südseite des Berges für uns allein, und ich wusste nicht nur, wer meine Teamkollegen waren, sondern auch, dass sie mit sorgfältiger Vorbereitung, Erfahrung und gründlichem Training auf den Everest gekommen waren, um ihn zu besteigen. Ich erinnere mich, dass ich mich dem Berg damals viel näher fühlte, mehr im Einklang mit der Erfahrung.“

Am Donnerstag vergangener Woche ist der US-amerikanische Bergsteiger und Filmemacher David Breashears im Alter von 68 Jahren gestorben – „eines natürlichen Todes“, wie seine Familie mitteilte, ohne nähere Angaben zu machen.

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