Die Bergsteiger der chinesischen Expedition auf der Nordseite des Mount Everest müssen sich in Geduld üben. Die Kunden des Veranstalters Yarla Shampo hielten sich derzeit im vorgeschobenen Basislager (ABC) auf 6500 Meter Höhe auf, informiert mich Mingma Gyalje Sherpa, der in Verbindung mit Mitgliedern des Teams steht. Im Zuge der weiteren Akklimatisierung sei eine Nacht auf dem Nordsattel und ein Aufstieg bis auf 7500 Meter geplant – wenn es die Verhältnisse zuließen. Aktuell scheint die Lawinengefahr zu groß zu sein. Die Bergsteiger, die die Route bis zum Gipfel mit Fixseilen sichern sollen und bereits bis auf eine Höhe von 8300 Meter vorgedrungen waren, sind laut Mingma ins ABC abgestiegen.
Vermesser zurück ins Chinese Base Camp
Die 30 chinesischen Landvermesser, die am Donnerstag das vorgeschobene Basislager erreicht hatten, seien wieder ins Basislager (Chinese Base Camp) auf 5150 Metern zurückgekehrt, „wegen der Höhenwinde und zu viel Schnee“, schreibt mir Mingma Gyalje Sherpa. Das bestätigt auch die staatliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua.
Das Team soll die Höhe des Chomolungma, wie die Tibeter ihn nennen, neu bestimmen. Bei der letzten chinesischen Vermessung 2005 war ein Wert von 8844 Metern ermittelt worden. US-Wissenschaftler hatten 1999 mittels GPS-Daten eine Höhe von 8850 Metern festgesetzt. In Nepal ist der Mount Everest offiziell nach wie vor 8848 Meter hoch. Dieser Wert war 1954 von indischen Vermessern ermittelt und später zweimal bestätigt worden: 1975 von einem chinesischen Team und 1992 von Vermessern aus China und Italien.
Wegen der Corona-Pandemie ist der Mount Everest in diesem Frühjahr auf der nepalesischen Südseite komplett gesperrt. Auf der Nordseite gilt das Verbot nur für ausländische Bergsteiger. Die Expedition, die von den chinesisch-tibetischen Behörden die Genehmigung erhielt, den Everest zu besteigen, hat den höchsten Berg der Erde also für sich. Ein exklusives Vergnügen.