Im Oman hat eine neue Zeitrechnung begonnen. Vor zwei Wochen starb Sultan Qabus bin Said al Said im Alter von 79 Jahren an Krebs. Fast ein halbes Jahrhundert lang hatte der Monarch das Land auf der Arabischen Halbinsel als Alleinherrscher mit ruhiger Hand in die Moderne geführt: Qabus investierte vor allem in Bildung, Infrastruktur und den Tourismus. „Als Reisender erfährt man hier ein offenes Land, eine hohe Gastfreundlichkeit und ein Gefühl der Sicherheit“, schreibt der 51 Jahre alte deutsche Topkletterer Alexander Huber.
Der jüngere der beiden „Huberbuam“ war im Dezember mit dem Kanadier Read Mc Adam und den beiden Österreichern Guido Unterwurzacher und Jakob Oberhauser zum Klettern in dem Wüstenstaat. Ihr Ziel: die berühmte Höhle Majlis al-Jinn. Die am Boden 61.000 Quadratmeter große kuppelförmige Felshalle, eine der größten der Welt, ist durch drei Löcher in ihrer Decke mit der Außenwelt verbunden. Das Quartett wollte eine neue Route durch das zweite Loch eröffnen.
Loser Schutthaufen
Seit drei Jahren hat sich Oberhauser, ein ausgewiesener Oman-Kenner, um ein Permit bemüht. Jetzt ist es so weit. Die vier Kletterer müssen sich sputen, das Permit gilt nur für zwei Tage. „Wegen der fehlenden Erosion durch Wind und Wasser ist selbst eine solide erscheinende Felsoberfläche immer wieder ein einziger loser Schutthaufen“, beschreibt Alexander das Klettern in der Höhle. „Es braucht einfach viel Arbeit und Geduld, diese fehlende Erosion durch Abräumen zu ersetzen, bis man am Ende auf den darunterliegenden soliden Fels trifft. Plaisirklettern sieht anders aus.“ Huber und Co. gelingt die neue Route „Out of the Dark“ innerhalb der vorgegebenen Frist von zwei Tagen.
Durch den dunklen Tunnel
Da sie noch Zeit haben, hängen sie gleich noch eine zweite Route in einer Nachbarhöhle an, die in einem senkrecht nach oben ziehenden, dunklen Tunnel endet. Das Quartett tauft die Route „Tunnel Vision“ – der „passende Name für etwas, was ich so woanders noch nicht gesehen habe. Eine Reise in eine andere Welt“, schreibt Huber.
Nach diesen Höhlenabenteuern bleiben den Kletterern noch vier Tage, um sich in den Bergen Omans auszutoben. Die Ausbeute: Neue Routen im Wadi Tiwi, dem „Tal der tausend Palmen“, und am rund 2700 Meter hohen Jebel Kawr. Alexander Huber zieht eine zufriedene Bilanz des Oman-Trips: „Zehn Tage, zwei Höhlen, zwei Wände, vier Erstbegehungen, 33 Seillängen, Freunde und freundliche Gastgeber. Das war die Reise wert!“