Annapurna: Trauer um Ngima Tashi Sherpa und Rima Rinje Sherpa

Ngima Tashi Sherpa l.) und Rima Rinje Sherpa (r.)

Es hilft nicht, die Augen davor zu verschließen. Ngima Tashi Sherpa und Rima Rinje Sherpa haben mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit das Lawinenunglück am Montag am Achttausender Annapurna I im Westen Nepals nicht überlebt. Vier Tage danach geht die Chance, die beiden noch lebend zu finden, gegen Null.

Signale aus den Schneemassen

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R.I.P.

Gestern veröffentlichte Chhang Dawa Sherpa, der Expeditionsleiter von Seven Summit Treks, in seiner Instagram-Story ein mit einem gebrochenen Herzen gekennzeichnetes Video. Darauf war zu sehen und hören, wie ein Bergsteiger mit einem Suchgerät akustische Signale aus den Schneemassen und einer Gletscherspalte empfing.

Die beiden Vermissten trugen in ihrer Kleidung sogenannte Recco-Reflektoren. Mit dem System kann man Verschüttete orten. Dazu verwendet man einen Detektor. Er sendet ein Radarsignal aus, das vom Reflektor zurückgeworfen wird. Je näher man dem Reflektor kommt, desto stärker wird das Rücksignal.

Heute brach Seven Summit Treks die Suche nach den Vermissten ab. „Ein Überleben unter Schnee und Eis ist nicht mehr möglich, und es würde weitere Menschenleben gefährden, die Suche fortzusetzen“, ließ das Unternehmen auf Instagram wissen. Für die nächsten Tage erwarten die Meteorologen teilweise starke Schneefälle an der Annapurna.

Ngima Tashi: „Leben zu retten ist das, was zählt“

Ngima Tashi Sherpa stammte aus dem Bergsteiger-Dorf Thame im Khumbu-Gebiet und war ein sehr erfahrener Höhenbergsteiger. Er stand zwischen 2016 und 2024 insgesamt siebenmal auf dem 8849 Meter hohen Gipfel des Mount Everest und bestieg dreimal den benachbarten 8516 Meter hohen Lhotse. Zudem erreichte er dreimal den Gipfel des Manaslu (8163 Meter) und bestieg je einmal die Annapurna (8091 Meter) sowie in Pakistan den K2 (8611) und den Broad Peak (8051 Meter).

Ngima Tashi (r.) mit seinem Bruder Fura Tshering im November 2024  in Thame
Ngima Tashi (r.) mit seinem Bruder Fura Tshering (l.) im November 2024 in Thame

Im November 2024 gelang Ngima zusammen mit seinem Bruder Fura Tshering Sherpa nahe ihrem Heimatort Thame die Erstbesteigung des 6141 Meter hohen Yasa Tahk.

2023 war Ngima am Everest an einer spektakulären Rettungsaktion beteiligt. Nachdem Gelje Sherpa einen völlig entkräfteten und höhenkranken Bergsteiger aus Malaysia vom sogenannten „Balkon“ auf rund 8400 Metern zum Südsattel getragt hatte, schulterte Ngima den Malaysier und brachte ihn hinunter nach Lager 3 (7200 Meter), von wo aus der Höhenkranke mit dem Hubschrauber ausgeflogen werden konnte.  „Leben zu retten ist das, was zählt“, schrieb Ngima damals auf Facebook.  Er wurde nur 32 Jahre alt. Ngima Tashi Sherpa hinterlässt seine Ehefrau.

Zwei Kinder verlieren ihren Vater Rima Rinje

Rima Rinje auf dem Gipfel des Mount Everest (2023)
Rima Rinje auf dem Gipfel des Mount Everest (2023)

Auch die Familie Rima Rinje Sherpas – seine Frau, die vierjährige Tochter und der neunjährige Sohn – steht nun ohne Ernährer da. Seit Anfang des Jahres sind Climbing Sherpas für den Todesfall mit zwei Millionen nepalesischen Rupien versichert, umgerechnet rund 13.000 Euro. Auch wenn die Summe viermal so hoch ist wie bisher üblich, hilft das Geld den Hinterbliebenen nur für die erste Zeit.

Rima kommt aus dem kleinen 2350 Meter hoch gelegenen Dorf Bupsa im Solukhumbu. 2018 feierte er den ersten seiner insgesamt vier Gipfelerfolge am Mount Everest. 2019 stand er auch auf dem Gipfel des Lhotse, 2023 auf dem höchsten Punkt des Manaslu. Rima Rinje Sherpa wurde nur 27 Jahre alt.

28 Antworten auf „Annapurna: Trauer um Ngima Tashi Sherpa und Rima Rinje Sherpa“

  1. Es ist schon traurig ,wieviel scherpas schon das Leben lassen mussten,oft wegen Geldtourismus und oft gibt es nach oben keine Grenzen..Das ist für mich sehr traurig,vorallem die Hinterlassenen Familien.Die müssten vom Alpenverein unterstützt werden

    1. So traurig. Ich war im Annapurna-Gebiet, Basecamp vor 30 Jahren. Da gab es noch nicht den Massentourismus. Ich denke an unsere Sherpas und hoffe es geht Ihnen gut.

    2. Da hast du recht, aber doch nicht vom Alpenverei, sondern vom Bersteiger-Unternehmen. Der Alpenverein ist in Nepal usw. nicht tätig.

    3. Ich finde das auch traurig und eine Unterstützung der Hinterbliebenen absolut wichtig. Das ist aber nicht Sache der Alpenvereine – die sind Breitensportvereine der Alpenländer und bei den Massenbesteigungen an Everest und Co. nicht beteiligt. Vielmehr wäre es m.E. wichtig, wenn die Regierungen der Himalaya-Länder neben Permits für die Besteigungen auch obligatorische Lebensversicherungen der Scherpas fordern, deren Beiträge von den Kunden zu zahlen sind und die den Hinterbliebenen ein sicheres Auskommen bieten.

      1. Die Lebensversicherungen in Höhe von zwei Millionen Rupien sind Bestandteil der Bergsteiger-Regeln der nepalesischen Regierung und damit obligatorisch. Über die Höhe sollte man diskutieren.

    4. Bin auch ganz deiner Meinung Eugen Briegel. Wirklich tragisch und traurig. Diese Sherpa-Menschen müssen leider immer mit unerwarteten Situationen und extremsten Extremsituationen in Höhen von beispielsweise 4.000m. bis 8.000m. + rechnen. Was für mich normalen Flachland-Dorf-Menschen halt niemals in Frage kommen kann, könnte und wird auch in Zukunft.

    5. Ist der Alpenverein der Veranstalter dieser Expedition? Wenn nicht, sehe ich keinen Grund, dass der Alpenverein dafür verantwortlich ist. Meiner Meinung ist der Massentourismus zu diesen höchsten Bergen ohnehin zu hinterfragen. Wer sie besteigen will, sollte aus eigener Kraft und eigenem Können dazu in der Lage sein.

  2. Meine grenzenlose Hochachtung und meine tiefe Trauer den beiden Sherpa’s
    bzw. ihren Angehörigen.🙏
    Ein Beruf der schwersten u. gefährlichsten Sorte. Danke für die Rettung des Bergsteigers. ❤️

  3. Und das alles nur wegen der Möchtegern-Bergsteiger, die ohne Sherpas und Fixseile sowieso nicht hochkommen. Die haben am Berg nichts zu suchen, und wenn doch, dann sollten diese Personen für die Angehörigen aufkommen.

  4. Firmen wie Seven Summit Treks und co. sollten für die Familien den Rest ihres Lebens aufkommen und die Gehälter weiter zahlen müssen, kein Alpenverein!

  5. Es ist schlimm, dass Sherpas ihr Leben für betuchte Touristen, die unbedingt einen 8000er bezwingen wollen, verlierend. Ohne die Hilfe der Sherpas,welche auch den Sauerstoff auf den Berg bringen, würde der Großteil es nicht schaffen.
    Aber für die Nepali ist es das Einkommen, mit dem die Familie überlebt.
    Ich kenne einige dieser tollen Menschen🙏

  6. Ich verneige mich vor den Sherpas, sie setzen ihr Leben ein um die Touristen und Bergsteiger zu schützen. Den Hinterbliebenen Familien wünsche ich viel Kraft.

  7. Eine lebenslange Rente wäre das mindeste für die Hinterbliebenen Familien. 13000 Euro sind ein Hohn, wenn man überlegt, was die bezahlen, um von den Sherpas zum Gipfel gebracht zu werden.

  8. Bei dem vielen Geld, dass hier zum Teil fliesst, sollte eine Unfall- und Lebensversicherung für die Sherpas zu ihrer Absicherung und der ihrer Familien eine Selbstverständlichkeit sein. Eine Frage der Ehre.

  9. Ich hoffe , Seven Summits Treks unterstützt die Hnterbliebnben, denn ohne Sherpas gäbe es den ganzen Geldbergsteigertourismus nicht!

  10. Auch ich begrüße, dass hier das Schicksal der Sherpas und die Situation ihrer Familien beschrieben und somit gewürdigt wird. Dies war nicht immer so.

  11. Es ist sehr traurig für die Sherpa Fam., aber sehr oft die einzige Möglichkeit, im Himalaya Rupien zu verdienen. Mit ihrem Verdienst können sie ihren Kindern den dringend nötigen Schulbesuch finanzieren! Mit der Kinderhilfe Nepal e.V. unterstütze ich seit fast 20 J. inzwischen ca. 200 Patenkinder!( mon.25€) Monika Lucht, Warendorf.

  12. Jeder, der dieses Land kennt, weiß dass ein junger Mann Sherpa werden möchte, um den Familien ein besseres Leben zu ermöglichen und viele Strapazen auf sich nehmen..
    Hochachtung an alle Sherpas und Trauer für
    Rigma Sherpa und Nigma Sherpa.

  13. Sorry, was machen die Möchtegernbergsteiger dort oben und lassen sich die Sauerstoffflaschen hinterher tragen. Klar sollte doch sein, dass dann auch die Reiseorganisationen für den Unterhalt der Familien der Sherpas verantwortlich sein sollten.
    Es ist ein Jammer, die Bergwelt wird zugemüllt, das Leben der Sherpas auf’s Spiel gesetzt, nur damit bestimmte Leute zu Hause…., ach ist auch egal!
    Lasst es einfach.

  14. Yes, it does provide Sherpas needed income…but these commercial outfits are making a mockery of Earth’s most magnificent summits, prostituting them for profit. Really quite reprehensible.

Die Kommentare sind geschlossen.

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