David Göttler: „Der Everest ist ein Spiegel unserer Gesellschaft“

David Göttler zeigt auf Everest
David Göttler am Mount Everest

„Das Umdrehen ist nicht das Schwierige“, sagt mir David Göttler. „Schwierig wird es hinterher, wenn man mit dem Schicksal hadert. Aber ich glaube nicht, dass der Mount Everest mein Schicksalsberg wird.“ Zum zweiten Mal nach 2019 ist der deutsche Top-Bergsteiger ohne Gipfelerfolg vom höchsten Berg der Erde zurückgekehrt, den er nur ohne Flaschensauerstoff besteigen will. Vor zwei Jahren kehrte er auf 8650 Metern um, rund 200 Meter unterhalb des Gipfels. Diesmal war am Südsattel auf knapp 8000 Metern Endstation.

„Es lief bei uns beiden nicht rund“, schildert der 42-Jährige, was ihn und den 33 Jahre alten Spanier Kilian Jornet bewog, wieder abzusteigen. „Wir sind immer wieder eingenickt, es hat sich nicht richtig angefühlt.“ Göttler war die Nacht durch von Lager 2 auf 6400 Metern zum Südsattel aufgestiegen, Jornet vom Basislager aus. „Es war da oben relativ eindeutig, dass wir in dem Stil, in dem wir unterwegs sind, umdrehen mussten.“ David vermutet, dass sie sich an einem der heißen Vortage „einen kleinen Sonnenstich eingehandelt“ hatten: „Irgendwann hätten uns unsere Körper die Rote Karte gezeigt.“

„Unglaublich, was angekündigt wird“

David mit Kilian Jornet (l.)

Was genau die beiden planten, will Göttler nach wie vor nicht verraten. Nur so viel: Wegen der nur noch knappen Zeit bis zum Saisonende hätten sie ihr Ziel „angepasst“. David schließt sich der Kritik von Altmeister Reinhold Messner an, der sich kürzlich in einem Interview der Zeitschrift „Alpin“ über „Ankündigungsalpinisten“ beschwert hatte. „Es ist unglaublich, was an den hohen Bergen angekündigt und ohne Hinterfragen auf allen Plattformen weiterverbreitet wird“, sagt auch Göttler. „Von A nach B und dann nach C und D und zurück, und alles ohne Sauerstoff. Aber die Realität ist brutal und sieht eben anders aus. Da muss so vieles zusammenpassen. Deshalb wollen selbst wir mit unserer großen Erfahrung nicht einfach irgendwas ankündigen.“

Maximal isoliert

Geärgert hat sich David auch über den seiner Meinung nach von den Medien vermittelten Eindruck, die Bergsteiger am Everest seien schuld an der Eskalation der Corona-Situation in Nepal seit Mitte April. „Die Situation wäre auch eskaliert, wenn null Permits ausgegeben und das Land geschlossen gewesen wäre. Die Welle aus Indien wäre auch so reingekommen“, glaubt Göttler, räumt allerdings ein: „Vielleicht nicht so weit ins Khumbu.“

Schnell unterwegs (im Hintergrund die Ama Dablam)

Kilian Jornet und er hätten sich so kurz wie möglich im Basislager aufgehalten, dort Masken getragen und Distanz gehalten. „Wir haben uns maximal isoliert“, so David. „Das gilt auch für die viele Zeit, die wir in einer Lodge im Dorf Pheriche (auf 4371 Metern) verbracht haben. Dort waren wir zumeist die einzigen Gäste. Wenn mal ein Trekker vorbeikam, haben wir uns in unser Zimmer zurückgezogen und dort auch gegessen.“

Nie in einer „Blase“

Dass sich das Coronavirus auch im Everest-Basislager verbreitete, wo sich in dieser Saison bis zu rund 1000 Menschen aufhielten, hält der deutsche Bergsteiger für kaum vermeidbar. „Du bist im Basislager nie in einer Bubble, da kannst du noch so viel testen. Das funktioniert nicht, weil dort viel zu viele Menschen rein- und rausgehen.“ Ein mulmiges Gefühl, das er sich anstecken könnte, habe er dennoch nicht gehabt, sagt Göttler. „Mit gesundem Menschenverstand kannst du dich schützen.“ Ein Restrisiko bleibe natürlich. Und nicht alle hätten sich vernünftig verhalten. „Am Ende ist der Everest nur ein Spiegel unserer Gesellschaft.“

Nächster Anlauf

David Göttler unterhalb des Everest-Südsattels (mit einer Maske, die für feuchteren Atem sorgt)

David Göttler und sein spanischer Teampartner Kilian Jornet haben sich vorgenommen, ihr Everest-Projekt ohne Flaschensauerstoff erneut anzugehen. „Wir haben uns aber kein Zeitfenster dafür gesetzt“, sagt David. „Damit solche Träume wahr werden, braucht man wahrscheinlich sehr viele Anläufe. Weil eben alles passen muss. Also wird es eher früher als später wieder losgehen.“

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