Selten habe ich das Wort „eigentlich“ so häufig verwendet wie in den letzten Monaten. So vieles war an den höchsten Bergen der Welt für dieses Frühjahr geplant, fiel dann aber der weltweiten Coronavirus-Pandemie zum Opfer. Dazu gehört auch der Everest-Marathon vom Basislager auf der nepalesischen Südseite hinunter in den Ort Namche Bazaar. Eigentlich hätte das Rennen heute zum 18. Mal ausgetragen werden sollen. Doch auch diese Veranstaltung platzte.
Der Marathon wird regelmäßig am 29. Mai gelaufen, dem Internationalen Everest-Tag, den Nepal seit 2008 feiert. Damit wird an die Erstbesteigung des höchsten aller Berge im Jahr 1953 erinnert. Heute vor 67 Jahren erreichten der Neuseeländer Edmund Hillary (1919-2008) und der Sherpa Tenzing Norgay (1914-1986) als erste Menschen den Gipfel des Mount Everest. Nach seinem Erfolg feierte Tenzing übrigens am 29. Mai auch regelmäßig seinen Geburtstag. Sein genauer Geburtstermin ließ sich nicht mehr rekonstruieren.
Mehr als 10.000 Besteigungen
Seit dem 29. Mai 1953 hat sich so ziemlich alles am Everest verändert, sogar der Berg selbst: Der Hillary-Step, das letzte Hindernis vor dem Gipfel, existiert nicht mehr. Die 12 Meter hohe Felsstufe auf 8790 Metern brach weg, möglicherweise beim verheerenden Erdbeben in Nepal im April 2015. Gravierender ist ein anderer Wandel: Seit rund 30 Jahren ist der Mount Everest ein kommerzieller Berg – mit viel diskutierten Nebenwirkungen wie Staus auf den Normalrouten, vermeidbaren Todesfällen und Müll in den Hochlagern. Inzwischen wurden mehr als 10.000 Gipfelerfolge registriert.
Chinesische Bergsteiger zurück im Basislager
In diesem Frühjahr erhielt der Mount Everest eine unerwartete Atempause. Wegen der Corona-Pandemie blieb der höchste aller Berge auf der nepalesischen Südseite komplett gesperrt. Auf der tibetischen Nordseite waren aus demselben Grund ausländische Bergsteiger unerwünscht. Lediglich eine chinesische Expedition erhielt die Genehmigung, den Everest über den Nordostgrat zu besteigen.
In dieser Woche wurden 51 Besteigungen vermeldet. Die Mitglieder der Expedition kehrten heute wohlbehalten ins Basislager auf 5200 Metern zurück. Es war ein ruhiges Frühjahr am Everest. Nicht nur eigentlich.