2020 droht für die Expeditions- und Trekkingveranstalter in Nepal ein schwarzes Jahr zu werden. Erst brach ihnen wegen des Corona-Lockdowns die komplette Frühjahrssaison weg, jetzt droht dasselbe für den Herbst. Noch vor wenigen Tagen hatten erste Veranstalter wie Imagine Nepal Achttausender-Expeditionen für Anfang September ausgeschrieben. So wollte das Unternehmen von Mingma Gyalje Sherpa Bergsteiger auf die Gipfel des Manaslu und des Dhaulagiri führen. „Wir gingen davon aus, die Expeditionen durchziehen zu können, die Buchungslage war ganz gut“, antwortet Mingma auf meine Anfrage, ob es ausreichend Interessenten für die Expeditionen gebe.
Erst, so Mingma, habe es im Tourismusministerium geheißen, eine Quarantäne der ausländischen Bergsteiger sei nicht nötig, wenn sie einen negativen Corona-Test nachweisen könnten. „Doch jetzt gibt eine Änderung“, schreibt der 33-Jährige. „Alle Touristen müssen bei der Ein- und Ausreise 14 Tage in Quarantäne bleiben, was bedeutet, dass sie 28 Tage verlieren werden.“ Damit, so Mingma frustriert, sei es „wahrscheinlich, dass unsere Herbstsaison auf die gleiche Weise enden wird wie die Frühjahrssaison: ohne Bergsteigen und Trekking.“
Wege ausbessern und Müll sammeln
Dabei hatte es zuletzt einige ermutigende Zeichen für die Tourismusbranche gegeben. Ein Vertreter des Tourismusministeriums hatte angekündigt, dass von Anfang August an unter Corona-Sicherheitsauflagen wieder Flüge nach und in Nepal erlaubt werden sollten. Zudem hatte die Regierung wieder damit begonnen, Visaanträge zu bearbeiten – zunächst allerdings nur, um Visa von Ausländern zu verlängern, die in Nepal leben.
Der nepalesische Bergsteigerverband NMA verkündete, dass die Regierung auf seine Initiative hin von der zweiten Juli-Woche an ein Hilfsprogramm starten wolle, um Bergführer, Climbinig Sherpas und Träger wieder in Lohn und Brot zu bringen. Zunächst 200 bis 300 von ihnen sollen laut NMA in verschiedenen Bergregionen Wege instand setzen und Müll sammeln, „erst an den niedrigen Bergen, dann an den höheren“, wie es hieß.
Quarantäne „falls erforderlich“
Das Tourismusministerium hatte zudem für die Zeit nach dem Corona-Lockdown „Betriebsrichtlinien mit Gesundheitsprotokoll für den Tourismussektor“ herausgegeben. So dürfen Expeditions- und Trekkingteams nicht größer als 15 Personen sein. Hotelzimmer müssen nach dem Auszug von Gästen gründlich gereinigt und desinfiziert werden und dürfen anschließend mindestens 48 Stunden lang nicht wieder belegt werden. Der Gesundheitszustand ausländischer Gäste soll überprüft und sie 14 Tage unter Quarantäne gestellt werden – „falls erforderlich“, wie es heißt. Von einer generellen Quarantäne, wie sie den Expeditionsveranstaltern verkündet wurde, ist in den Richtlinien nicht die Rede. Das Ministerium sollte klarstellen, was es will.