„Summit Push Time“, Zeit für den Gipfelvorstoß, schreibt Mingma Gyalje Sherpa, Chef des kommerziellen nepalesischen Expeditionsanbieters Imagine Nepal, auf Instagram. Das Bild zeigt ihn im Hubschrauber auf dem Weg zurück zur 8091 Meter hohen Annapurna I im Westen Nepals. Das Sherpa-Team, das für die kommerziellen Teams die Normalroute mit Fixseilen sichert, hatte bereits vor einiger Zeit Lager 3 auf rund 6400 Metern erreicht. Dann hatten jedoch Schneefall und damit einhergehende hohe Lawinengefahr einen Gipfelversuch unmöglich gemacht. In den nächsten Tagen wird stabiles, trockenes Wetter mit wenig Wind erwartet, erst am Wochenende soll es wieder einzelne Schneeschauer geben.
Adri Brownlee wirft am Manaslu das Handtuch
Diese Wetterprognose gilt auch für den 8163 Meter hohen Manaslu, den knapp 70 Kilometer östlich der Annapurna I gelegenen achthöchsten Berg der Erde. „In den letzten zwei Wochen sind schätzungsweise 300 Zentimeter Schnee gefallen“, schreibt Felix Berg vom Veranstalter Summit Climb. „Hoffen wir, dass sich das Wetter endlich ändert.“
Die Britin Adri Brownlee, die nach eigenen Worten ohne Flaschensauerstoff aufsteigen wollte, hat inzwischen ihre Zelte am Manaslu abgebrochen. Ihr sei die Zeit davongelaufen, weil ihr Sherpa-Team am Wochenende Richtung Mount Everest aufbrechen müsse, schrieb die 22-Jährige gestern und klang dabei ziemlich frustriert: „Ich denke, ich werde jetzt eine Pause von den 8000ern einlegen. Die Mentalität scheint sich auf diesen Bergen so sehr zu verändern. Es geht nur noch um die Rekorde, den Ruhm, das Geld.“
Diese Einsicht verwundert ein wenig, hatte sie sich in den vergangenen Jahren doch selbst an diesem Rennen beteiligt. Brownlee hatte die Jüngste auf allen 14 Achttausendern werden wollen. Stets geführt von dem erfahrenen Nepalesen Bergführer Gelje Sherpa, hatte Adri – mit Flaschensauerstoff, auf den Normalrouten – neun der höchsten Berge bestiegen. Am Manaslu hatte sie im Herbst 2021 nicht den „True Summit“ erreicht, den allerhöchsten Punkt am Ende des Gipfelgrats. Das hatte sie jetzt nachholen wollen.
Team bezieht ABC an der Shishapangma
Drei andere Achttausender-Sammlerinnen halten sich – wie berichtet – derzeit in Tibet auf: die Norwegerin Kristin Harila, die Schweizerin Sophie Lavaud und die Mexikanerin Viridiana Alvarez Chavez. Wie Mingma Sherpa, Expeditionsleiter und Chef des kommerziellen Veranstalters Climbalaya, heute wissen ließ, will das Team am morgigen Mittwoch das vorgeschobene Basislager an der 8027 Meter hohen Shishapangma beziehen, dem niedrigsten der 14 Achttausender.
Es ist die erste ausländische Expedition seit drei Jahren, der die chinesisch-tibetischen Behörden die Erlaubnis erteilt haben, die Shishapangma und den Cho Oyu zu besteigen. Seit Beginn der Corona-Pandemie im Winter 2019/2020 waren die Berge Tibets für ausländische Bergsteigerinnen und Bergsteiger gesperrt gewesen.
Bisher rund 250 Everest-Permits
Für den Mount Everest hat das nepalesische Tourismusministerium bislang (Stand 10. April) 243 Permits ausgestellt. Es werden sicher noch einige dazukommen. Im Frühjahr 2022 hatte das Ministerium für den höchsten aller Berge 325 Besteigungsgenehmigungen erteilt, im Frühjahr 2021 die Rekordzahl von 408.