Hari Budha Magar will sich Everest-Traum erfüllen

Hari Budha Magar (auf dem Gipfel des Mera Peak)

70 Jahre nach seiner Erstbesteigung ist der Mount Everest längst kein exklusiver Berg mehr. Über 11.000 Mal wurde er bestiegen, seitdem der Neuseeländer Edmund Hillary und der Nepalese Tenzing Norgay am 29. Mai 1953 als erste Menschen den höchsten Punkt der Welt auf 8849 Metern erreichten. Für das Jubiläumsjahr hat die nepalesische Regierung schon bis jetzt (Stand 28. April) mehr Besteigungsgenehmigungen an ausländische Bergsteigerinnen und Bergsteiger verkauft als jemals zuvor: 466. Es wird also voll auf der Normalroute durch den Khumbu-Eisbruch, durch das Western Cwm (das „Tal des Schweigens“), über die Lhotse-Flanke zum Südsattel auf knapp 8000 Metern und dann hinauf zum Gipfel. Hari Budha Magar hat lange darauf gewartet, sich am höchsten Berg der Erde unter den Gipfelanwärtern einreihen zu können.

Vor Gericht erfolgreich

Mount Everest
Mount Everest

Schon vor fünf Jahren hatte der Nepalese – mit Flaschensauerstoff und Sherpa-Unterstützung – den Mount Everest besteigen wollen. Doch Anfang 2018 beschloss die nepalesische Regierung, keine Everest-Permits mehr für beidseitig Beinamputierte, Blinde und auch für Solobergsteiger zu erteilen.

Hari hat als Soldat des britischen Gurkha-Regiments bei einer Bombenexplosion 2010 in Afghanistan beide Beine oberhalb der Knie verloren. Gemeinsam mit anderen klagte er vor dem Supreme Court – und hatte Erfolg. Im März 2018 kippte das oberste Gericht Nepals die umstrittene Regel.

Mont Blanc, Kilimanscharo, Mera Peak

Hari im Khumbu-Eisbruch

Hari verschob seinen Plan zunächst auf 2019, schließlich 2020. Dann machte ihm die Corona-Pandemie einen Strich durch die Rechnung. Jetzt passt für ihn endlich alles – inklusive Finanzierung – zusammen, sodass er sein Vorhaben, den Mount Everest zu besteigen, in diesem Frühjahr in die Tat umsetzen will. In der Zwischenzeit stand der Nepalese unter anderem auf den Gipfeln von Mont Blanc (4810 Meter), Kilimandscharo (5895 Meter) und Mera Peak (6476 Meter). Den letztgenannten Berg in Nepal bestieg Hari (mit seinen Helfern) am 16. April zum zweiten Mal nach 2017 – um sich für den Everest zu akklimatisieren.

„Ich hoffe, dass meine Reise auf dieser Expedition Hoffnung, positive Schwingungen und Optimismus in die Welt sendet“, schrieb Hari gestern auf Instagram aus dem Everest-Basislager. Mit seiner Behinderung geht der 42-Jährige offensiv um: „Wenn ich heute die Möglichkeit hätte, meine Beine zurückzuholen, würde ich es ablehnen. Erst nachdem ich sie verloren hatte, fand ich mein wahres Ich, den wahren Hari Budha Magar.“

20 Everest-Gipfelerfolge von Menschen mit Handicap

Die Zahl behinderter Bergsteiger am Everest ist statistisch gesehen zu vernachlässigen. Bis 2022 versuchten nach Angaben der Himalayan Database insgesamt lediglich 33 Bergsteiger und eine Bergsteigerin mit Handicap, den höchsten Berg der Erde zu besteigen – wobei hier alle Arten von Behinderungen zusammengefasst sind. 20 von ihnen erreichten den Gipfel, zuletzt im Frühjahr 2022 der beidseitig beinamputierte Italiener Andrea Lanfri. Dass die behinderten Bergsteiger die Unterstützung anderer benötigten, versteht sich von selbst. Aber das gilt inzwischen ja für fast alle Gipfelaspirantinnen und -Aspiranten am Mount Everest.

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