„Wir haben endlich den Gipfel des Shishapangma in Tibet erreicht, es war ein sehr langer und harter Weg bis hierher. Ich bin sehr glücklich“, sagte Kristina Harila per Satellitentelefon ihrem Team in der Heimat, nachdem sie heute den höchsten Punkt des in Tibet gelegenen Berg auf 8027 Metern erreicht hat.
Für die 37 Jahre alte Norwegerin war es der 13. Achttausender. 2022 hatte sie ihren Plan aufgeben müssen, alle 14 Achttausender – mit Flaschensauerstoff, Sherpa-Unterstützung, auf den Normalrouten – im selben Jahr zu besteigen. Die chinesisch-tibetischen Behörden hatten die Shishapangma und den Cho Oyu wegen der Corona-Pandemie für ausländische Bergsteigerinnen und Bergsteiger gesperrt und auch für Harila keine Ausnahme gemacht. In diesem Jahr will sie ihr Projekt erneut versuchen – nach eigenen Worten ohne Flaschensauerstoff, in weniger als sechs Monaten. Ob sie an der Shishapangma auf die Atemmaske verzichtete, ist noch nicht bekannt.
Achttausendersammlerinnen
Nach Angaben von Mingma Sherpa, Chef des nepalesischen Expeditionsveranstalters Climbalaya, erreichten heute insgesamt elf Teammitglieder den Gipfel der Shishapangma. Neben Harila gehörten dazu als Kundinnen auch die Schweizerin Sophie Lavaud und die Mexikanerin Viridiana Alvarez. Für die 54 Jahre alte Sophie war es der 13. Achttausender, für Viridiana, Jahrgang 1983, nach eigenen Angaben der neunte. Beide nutzten bisher stets Flaschensauerstoff für ihre Aufstiege. Mingma, der über sehr gute Beziehungen nach Tibet verführt, hatte die ersten Permits für eine ausländische Expedition seit drei Jahren erhalten.
Einreiseproblem wegen Stempeln aus Pakistan
Einige Nepalesen – unter ihnen der erfahrene Bergführer Gelje Sherpa – hatten keine Einreiseerlaubnis erhalten – dem Vernehmen nach, weil sie in ihren Pässen Stempel aus Pakistan hatten. Nach Angaben des Auswärtigen Amtes in Berlin gibt es seit Jahren Probleme mit den chinesischen Einreisebehörden, wenn Touristen vorher in bestimmten Ländern waren. Neben Pakistan zählen dazu auch die Türkei und der Irak. Gründe für diese restriktive Einreisepolitik hat die chinesische Regierung bisher nicht genannt. Da das Problem jedoch nicht neu ist, besorgen sich die meisten Bergsteigerinnen und Bergsteiger, die vorher im Karakorum unterwegs waren, für Projekte in Tibet neue Pässe.
Das Climbalaya-Team will nun zum sechsthöchsten Berg der Erde weiterziehen, dem 8188 Meter hohen Cho Oyu.
Update 27. April: Nach Informationen des Expeditionsveranstalters Imagine Nepal gehörte zu dem erfolgreichen Shishapangma-Team auch die Chinesin Dong Hong-Juan. Sie habe damit ihre Achttausender-Sammlung (mit Flaschensauerstoff) komplettiert und wirklich auf allen 14 „True Summits“ gestanden, den allerhöchsten Punkten. Laut Imagine Nepal kehrte Dong zum Manaslu, Dhaulagiri, Broad Peak, der Annapurna and jetzt der Shishapangma zurück, wo sie zuvor die höchsten Punkte verfehlt habe. In der Liste des Veranstalters Climbalaya war von einer „chinesischen Kundin“ und zwei tibetischen Guides die Rede gewesen.
Update 30. April: Kristin Harila gab auf Instagram bekannt, dass sie an der Shishapangma Flaschensauerstoff nutzte: „Ich merkte, dass wir zu viel Zeit brauchten und es sehr windig war, also begann ich, meinen Notsauerstoff aus Lager 3 zu benutzen.“