Mingma Gyalje Sherpa hat die Nase voll. Er will nicht länger darauf warten, dass die Regierung in Kathmandu endlich in die Gänge kommt. Der Chef des nepalesischen Veranstalters Imagine Nepal sagte die für diesen Herbst geplanten Expeditionen zu den Achttausendern Manaslu und Dhaulagiri ab. „Die Regierung Nepals hat den Lockdown nach drei Monaten ohne eine angemessene Planung beendet und damit dafür gesorgt, dass die Zahl der Corona-Fälle in Nepal rasant angestiegen ist“, begründete Mingma seine Entscheidung. „Der internationale Flughafen wird vom 17. August 2020 an geöffnet, aber es wurden bis jetzt noch keine Richtlinien vorbereitet. Uns ist immer noch nicht klar, ob eine 14-tägige Quarantäne verpflichtend ist oder nicht.“
Zwei Corona-Tests und 14 Tage Quarantäne?
Die Zeitung „Kathmandu Post“ berichtet heute unter Berufung auf Beamte der Regierung über eine Vorlage, nach der Touristen bei der Einreise einen negativ ausgefallenen Corona-Test vorweisen müssten, der nicht älter als 72 Stunden sein dürfe. Ein weiterer Test in Nepal in Krankenhäusern, die von der Regierung benannt würden, solle verpflichtend sein – ebenso eine zweiwöchige Quarantäne im Hotel sowie der Abschluss einer Reiseversicherung, die COVID-19 beinhalte. Offiziell bestätigt ist dies noch nicht.
Bisher wurden in Nepal (Stand 7. August) mehr als 22.000 Corona-Infektionen registriert, 70 Menschen starben nach offiziellen Angaben an COVID-19. Wegen der eingeschränkten Testmöglichkeiten in dem Himalayastaat muss von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen werden. Die Zahl der Infektionen steigt weiter. Krankenhäuser in der Hauptstadt Kathmandu sind wegen der Corona-Pandemie an der Grenze ihrer Kapazität angelangt und mussten bereits Patienten abweisen. Ähnlich sieht es in der besonders hart von der Pandemie betroffenen Grenzprovinz zu Indien aus.
Einige sagen ab, andere machen weiter
„In wenigen Wochen könnte uns die schlimmste Situation bevorstehen“, schreibt mir Mingma Gyalje Sherpa. Wie er hat auch Guy Cotter, Chef des neuseeländischen Anbieters Adventure Consultants, seine geplanten Expeditionen in Nepal abgeblasen. „Einige Veranstalter eilen dorthin dorthin zurück“, schrieb Guy gestern auf Facebook, „aber ich denke, es ist noch zu früh, da es zu viel zu verlieren gibt, wenn Touristen COVID ins Khumbu bringen, das bislang noch verschont blieb.“
Andere Anbieter sehen die Lage in Nepal offenbar weniger kritisch. So bewerben nepalesische Veranstalter wie Seven Summit Treks, aber auch US-Unternehmen wie Summit Climb oder Madison Mountaineering weiter ihre Expeditionen in der anstehenden Herbstsaison.