Für mich war es eines der ersten Rätsel dieser Frühjahrs-Klettersaison in Nepal. Wer ist der einsame Bergsteiger, der seit Wochen als einziger Gipfelaspirant für den Manaslu auf den Permit-Listen des Tourismusministeriums in Kathmandu auftaucht? Das Rätsel ist gelöst. Zumindest, was die Identität des Bergsteigers anbelangt. Es handelt sich um den Japaner Toshihiro Yokoi. In der Höhenbergsteiger-Szene ist er bisher noch ein unbeschriebenes Blatt. Zumindest findet sich noch kein Eintrag zu ihm in der Bergsteiger-Chronik Himalayan Database.
Yokoi machte sich Mitte März mit einem kleinen Team des nepalesischen Expeditionsveranstalters Asian Hiking Team auf den Weg zum 8163 Meter hohen Manaslu im Westen Nepals. Nach Informationen des Veranstalters wollte der Japaner mit Flaschensauerstoff auf den achthöchsten Berg der Erde und hinterher – ebenfalls noch in diesem Frühjahr – Mount Everest und Lhotse besteigen.
Keine Zeit für einen zweiten Versuch
Toshihiro habe am Manaslu, von zwei nepalesischen Bergführern begleitet, Lager 2 auf rund 6300 Metern erreicht, sei dort aber wegen schlechten Wetters umgekehrt, informierte mich Asian Hiking Team: „Er hatte nicht genügend Zeit, um auf gutes Wetter zu warten.“
Yokoi habe den Manaslu bereits verlassen und werde bald in Kathmandu zurückerwartet, um dann direkt weiterzureisen. Toshihiro sei immer noch entschlossen, Everest und Lhotse zu besteigen.
Am höchsten und vierthöchsten Berg der Erde wird es der Japaner nicht so einsam antreffen wie am Manaslu. Das Tourismusministerium hat inzwischen rund 300 Permits für ausländische Bergsteiger ausgestellt, die auf den Everest wollen, und mehr als 50 für den Lhotse.
An der 8091 Meter hohen Annapurna I läuft derweil der erste Gipfelversuch. Wenn alles nach Plan läuft, werden am morgigen Donnerstag die ersten Bergsteigerinnen und Bergsteiger auf dem höchsten Punkt erwartet.