Jost Kobusch nach Everest-Vorstoß: „Es wäre zu gefährlich gewesen, noch höher zu steigen“

Jost Kobusch auf der Westschulter des Mount Everest
Jost Kobusch auf der Westschulter des Mount Everest

Jost Kobusch hat am Mount Everest kühlen Kopf bewahrt. Gleich bei seinem ersten Vorstoß in diesem Winter erreichte der 32 Jahre alte deutsche Bergsteiger am Westgrat eine Höhe von 7537 Metern. Diesen Wert zeigte am 27. Dezember der Höhenmesser seiner Uhr. Sein GPS-Tracker wies als größte Höhe 7488 Meter aus. Auf einem anderen Modell lautete die Angabe 7553 Meter. Solche Schwankungen sind bei Höhenmessgeräten nicht ungewöhnlich.

Auf jeden Fall stieg Jost damit rund 200 Meter höher als bei seinem bisher erfolgreichsten Versuch im Winter 2019/2020, als er an der Westschulter umgekehrt war. Diesmal schnupperte er in den oberen Teil des Westgrats hinein. Ich habe Jost per WhatsApp gefragt, ob er nicht versucht gewesen sei, dort sein Zelt aufzuschlagen und noch weiter hinaufzustiegen.

Akklimatisation hat noch nicht gereicht

„Die Akklimatisation hat gereicht, um diese Höhe zu erreichen, auch in dieser Geschwindigkeit und im Alpinstil. Aber sie hat nicht gereicht, um noch höher zu steigen“, antwortet Kobusch per Sprachnachricht. „Dort zu übernachten, wäre ein Risiko gewesen. Ich hätte in meinem Akklimatisationszustand extrem schwach werden können. Und das vor dem Hintergrund, dass ich solo unterwegs bin und alles auch wieder allein hinabklettern muss. Sprich: Die Akklimatisation hat nicht gereicht, um bei diesen Bedingungen mit genügend Sicherheit höher zu gehen.“

Südseite des Mount Everest (2002)
Nepalesische Südseite des Mount Everest (im Frühjahr 2002)

Jost stieg in den folgenden beiden Tagen wieder ins Everest-Tal ab – bis zur „Pyramide“, der italienischen Forschungsstation nahe der Siedlung Lobuche auf etwa 5000 Meter Höhe. Kobusch hat sich ein äußerst ehrgeiziges Fernziel gesetzt: Er will als Erster eine Everest-Winterbesteigung im Alleingang und ohne Flaschensauerstoff erreichen. Und das auf der äußerst selten versuchten, weil anspruchsvollen Route über den Lho La, einen rund 6000 Meter hohen Pass zwischen Nepal und Tibet, dann über den Westgrat und schließlich durch das Hornbein-Couloir in der Nordwand zum Gipfel auf 8849 Metern. Von der Stelle, die er am 27. Dezember erreichte, fehlen Jost bis zum höchsten Punkt also noch rund 1300 Höhenmeter.

Langfristiges Projekt

Jost Kobuschs Uhr zeigt eine Höhe von 7537 Meter
Josts Uhr mit Höhenmesser

Für diesen Winter hatte sich Kobusch vorgenommen, höher zu gelangen als jemals zuvor eine Winterexpedition am Westgrat. Am bislang weitesten war zuvor eine 17 Mitglieder starke französische Expedition unter Leitung von Eric Dossin gelangt: Im Januar 1985 kapitulierten Benoit Chamoux und Vincent Fine auf einer Höhe von rund 7500 Metern vor dem damals schlechten Wetter.

So weit ist Jost nun auch gekommen. Ich möchte von Jost wissen, ob er angesichts seines früh erreichten Saisonziels noch motiviert sei, erneut aufzubrechen, um möglicherweise noch höher zu steigen. Kobusch antwortet zurückhaltend. „Ich bin ein bisschen heiser, ich habe dort oben ziemlich trockene Luft geatmet“, sagt Jost und hustet. „Ich werde mich jetzt erstmal erholen und dann evaluieren, wie sinnvoll es ist, nochmal dort hinaufzusteigen. Die ganz großen Learnings, auf die ich gehofft hatte, habe ich ja quasi schon, weil ich mein Ziel erreicht habe. Ich habe meine Thesen überprüft.“

Er werde jetzt „alles ein bisschen sacken lassen“ und sehen, wie sich das Wetter entwickle und was sein Körper mache, so Kobusch. Dann werde er sich entscheiden, ob er in diesem Winter noch einmal aufsteige. Es müsse in sein Gesamtkonzept passen. „Am Ende geht es mir ja nicht darum, kurzfristig irgendwelche Rekorde zu knacken. Ich möchte langfristig das Projekt schaffen. Das ist der Fokus“, sagt Jost. „Langfristig habe ich natürlich schon längst einen Plan gemacht.“  

22 Antworten auf „Jost Kobusch nach Everest-Vorstoß: „Es wäre zu gefährlich gewesen, noch höher zu steigen““

  1. Jost Kobusch ist jemand , der leider eher in der Kategorie „Spinner“ passt. Immerhin war er so intelligent, seinen Versuch über den Westgrat wieder abzubrechen. Aber letztendlich macht er das ja auch, um weiter im „Gespräch“ zu bleiben. Wem nützt das alles außer seinem Ego. Ob er das Projekt jemals erfolgreich zu Ende bringt oder wahrscheinlich eher nicht, ist letztendlich völlig gleichgültig. Es ist nur erstaunlich, welches Echo jemand auslösen kann, wenn er mit Geschick eine verrückte Idee hat. Ich wünsche ihm nur, dass er das nicht irgendwann mit seinem Leben oder schwersten Verletzungen bezahlen muss.

    1. Das ist eine typische „Sofa-Kartoffel“-Argumentation, ohne Wissenshintergrund, dafür aber mit einem übergroßen Selbstbewusstsein, um nicht Arroganz zu sagen.

      Sicher haben Sie nie das erhebende Gefühl erlebt, wenn man sich selbst überwunden hat.

      Offenbar kennen Sie auch nicht die Gedanken, die sich der berühmte Bergsteiger Reinhold Messner dazu machte, oder? Denn es ist mitnichten Geltungssucht, wie Sie vermuten. Die Bekanntheit hilft ihm nur bei der Finanzierung seiner, auch medizinisch hochinteressanten Projekte.

      Und erst recht haben Sie nichts davon gehört, dass (aus irgend einem psychologischen Grund, denn genauer kennt/e man/ich das wohl nicht) das Glücksgefühl um so tiefer zu sein scheint, je sinnfreier das gesetzte Ziel ist. VG

    2. Eventuell ist dann der Everest über Westschulter, Wintersolo, Alpinstil bestiegen, aber wer könnte und würde das wiederholen? Wer in die Geschichtsbücher will, Spass am Höhenbergsteigen hat und gern lange bastelt? Mich würde die Meinung von Marek Holecek dazu wirklich interessieren, aber er wird sich dazu hier bestimmt nicht äußern wollen…

    3. für einen Spinner macht er das aber nicht schlecht und ziemlich bedacht. Wie kommst du überhaupt zu der Aussage? kennst du ihn? dann ist jeder Extrembergsteiger ein Spinner – die Meinung kann man natürlich haben, ist aber eine erschreckend engstirnige und eingeschränkte Sichtweise.

  2. Ja nächstes Jahr kann er ja wieder hinfahren und Wind um die Sache machen… Aber bevor der Jost da hochkommt, gewinnt ein Einbeiniger beim Hürdenlauf…

    1. Welch ein anmaßend dummer, negativer Kommentar! Sicher von einem Nichbergsteiger, oder? – Denn die wissen, wie auch z.B. die Paragliderpiloten, dass bei zu hoch gesetzten Zielen im Verhältnis zur Form u. zum Wetter das Lebensrisiko erheblich steigt. – Es geht beim Höhenbergsteigen vordergründig eben genau nicht um Schnelligkeit, obwohl diese bei guten Bed. u. Fitness auch bei der Minimierung des Risikos einer Höhenkrankheit helfen kann. – Einfach mal eines der vielen Bücher v. Reinhold Messner lesen, die große Anzahl seiner Expeditionsabbrüche im Vergleich zu den 14 Achttausender verinnerlichen u. sich erst dann eine (begründetere) Meinung anmaßen. – Ansonsten ist schnell mal der eigen Ruf futsch o. man riskiert sogar schmerzhaftere Reaktionen. Es gibt genug RA’te u. IT-Leute, die gerne verklagen u. kein Problem haben, einen Verleumder aufzuklären, oder? Es könnte aber auch schlimmer kommen, denn Leute wie Sie erkennt man meist an ihrer Feigheit, Schwäche u. ggf. Schleimigkeit, oder? VG

      1. Hahaha, Jörg, ernsthaft?

        Tatsache ist jedenfalls, dass Josts mediale Reichweite seinen bisherigen Leistungen meilenweit voraus eilt. Wie viel er von seinem Potential bisher schon ausgeschöpft hat, weiß er selbst am Besten. Eventuell ist da noch viel Luft nach oben (haha), eventuell sehen wir ihn aktuell nach an seiner Spitzenleistungsfähigkeit. Zu seinem breit in den Medien ausgetretenen Ziel ist es jedenfalls noch ein sehr weiter Weg und seine bisherigen Errungenschaften rechtfertigen seine Bekanntheit nicht wirklich.
        Trotzdem ist’s natürlich unterhaltsam, seine Trainingsauflage mitzuerleben.

        Und dass Sie einen anderen Forennutzer mit Anwältin und ITlern kommen (was haben denn letztere damit zu tun?), ihn fast schon bedrohen und mit Ausdrücken beschimpfen, weil er eine Meinung geäußert hat, die Ihnen nicht passt, dass sagt ziemlich viel über Sie selbst aus und nicht so viel über den von Ihnen beschimpften Nutzer.
        Und dann auch noch ausgerechnet mit Büchern von Messner argumentieren… xD

    2. Werter Jörg H., Alberto hat vom Bergsteigen mehr Ahnung als Sie denken. Und das ist vielleicht genau das Problem, wenn er (einmal mehr) in den Medien von Plänen des im Spitzenalpinismus unbedeutenden Jost Kobusch vernimmt, allein im Winter den Everest besteigen zu wollen. Ich befürchte, je mehr Ahnung jemand vom Höhenbergsteigen hat, umso eher wird er sich meiner Einscbätzung anschließen… Aber nix für ungut…

    1. Wo ist die Einfachkeit bei dem Versuch? Um leicht zu sein, braucht man höchst aufwendig technisch gefertigte Ausrüstung und Nahrung…. Wer sagt denn, dass er nicht in 5 Jahren im Expresstil hochrast?

  3. Er ist für mich 1 ganz Grosser!!!! Der Himalaya und Mount Everest hat mich schon immer begeistert,hab viele Bücher gelesen.Ich wünsche josh, dass er in jeder Lage gut für seine Gesundheit entscheidet!!

  4. ich bewundere diesen erstaunlichen jungen Mann,der nach alter Bergsteiger-Manier das Ziel nur mit Willen und Körperkraft zu erreichen sucht…
    und nicht mit Fremdmittel unbedingt zu Gipfel um auch dieses Thema „abzuhaken“
    Mein Kompliment
    Ich kenne die Himalaja Region und weiss
    wovon er spricht
    Kompliment

    1. Muss denn um so einen Spinner solch ein Tam-Tam gemacht werden?
      Wer finanziert diesen Blödsinn eigentlich?
      Bitte künftig einfach-insbesondere medial- ignorieren.

      1. Fang am besten gleich damit an und erspare uns deine Kommentare 😉 die sind nämlich nichts anderes als ein mediales Tam Tam. für das Ausmaß eines Kobusch reicht’s halt leider nicht bei jedem 😉

  5. Erstaunlich wie die Medien seit Jahren auf seine halbgaren Unternehmungen anspringen.

    Ohne diese Unterstützung würde man ihn als Höhenbergstieger kaum zu Kenntnis nehmen.

  6. Sehr verehrte Bergwelt,
    lasst ihn doch einfach alles ausprobieren. Wie und wann und in welcher Geschwindigkeit er das machen will, ist doch ganz allein seine freie Entscheidung. Immerhin lässt er keine Träger für sich arbeiten, die dafür ihr Leben riskieren. Irgendwann in 20 Jahren kann dann jeder hier seine Aktionen bewerten.
    In diesem Sinne,
    Gute Nacht

  7. Ich bin kein Bergsteiger, ich habe auch kein schimmer von der Sache, aber ich habe da Mal die eine oder andere Frage;
    – jeder Mensch muss Mal aufs WC, welche Technik muss man bei der Höhe anwenden um zum Erfolg zu kommen!
    – wie finanziert man so ein großes Projekt, und was kostet sowas in etwa? Denn sowas wird doch nicht gerade sehr günstig sein,oder ?
    – Wer bezahlt die Kosten wenn es nötig ist Menschen leben zu retten? Bezahlt das in etwa die ADAC Mitgliedschaft?

    1. – Für das kleine Geschäft nutzt man in der Regel im Zelt Weithalsflaschen, die man hinterher ausleert. Beim größeren Geschäft wird es komplizierter. Bei kommerziellen Expeditionen am Everest gibt es bis hinauf nach Lager 2 auf 6400 Metern Latrinenzelte. Es gibt auch spezielle Kotbeutel, in denen die Fäkalien durch Chemikalien abgebunden werden und die man dann wieder mit ins Tal nehmen kann (und sollte).
      – Profi-Bergsteiger wie Jost Kobusch haben Sponsoren, die ihre Projekte finanzieren. Die Lücken müssen sie selbst schließen – etwa durch die Einnahmen aus Vorträgen. Eine Solo-Expedition wie die Kobuschs verschlingt sicher mehrere zehntausend Euro. Genaue Summen werden bei solchen Unternehmungen – im Gegensatz zu kommerziellen Expeditionen – nicht veröffentlicht.
      – Für Expeditionsbergsteiger gibt es spezielle Versicherungen. Da reicht eine ADAC-Mitgliedschaft nicht aus. Und eine Rettung in solch großen Höhen ist schwierig, wie sich Jahr für Jahr in den kommerziellen Saisons zeigt.

  8. Finde die Anfeindungen gegen ihn fies, seine Leistungen faszinierend, verfolge sie mit Spannung und hoffe für ihn, alle anderen Bergsporttreibenden, sowie die Bergwelten auf das Beste.

  9. Ich bitte alle Leserinnen und Leser, sich bei den Kommentaren zu mäßigen. Dies ist nicht der Platz, um andere zu diffamieren. Wenn dies nicht aufhört, werde ich die Kommentarfunktion zu diesem Beitrag schließen.

  10. Nur wer selbst einmal in so großer Höhe war, kann diese Leistung sachlich beurteilen. Ohne fremde Hilfe und ohne zusätzlichen Sauerstoff mit erforderlicher Ausrüstung in eine so große Höhe vorzustoßen ist äußerst bemerkenswert und verdient Respekt. Trotz guter Vorbereitung und bester körperlicher Verfassung muss ihm klar sein, dass er sich in einer Todeszone befindet und sein Leben aufs Spiel setzt. Man kann noch so gut vorbereitet sein aber das Wetter kann man nicht beeinflussen und ob die körperliche Anpassung an die große Höhe gelingt, ist auch nicht immer garantiert. Ich ziehe den Hut vor dieser sportlichen Leistung unter diesen Voraussetzungen und Gegebenheiten und wünsche diesem jungen Bergsteiger weiterhin alles Gute und viel Erfolg. Und sollte es in diesem Winter mit dem Weltrekord nicht klappen macht es nichts, es gibt noch viele schöne andere Berge auf dieser Welt… bergheil.

Kommentare sind geschlossen.

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