Er war nicht nur ein Berg-Enthusiast, sondern hatte auch ein außergewöhnliches Charisma. „Jeder, der das Vergnügen hatte, auch nur ein paar Minuten mit Matthew Eakin zu verbringen, ging zweifellos mit neuer Lebensfreude nach Hause. (Er war) Ein Mann, der ständig seine Zeit für andere opferte“, schrieb der australische Abenteuerfotograf und -kameramann Rob Norman über seinen Freund Eakin, nachdem der 41-Jährige am 25. Juli beim Abstieg vom K2 in den Tod gestürzt war. „Er lebte das Leben, so wie er es wollte, trug sein Herz auf der Zunge, machte das Beste aus diesem einen kostbaren Leben, das uns zur Verfügung steht, und tat dies immer mit einem Lächeln im Gesicht.“ Ähnlich äußerte sich Cassie Davies, ebenfalls eine Freundin Eakins: „Er war ein Magnet, der die Menschen zu sich hinzog. Er hat viele von uns ermutigt, Dinge auszuprobieren, uns einfach zu trauen, in unsere Träume zu investieren und sie zu verwirklichen.“
Anruf vom Gipfel des K2
Genau das tat Eakin selbst. Der Anwalt aus Sydney lebte seine Träume in der Natur aus: beim Klettern, Höhenbergsteigen, Mountainbiken oder Fallschirmspringen. Matthew bestieg (mit Flaschensauerstoff) drei Achttausender: in Nepal den Manaslu (2017, allerdings war er nicht am True Summit), in Pakistan den Broad Peak (2019) – und dann eben in diesem Jahr am 23. Juli den K2. Vom Gipfel meldete er sich bei seiner Familie und im K2-Basislager. Was genau ihm am übernächsten Tag beim Abstieg zustieß, lässt sich nicht mehr rekonstruieren. Zwei Bergsteiger fanden seine Leiche unweit des vorgeschobenen Basislagers. Als sie später den Körper bergen wollten, hatte eine kleine Lawine ihn verschüttet.
Bergungsexpedition im Winter
Sechs mit Matthew befreundete Bergsteiger aus Australien und Kanada wollen nun in den ersten drei Februarwochen zum K2 reisen, um seinen Körper zu bergen. Sie rechnen damit, dass im Winter an der Stelle, deren exakte GPS-Position ihnen vorliegt, wenig Schnee liegt. „Wir haben die Möglichkeit, ihn in Würde zu bergen und zu begraben, anstatt zu riskieren, dass die Schneeschmelze seine Leiche irgendwann in der Zukunft freilegt. Unsere Familie wünscht sich das verständlicherweise nicht für Matt“, schreibt Eakins Schwester, Danielle Bonnington. Sie hat ein Crowdfunding (klicke hier) gestartet, um die Bergungsexpedition zu finanzieren. Matthews Leiche soll dann nahe dem K2-Basislager beigesetzt werden – dort, wo auch sein Teamgefährte Richard Cartier seine letzte Ruhe gefunden hatte. Der Kanadier war offenbar, anders als Eakin, in Lager 4 umgekehrt und dann ebenfalls beim Abstieg abgestürzt. Seine Leiche hatte geborgen werden können.
In Würde beisetzen
„Wir sind der Meinung, dass alle Bergsteiger, die bei der Ausübung ihrer Leidenschaft in den Bergen ums Leben kommen, die Chance haben sollten, gefunden und bestattet zu werden, um den Familien und Freunden den Trauerprozess zu erleichtern – wenn es für die Mitglieder eines Suchteams sicher ist“, sagt Matthews Schwester Danielle. „Unsere Familie ist unglaublich dankbar für das Angebot von Matts Freunden, dabei zu helfen, ihn in Würde zu beizusetzen. Uns ist bewusst, dass ihr Hilfsangebot ihre Liebe zu ihm widerspiegelt.“
Update 28. Juli 2023: Die Familie Eakins hat bekanntgegeben, dass es dem Team im vergangenen Winter nicht gelungen ist, den Körper des im vergangenen Jahr tödlich verunglückten Australiers zu bergen. „Der große Berg K2 hat beschlossen, Matthew zu behalten. Die Lawine und die Schneemassen, die seinen Körper nach seinem Unfall vor fast einem Jahr bedeckten, waren zu groß. Es war unter diesen Umständen einfach unmöglich, ihn zu finden“, heißt es in einer Erklärung der Familie, die vor einigen Tagen als Update unter dem Spendenaufruf veröffentlicht wurde.