Das hätte auch schlimmer ausgehen können. Denis Urubko wollte am Wochenende am Achttausender Gasherbrum I in Pakistan bis Lager 2 auf 6400 Meter aufsteigen. Auf einer Höhe von 5500 Meter stürzte Denis nach eigenen Angaben jedoch im Eisbruch in eine sechs bis sieben Meter tiefe Gletscherspalte. Nach einer Stunde gelang es seinem pakistanischen Kletterpartner Hassan Shigri, Urubko aus der Spalte herauszuhelfen. Zu dieser Zeit hatte es begonnen zu schneien. „Wir verbrachten eine schlimme Nacht und stiegen zum Basislager ab“, berichtete Urubko dem spanischen Bergsteiger-Portal desnivel.com. „Ich habe Erfrierungen an den Fingern und kann die Expedition nicht fortsetzen.“ Das wenig appetitliche Bild seiner Finger erspare ich euch. Es zeigte, dass an Klettern für Denis zunächst mal nicht zu denken ist.
Versicherung nicht aktiviert
Der im russischen Nordkaukasus geborene Bergsteiger muss den Rückweg nach Skardu zu Fuß angehen. Der Grund: Seine Versicherung war für die Winterexpedition nicht aktiviert. Eine Evakuierung mit einem pakistanischen Militärhubschrauber müsste Denis also komplett aus eigener Tasche bezahlen. Der 50-Jährige hatte den Gasherbrum I – nach seiner persönlichen Lesart – erstmals im Winter besteigen wollen. Für Urubko zählen Winterbesteigungen nur als solche, wenn sie vor dem Ende des meteorologischen Winters Ende Februar gelingen. Der bislang einzige Gipfelerfolg am Gasherbrum I in der kalten Jahreszeit war am 9. März 2012 den beiden Polen Adam Bielecki und Janusz Golab gelungen – im kalendarischen Winter.
Hauptsache, überlebt
Urubko hat bereits 27-mal auf Achttausendergipfeln gestanden, stets ohne Flaschensauerstoff. Ihm gelangen zwei Wintererstbesteigungen von Achttausendern: die des 8485 Meter hohen Makalu (2009 mit dem Italiener Simone Moro) und des 8034 Meter hohen Gasherbrum II (2011 mit Moro und dem US-Amerikaner Cory Richards). Dass sein Versuch am Gasherbrum I vorzeitig endet, nahm Denis relativ gelassen. „Es war ein großes Pech, diese Gelegenheit zu verpassen, denn die Bedingungen waren gut. Aber ich habe überlebt“, schrieb er an desnivel.com.
Damit wird diese Wintersaison an den Achttausendern wohl ohne Gipfelerfolg zu Ende gehen. Vor Urubko am Gasherbrum I hatte auch der Spanier Alex Txikon mit seinem Team die Winterexpedition an der Annapurna I im Westen Nepals abgebrochen.
Update 31. Januar: Urubko erreichte heute Skardu und begab sich ins Militärkrankenhaus, um dort die Erfrierungen an den Fingern behandeln zu lassen. „Die Finger sind gut, alle Vitalwerte sind hervorragend. Er wird sich vollständig erholen“, lässt sein Team wissen.