Zähes Ringen am 7000er Jannu

Jannu-Ostwand (ursprünglich geplante Route in blau, aktuell rot)

Seit rund einer Woche kämpfen sich die russischen Bergsteiger Dmitry Golovchenko und Sergey Nilov durch die noch nie komplett durchstiegene Ostwand des 7710 Meter hohen Jannu im Osten Nepals. In den vergangenen drei Tagen sind die beiden wegen schlechten Wetters kaum noch weiterge-kommen. Heute verbrachten sie den ganzen Tag in ihrem Zelt auf gut 7000 Metern, unterhalb des Südostgrats. Ein halber Meter Neuschee sei gefallen, berichtet das Internetportal „Russian Climb“. Die Optionen seien: „Über die Franzosen-Route weiterklettern oder absteigen. Es schneit weiter. Die Sicht ist schlecht.“ Die Erstbesteiger des Jannu, die drei Franzosen Rene Desmaison, Paul Keller und Robert Paragot sowie der Nepalese Gyalzen Mitchung Sherpa, hatten im April 1962 den Gipfel über den Südostgrat erreicht.

Zu zweit statt zu dritt

Tomaszewski, Nilov und Golovchenko (v.l.n.r.)

Ihren ursprünglichen Plan, die Ostwand komplett bis zum Gipfel zu klettern, hatten Golovchenko und Nilov bereits aufgegeben. Am Mittwoch soll der Schneefall nachlassen, für Donnerstag wird besseres Wetter erwartet, allerdings auch nur kurzfristig. Eigentlich wollte der Pole Marcin Tomaszewski mit den beiden Russen in die Wand einsteigen. Doch er verzichtete darauf, weil er sich nicht ausreichend akklimatisiert fühlte. „Die größten Schwierigkeiten am Jannu liegen zwischen 6800 Metern und dem Gipfel”, schrieb Marcin auf Facebook. „Zu gefährlich“, wenn man nicht ausreichend akklimatisiert sei, so Tomaszewski.

Zweimalige Piolet-d’Or-Preisträger

Die 2000 Meter hohe Jannu-Ostwand ist bereits mehrfach vergeblich versucht worden, spätestens auf einer Höhe von knapp 7100 Metern war jeweils Endstation – so auch für den slowenischen Topkletterer Tomaz Humar (1969 – 2009), der 2004 mit einem Soloversuch gescheitert war.

Golovchenko und Nilov sind in der Szene bekannt. Sie gewannen zweimal den Piolet d’Or, den „Oscar der Bergsteiger“: 2013 für ihre Erstbegehung der Nordostkante des 7283 Meter hohen Muztagh Tower im Karakorum (mit Alexander Lange) und 2017 für ihre Direttissima durch die Nordwand des 6904 Meter hohen Thalay Sagar im indischen Himalaya (mit Dmitry Grigoriev).

Update 28. März: Die Würfel sind gefallen: Dmitry Golovchenko und Sergey Nilov steigen über den Südostgrat ab. Das Wetter wird wieder schlechter.

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