Carlos Soria am Dhaulagiri: Die unendliche Geschichte geht weiter

Carlos Soria (l.) und Sito Carcavilla (im Frühjahr 2022 am Dhaulagiri)
Carlos Soria (l.) und Sito Carcavilla (im Frühjahr 2022 am Dhaulagiri)

Man hat sich schon daran gewöhnt. Eine Frühjahrssaison an den Achttausendern Nepals, ohne dass sich Carlos Soria am Dhaulagiri versucht, erscheint nicht komplett. Auch in diesem wird sich der Spanier – mit Flaschensauerstoff – am siebthöchsten Berg der Erde versuchen. Mit 84 Jahren, nach 13 gescheiterten Versuchen. Was zieht ihn nur immer wieder zu diesem Berg, den man wegen Carlos‘ vieler vergeblicher Versuche eigentlich „Soriagiri“ taufen könnte?

„8.167 Meter, eine sehr schöne Aussicht und ein Berg, der mich schon oft abgewiesen hat, aber ich weiß, dass ich ihn besteigen kann, und ich will ihn besteigen und ich werde es versuchen“, antwortet der immer noch fitte Senior in einem Interview mit dem spanischen Portal desnivel.com. „Vielleicht ist dies die letzte Chance, die ich haben werde.“

Begleitet wird er erneut von seinem Freund Sito Carcavilla. Im Frühjahr 2022 waren die beiden bis Lager 3 auf rund 7400 Metern aufgestiegen, dann aber wegen ungünstiger Wetterprognosen umgekehrt. Einmal, im Herbst 2017, war Carlos fast oben. Auf 8050 Metern musste er umdrehen, weil er und seine Mitstreiter im Gipfelbereich die Orientierung verloren und das falsche Couloir erwischt hatten. Carlos‘ unermüdliche Versuche am Dhaulagiri sind umso erstaunlicher, da ihm Ende 2018 ein künstliches Kniegelenk eingesetzt wurde. Und er hat nach eigenen Angaben noch ein paar weitere Stellen, die ihm von Zeit zu Zeit wehtun, etwa die Wirbelsäule oder der Beckenkamm. „Ich versuche, die Schmerzen zu ignorieren“, sagt Soria.

Zehn Achttausender mit über 60

Dhaulagiri
Dhaulagiri

Soria hat das Bergsteigen nicht erst im reifen Alter für sich entdeckt. Er gehörte auch schon bei der ersten erfolgreichen spanischen Achttausender-Expedition 1975 am Manaslu mit zum Team, aus dem die Spanier Jeronimo Lopez und Gerardo Blazquez mit dem Nepalesen Sonam Wolang Sherpa den höchsten Punkt erreichten. Für seinen ersten Achttausender-Gipfel ließ sich Carlos allerdings noch 15 Jahre Zeit:  Mit 51 Jahren bestieg er den Nanga Parbat. Danach folgten elf weitere Achttausender-Erfolge, zehn davon mit über 60.

Der ehemalige Polsterer, der in der Kleinstadt Moralzarzal nahe Madrid lebt, hält die Altersrekorde am K2 (65 Jahre), Makalu (69, damals stieg er ohne Flaschensauerstoff auf), Gasherbrum I (70, ebenfalls ohne Atemmaske), Manaslu (71), Lhotse (72), Kangchendzönga (75) und an der Annapurna (77). Neben dem Dhaulagiri fehlt ihm nur noch die Shishapangma in seiner Achttausendersammlung. 2005 erreichte Carlos den Mittelgipfel des Bergs in Tibet. Dieser Punkt liegt mit einer Höhe von 8008 Metern zwar auch jenseits der Achttausender-Marke, ist aber eben 19 Meter niedriger als der Hauptgipfel. 2103 und 2014 kehrte Soria mit leeren Händen von der Shishapangma zurück.

„Ich genieße es“

Am Dhaulagiri hat er insgesamt bereits fast zwei Lebensjahre verbracht. „Ich hatte eine tolle Zeit dort. Ich fühle mich ganz und gar nicht müde. Ich war schon auf vielen Bergen und ich gehe immer noch weiter. Ich möchte den Dhaulagiri besteigen. Es ist ein Berg, auf dem ich viele Erfahrungen gemacht habe, auf dem ich dem Gipfel sehr nahe war. Und ich möchte es wieder versuchen.“ Seit 70 Jahren geht Carlos Soria in die Berge. „Bergsteigen ist eine wunderbare Sache, und es macht sehr viel Spaß. Ich gehe hin, um es zu genießen, und ich genieße es auch, wenn ich ein bisschen Pech habe“, sagt Carlos. „Ich weiß, worauf ich mich einlasse und was passieren kann. Der Berg passt sich nicht an dich an, du musst dich an den Berg anpassen, an seine Bedingungen und an das Wetter.“

Eine Antwort auf „Carlos Soria am Dhaulagiri: Die unendliche Geschichte geht weiter“

  1. Einfach Klasse!!! Ein Vorbild für junge Menschen. Leider tendieren, gerade in Deutschland viele in die andere Richtung. Man ist nicht mehr bereit zu arbeiten, man möchte möglichst keine Verantwortung übernehmen. Konsequenzen des eigenen Handelns sollen die Eltern oder andere ausbaden.
    Dabei gibt es doch keine bessere Charakterschule als z.B. die Berge.
    Als da sind: Entscheidungen treffen! Leidensfähigkeit! Geduld! Teamwork und manches andere.
    Leider gibt es, gerade in den Bergen, immer weniger diese Species…
    Lothar

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