Was mancher Kritiker des kommerziellen Bergsteigens am Mount Everest in der Vergangenheit gefordert hat, bewirkt nun die Corona-Krise: Nur ein einziges Team darf sich in diesem Frühjahr am höchsten Berg der Erde versuchen. Die chinesisch-tibetischen Behörden hatten den Everest wegen der Corona-Pandemie für ausländische Expeditionen geschlossen, für einheimische gilt das Verbot jedoch nicht. Und so gibt es wohl in diesem Frühjahr einen chinesischen Versuch über die tibetische Nordseite des Bergs.
Dem Vernehmen nach gehören dem Team des Veranstalters Yarlo Shampo Expeditions 26 Mitglieder an, darunter sechs Frauen. Wie aus Tibet zu hören ist, sollten sie heute das vorgeschobene Basislager auf gut 6400 Metern erreichen, unterhalb des Nordsattels. Es habe mehr geschneit als in den vergangenen Jahren, heißt es.
Kami Ritas Vorschlag stieß auf taube Ohren
Die nepalesische Südseite des Mount Everest bleibt dagegen in diesem Frühjahr offenbar komplett gesperrt. Die Regierung in Kathmandu hatte Mitte März verkündet, dass sie wegen der Corona-Pandemie in dieser Saison keine Everest-Permits ausstellen werde. Die Icefall Doctors, die normalerweise die Route durch den Khumbu-Eisfall vorbereiten und während der Saison instandhalten, brachen gar nicht erst Richtung Basislager auf, sondern kehrten in ihre Heimatdörfer zurück.
Rekordhalter Kami Rita Sherpa – der 50-Jährige bestieg den Everest schon 24-mal – hatte angeregt, die Auszeit zu nutzen, um den Berg von Müll zu befreien und die Leichen ums Leben gekommener Bergsteiger herunterzuholen. Der nepalesische Bergsteigerverband NMA unterstützte Kami Ritas Vorschlag. Bei der Regierung in Kathmandu stieß er jedoch offenkundig auf taube Ohren.