Als wäre der Mount Everest noch nicht voll genug und gäbe es dort nicht schon jetzt zu viele arglose Aspiranten ohne alpinistische Erfahrung. „Touching Everest“, den Everest zum Anfassen, bietet der kommerzielle russische Expeditionsveranstalter 7 Summits Club für die Frühjahrssaison 2022. Nach dem traditionellen Trekking zum Everest-Basislager können sich die Kunden auch noch durch den Khumbu-Eisbruch bis hinauf nach Lager 2 auf 6400 Metern führen lassen – „mit Sauerstoff und einem Sherpa pro Teilnehmer“, wie der Veranstalter wissen lässt. 14.900 US-Dollar kostet der Spaß.
Zum Vergleich: Wer bis zum Gipfel auf 8849 Meter aufstiegen will, muss 69.900 Dollar berappen. 7 Summit Club verspricht reichlich „Eindrücke und Adrenalin“. Und „übrigens hat die Verlegung auf die rechte Seite des Eisbruchs die Route viel sicherer gemacht“, behauptet der russische Anbieter. Viel sicherer?
Passage mit den höchsten objektiven Gefahren
Nicht umsonst gilt der Khumbu-Eisbruch als die Passage der Normalroute auf der nepalesischen Seite des Everest mit den höchsten objektiven Gefahren. Erinnert sei nur an das Lawinenunglück im Frühjahr 2014, als 16 nepalesische Bergsteiger ums Leben kamen. Die durch den Klimawandel bedingten höheren Temperaturen haben das Risiko eher erhöht, dass sich, wie 2014 geschehen, Lawinen von oberhalb lösen oder dass Seracs im Eisbruch zusammenbrechen.
Erst kürzlich hatte ein Team des französischen Altmeisters Marc Batard eine Alternativroute in der Nuptse-Flanke bis auf eine Höhe von 5880 Metern eröffnet, um von dort aus direkt nach Lager 2 aufsteigen und so den gefährlichen Eisbruch umgehen zu können. Batard, inzwischen 70 Jahre alt, will im kommenden Frühjahr den Everest ohne Flaschensauerstoff versuchen – zum dritten Mal nach 1988 und 1990.
Alter Hut
Dass kommerzielle Veranstalter einen „Everest-Schnupperkurs“ anbieten, ist übrigens nicht neu. Auch andere Anbieter wie Peak Freaks aus Kanada oder Alpine Ascents und Mountain Gurus aus den USA haben das „Everest Camp 2“ zu einem etwas niedrigeren Preis (um die 10.000 Dollar) in ihrem Portfolio, werben für die „kleine“ Everest-Variante allerdings im Gegensatz zu ihrem russischen Konkurrenten nicht mit einer 1:1-Sherpa-Betreuung und Flaschensauerstoff.
Auch auf der tibetischen Nordseite des Everest gibt es schon seit Längerem Angebote, „nur“ bis zum Nordsattel auf 7000 Metern aufzusteigen. Ob die Chinesen angesichts der Corona-Lage allerdings überhaupt den Everest im kommenden Frühjahr für ausländische Bergsteiger öffnen, erscheint derzeit sehr fraglich.
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