Hubschrauber-Streit im Everest-Gebiet: „Das ganze Khumbu ist vereint“

Blockade eines Hubschrauber-Landeplatzes im Everest-Tal
Blockade eines Hubschrauber-Landeplatzes im Everest-Tal

„Genug ist genug“, sagt mir Mingma Sherpa, Vorsitzender der Namche Youth Group. „Wir Einheimische haben uns nie generell gegen die Hubschrauber-Unternehmen ausgesprochen. Aber wir sind gegen die unnötigen Hubschrauberflüge. Allein im letzten Jahr gab es etwa 6000 Flüge von Lukla (dem Einfallstor ins Everest-Gebiet) ins Khumbu-Tal. Das ist zu viel für den Sagarmatha-Nationalpark.“

Piloten sollen zu Fuß zurückgeschickt werden

In der vergangenen Woche hatten die Hubschrauber-Firmen alle Flüge in das Everest-Gebiet ausgesetzt, nachdem Einheimische damit begonnen hatten, bis hinauf nach Gorak Shep, der letzten Siedlung vor dem Everest-Basislager, Stangen mit Gebetsfahnen auf den Landeplätzen aufzustellen. Sollte dort doch ein Hubschrauber landen, werde er beschlagnahmt und der Pilot zu Fuß zurückgeschickt, hatte der Ama Dablam Youth Club verkündet.

Hubschrauber im Khumbu-Gebiet
Hubschrauber im Khumbu-Gebiet nahe Pangboche

Die Organisation aus dem Dorf Pangboche, das auf der Trekkingroute zum Everest auf knapp 4000 Meter Höhe liegt, war in den vergangenen Jahren eher als Veranstalter von Sportveranstaltungen in Erscheinung getreten, vor allem im Volleyball. Darüber hinaus hatte der Youth Club jedoch auch gemeinnützige Aktionen organisiert, beispielsweise Müll gesammelt, den andere achtlos weggeworfen hatten. Pangboche sei von dem Fluglärm im Khumbu besonders stark betroffen, sagte Mingma Sherpa aus Namche: „Weil das Dorf so hoch liegt, fliegen die Hubschrauber ziemlich tief über die Häuser der Gemeinde.“

Träger verdienen nur noch am Hinweg zum Everest-Basislager

Wie berichtet, hatte die Khumbu Pasanglhamu Rural Municipality, die Regionalverwaltung des Khumbu, Mitte Dezember verkündet, dass vom 1. Januar 2025 an kommerzielle Hubschrauber-Flüge in der Everest-Region untersagt seien. Lediglich Rettungsflüge seien noch erlaubt, müssten vorher aber angemeldet werden. Die übermäßigen Hubschrauberflüge belasteten die Umwelt, sorgten für Lärm und schränkten die Arbeitsmöglichkeiten der Einheimischen ein, hieß es.

Namche Bazaar (2016)
Namche Bazaar

Mehr als 40 Prozent der Trekkingtouristen, die zum Everest-Basislager wandern, lassen sich inzwischen mit dem Hubschrauber zurückfliegen: In der Herbstsaison 2024 trafen nach Angaben des Büros der Touristen-Polizei in Namche Bazaar 10.367 Touristen im Hauptort des Everest-Gebiets ein, aber nur 5.982 traten auch den Rückweg zu Fuß an. Der Rest flog mit dem Hubschrauber aus dem Tal.

„Das Trekking zum Everest-Basislager und zurück) dauerte früher etwa 14 Tage, nun sind es nur noch fünf bis sieben Tage. Die meisten Träger, die mit hinaufwandern, haben auf dem Rückweg nichts mehr zu tragen und werden nicht bezahlt. Das ist ein großer Verlust für die Träger – und auch für die Bergführer,“ sagt Mingma.

Seine Namche Youth Group ist keine klassische Jugendorganisation, eher eine Gruppe von rund zwei Dutzend jungen Erwachsenen. „Ich bin 50 Jahre alt“, sagt der Vorsitzende Mingma Sherpa. „Aber die meisten Mitglieder sind um die 25.“ Die Namche Youth Group wurde im Jahr 2000 gegründet und engagiert sich seitdem für soziale Belange, teilweise zusammen mit anderen Nichtregierungsorganisationen.

„Wildniserlebnis muss bleiben“

In den vergangenen Jahren hatte es fast regelmäßig Versuche der Regionalverwaltung des Khumbu gegeben, den Flugverkehr einzuschränken. Am Ende hatte sich aber immer die Tourismusindustrie außerhalb des Khumbu durchgesetzt. Die Zahl der Flüge war sogar eher gestiegen als gesunken. Auch diesmal hatten die Hubschrauber-Unternehmen angekündigt, dass sie ihre Flüge in den Khumbu – ungeachtet des Beschlusses der Regionalverwaltung – fortsetzen würden, weil alleine die Regierung in Kathmandu dafür zuständig sei.

Hubschrauber hebt von Namche Bazaar ab
Hubschrauber hebt von Namche Bazaar ab

Mit dieser Haltung wollen sich die Youth Groups im Khumbu jedoch nicht mehr abspeisen lassen. Ich frage Mingma, ob er optimistisch sei, dass der Widerstand aus dem Khumbu diesmal Erfolg haben könnte. „Wir haben jetzt eine sehr starke lokale Regierung, die auf ihren Rechte beharrt. Das ist ziemlich neu für Nepal“, antwortet der Sherpa. „Unsere Führer sind recht optimistisch, und damit sind wir es auch. Genug ist genug. Das ganze Khumbu ist vereint und steht auf der Seite der lokalen Regierung, um unnötige Hubschraubereinsätze zu verhindern.“

Die Menschen im Everest-Gebiet seien jedoch durchaus kompromissbereit. „Irgendwann müssen sich die Einheimischen und die Heli-Firmen einigen, denn für den Khumbu-Tourismus brauchen wir Helikopter, um medizinische Evakuierungen durchzuführen“, sagt Mingma. „Aber auf der anderen Seite brauchen wir auch eine Art Wildniserlebnis für Trekker und Bergsteiger. Das kannst du nicht haben, wenn du alle fünf Minuten zum Himmel schaust, weil ein Hubschrauber vorbeifliegt. Der Sagarmatha-Nationalpark ist eines der attraktivsten Trekkingziele der Welt. Und wir wollen, dass das auch so bleibt.“

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