Schneller als der Blitz? Schon jetzt nennt Lukas Furtenbach eines seiner Angebote „Flash-Expeditionen“, sprich Blitz-Expeditionen. Für rund 100.000 Euro bietet der Österreicher seit Jahren den Kunden seines Unternehmens Furtenbach Adventures an, in drei Wochen den Mount Everest zu besteigen – mit einem mehrwöchigen Hypoxietraining zu Hause, Hubschrauber-Shuttle zum Berg, zwei persönlichen Climbing Sherpas als Unterstützung sowie Einsatz von Flaschensauerstoff in hoher Durchflussrate. Eine herkömmliche Everest-Expedition, die das Unternehmen ebenfalls im Portfolio hat, dauert sechs, bei anderen bis zu zehn Wochen. In der kommenden Everest-Frühjahrssaison will Furtenbach das Ganze nun in nur einer Woche durchziehen. Kann das funktionieren?
Mit dem Heli ins Basislager und direkt auf die Route
Nach einem Bericht der „Financial Times“ sollen vier britische Bergsteiger nach der Ankunft in Kathmandu unter ärztlicher Aufsicht das Edelgas Xenon inhalieren. Anschließend sollen sie mit dem Hubschrauber ins Everest-Basislager geflogen werden und dort zusammen mit ihren Sherpas gleich Richtung Gipfel starten. Nach drei Tagen Aufstieg zum Gipfel auf 8849 Metern und einem Tag Abstieg soll es mit dem Helikopter wieder zurück nach Kathmandu und dann in die Heimat gehen.
Nach einer Woche könnten die Briten wieder zu Hause an ihren Schreibtischen sitzen. Sie zahlen noch einen Einführungspreis in nicht genannter Höhe. Künftig soll ein solcher Kurztrip zum Everest rund 150.000 Euro kosten.
Rotationen fallen weg
Xenon wird in der Medizin seit mehr als 70 Jahren als Narkotikum eingesetzt, in Deutschland kam es 2010 erstmals bei einer Operation zum Einsatz. Die Narkose mit Xenon (gemischt mit Sauerstoff) gilt als sehr schonend, aber auch teuer. Das Gas hat jedoch nicht nur eine einschläfernde Wirkung. Xenon sorgt auch dafür, dass die Nieren sprunghaft mehr EPO produzieren. Das sorgt für deutlich mehr rote Blutkörperchen – und die braucht man in großer Höhe, um mit der Hypoxie, der Sauerstoff-Unterversorgung des Körpers, klarzukommen.

Normalerweise erreicht man dies durch eine aufwendige Akklimatisierung, indem man sich an immer größere Höhen gewissermaßen herantastet. Diese „Rotationen“ – Aufstiege in immer höhere Lager, dann wieder Abstieg ins Basislager – sollen durch den Einsatz von Xenon überflüssig gemacht werden.
Unter Aufsicht eines Anästhesisten
Den Xenon-Tipp erhielt Furtenbach vor Jahren von Dr. Michael Fries, Chefarzt für Anästhesie und Intensivmedizin am St. Vincenz-Krankenhaus in Limburg an der Lahn. Furtenbach spielte selbst das „Versuchskaninchen“, testete Xenon 2020 am Aconcagua, dem höchsten Berg Südamerikas, und später auch am Everest – mit Erfolg, wie er sagt. Bedenken, das Edelgas nun auch bei Kunden einzusetzen, hat er nicht.

„Die Behandlung wird von einem Anästhesisten in einem klinischen Setting durchgeführt“, schreibt mir Lukas. „Es gibt kein gesundheitliches Risiko. Zudem sind keine gesundheitsschädlichen Wirkungen von Xenon bekannt. Und es wird immerhin schon seit den 1950er Jahren als Anästhetikum eingesetzt und ist intensiv erforscht und medizinisch zugelassen.“
Nach den Worten Furtenbachs ist „nur ein Bruchteil der Xenon-Menge, die bei einer normalen Narkose verabreicht wird“ nötig, um den gewünschten Effekt zu erzielen. Das genaue Mischverhältnis von Xenon und Sauerstoff und wie lange es inhaliert werden muss, will er nicht preisgeben, „weil uns unsere Mitbewerber immer auf die Finger schauen und alles zu kopieren versuchen, was wir Neues machen“.
„Wir machen offensichtlich vieles richtig“
Der lukrative Markt der Everest-Expeditionen ist hart umkämpft und wird inzwischen – zumindest im unteren Preissegment – von nepalesischen Anbietern dominiert. Furtenbach Adventures ist eines von wenigen ausländischen Unternehmen, das sich in dem teilweise ruppigen Konkurrenzkampf behauptet hat: mit einem zwar nicht billigen, aber hoch qualitativen Angebot, wie Furtenbach unterstreicht. „Bei uns gelten für alle Kunden, egal ob Classic, Flash oder jetzt die neue Variante, dieselben hohen Anforderungen an Gesundheit, Fitness und Bergerfahrung“, so Lukas. „Wir sind der einzige Everest-Veranstalter, der noch nie einen Unfall hatte, und wir haben die mit Abstand beste Erfolgsquote in dieser Branche. Wir machen offensichtlich vieles richtig.“
Auf der Dopingliste
Xenon steht seit 2014 bei der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) auf der Liste der verbotenen Substanzen. Damals war bekanntgeworden, dass in Russland flächendeckend Sportlerinnen und Sportler das Edelgas inhaliert hatten, um ihre Leistung zu steigern. Ich frage Furtenbach, ob er mit dem Xenon-Einsatz nicht Doping am Berg unterstütze– am Everest ein ohnehin gerne totgeschwiegenes Problem. Diesen Schuh will er sich nicht anziehen.

„Es stehen viele Substanzen und Praktiken auf der WADA-Liste, die regelmäßig von vielen Bergsteigern konsumiert bzw. praktiziert werden. Selbst Hypoxie-Zelte standen in Italien bis 2024 auf der Verbotsliste. Und die FIS (Weltverband des Ski- und Snowboard-Sports) hat beispielsweise (Flaschen-) Sauerstoff auf der Verbotsliste, und die WADA überlegt nachzuziehen“, antwortet Lukas.
„Es geht schon auch um den Einsatzzweck. Dexamethason steht auch auf der WADA-Verbotsliste. Darf ich es deshalb nicht auf Expedition einsetzen, wenn ich ein Hirnödem entwickle? Wir verwenden diese Xenon-Behandlung zur Prävention von Höhenkrankheit, Höhenlungen- und Höhenhirnödem. Als eine zusätzliche Akklimatisation. Nicht zur Leistungssteigerung. Zudem befinden wir uns nicht im Wettkampfsport. Per Definition also kein Doping.“
Und das Bergerlebnis?
Aber selbst wenn man alle sport-ethischen und sonstigen Bedenken beiseite lässt – bleibt bei einem nur einwöchigen Trip auf den Mount Everest nicht auch das Bergerlebnis auf der Strecke. Lukas Furtenbach antwortet mit zwei Gegenfragen: „Wo bleibt das Bergerlebnis bei einer achtwöchigen Expedition, wenn man sie mit einer sechsmonatigen Expedition aus den 1920er Jahren vergleicht? Ist der Bergerlebnis-Wert eine Frage der Dauer der Expedition?“
einerseits könnte man jetzt ein gewisses Vertrauen darin setzen, was Lukas Furtenbach macht, wenn man es ethisch für sich akzeptabel findet, andererseits haben wir seit längerem Corona und Dank Schulmedizin bislang keine anhaltend wirksame Impfung, ganz zu Schweigen von der Long-Covid-Forschung. Wenn die Forschung um Xenon ähnlich ist, na dann….. Vorhandene Forschungsergebnisse oder eben fehlende sind abhängig vom Geld.
Sowas gehört VERBOTEN !!
Ich finde es mutig und einerseits progressiv, auf der anderen Seite ist die Datenlage zu Xenon schon sehr dünn, außer man fragt die Russen, die haben mit Xenon Doping die meiste Erfahrung. In der Anästhesie wird es de facto nicht eingesetzt. Und ich hätte Bedenken, was die Erythropoetin-Bildung betrifft.
Wenn man es so möchte, von mir aus. Ein Erlebnis ist es nicht. Es hat etwas von einer sportlichen Herausforderung, ja, aber es wird dem Berg nicht gerecht, irgendwie wird er vergewaltigt.
Ich selber war nmit Hypoxievorbereitung nach 16 Tagen auf dem Gipfel. Und mir fehlt tatsächlich etwas, es ging mir irgendwie zu schnell. Aber das ist eine persönliche Wahrnehmung, manche sehen das anders. Jeder wie er möchte.
Es ist vielleicht doch irgendwann ein lukratives Geschäft, wenn 1 Woche inkl. Heli-Flug, O2, Xenon und Betreuung 150k kostet. Aber es sei Lukas vergönnt. Ich wünsche Ihm alles Gute und hoffe, es passiert nichts.
Dass ein schneller Anstieg der roten Blutkörperchen zu einer Eindickung des Blutes führt, da der Hämatokrit unkontrolliert ansteigen kann und so Thrombosen und Lungenembolien vorprogrammiert sind. Daher ja gerade beim Höhenbergsteigen der Hinweis viel zu trinken, eben wegen der Eindickung des Blutes und seiner Risiken.
Ich halte es schon sehr wagemutig hier zu postulieren, es gebe kein gesundheitliches Risiko. Es gibt keine Studie für den Einsatz an hohen Bergen, und wie viele Fälle hat er denn vorzuweisen – sich allein! Das ist statistisch null!
Ist schon Wahnsinn was da so an den Bergen experimentiert wird.
In einer Ethikkommission würde eine solche „Studie“ sicher nie genehmigt werden.
Sorry, aber :“SO EIN SCHWACHSINN“.
Was hat das noch mit der Besteigung eines Achttausendes zu tun!!!
Als nächstes kommt dann der luftdicht abgeschlossene Anzug wie in der Raumfahrt. Und dann schweben die Gipfelaspiranten am Fixseil zum Gipfel😂.
Da kann man sich nur noch an den Kopf greifen!!
Und dann mit dem Hubschrauber noch hin und zurück fliegen, das nenn ich mal eine sportliche Leistung, Applaus, Applaus !!!
Das würde ich nicht als reguläre Besteigung anerkennen.
Hohes Risiko hat immer zum Bergsteigen gehoert. Warum also nicht Xenon – Risiko?
Nur sollten die Leute nicht zusaetzlich den Planeten verschmutzen, denn die CO2-Bilanz des Wochentrips duerfte katastrophal sein. Koennte man nicht auch 200.000 Euro verlangen (die Kunden duerften ja reich genug sein), und dann 50.000 Euro fuer den Klimaschutz abzweigen?
Noch schneller ginge es, wenn einen der Heli direkt am Gipfel absetzen würde.
Morgens hin, mittags auf den Gipfel, abends dann wieder Netflix auf dem Sofa.
Berg Heil!
Sarkasmus aus…
Vielen Dank für die – wie üblich – hervorragende Berichterstattung!
An sich bereits ein kontroverses Thema, aber unabhängig davon, wie man dazu steht: an eine Stelle impliziert Lukas Furtenbach auf jeden Fall etwas wirklich Falsches: Natürlich darf man Dexamethason als Notfallmedikament einsetzen, auch wenn es auf der WADA-Verbotsliste steht. Das Thema Doping und medizinische Behandlung ist durchaus komplex, aber an dieser Stelle ist auch die WADA eigentlich klar. Die „International Standard for Therapeutic Use Exemptions (ISTUE)“ machen hier insbesondere unter den Punkten 4.1, 4.2 und 4.3 ziemlich klare Angaben, wann Medikamente, die auf der Verbotsliste stehen, dennoch eingesetzt werden dürfen. Und nach diesen Punkten lässt sich auch ziemlich klar sagen, dass das, was Lukas Furtenbach da macht, im Sinne der WADA-Regeln Doping wäre, während es der Notfalleinsatz von Dexamethason nicht ist. Was man sich aus dieser Information macht ist natürlich eine andere Frage.
Einzig die Helifliegerei sollte (wg. Lärm / Vögel) verboten werden. Ansonsten sehe ich in der Entwicklung des kommerziellen Everest-Tourismus den großen Vorteil das dass Ökosystem rund um den Everest tendenziell weniger lang beansprucht wird. Sprich weniger Müll und Exkremente die den Berg verschmutzen. Ob die Gipfelbezwinger jetzt mit Hypoxie-Training versuchen den Körper zu bescheissen, an der O2-Flasche schnüffeln oder zukünftig vielleicht davor auch noch eine Xenon-Kur absolvieren. Das bleibt sich ja gehupft wie gesprungen. Wer das so machen mag, bitte.
Xenon ist seit 2005 als Narkosegas zugelassen. Um die Frage in anderen Foren zu beantworten, deswegen setzt Furtenbach auf Xenon, nicht auf Argon, welches billiger wäre und die gleiche Wirkung haben soll. Argon ist med. nicht zugelassen!
Xenon erhöht HIF 1alpha (Hypoxie Induced Factor) in der Niere ein Transkriptionsfaktor, hierüber wird Epo erhöht und über Epo die Erythrozyten/ die roten Blutkörperchen, welche Sauerstoff/ O2 transportieren. Epo hat eine Halbwertszeit von 5h, und wird unter Hypoxie physiologisch bis 1000-fach gesteigert. Studien besagen Xenon erhöht Epo um 160%. Erythrozyten werden auf Epo hin gebildet binnen einiger Tage. Mir stellen sich da einige Fragen: Wie kann eine einmalige Xenonveranreichung Vorort so schnell die Erys ansteigen lassen (Vorlauf ca. 5 Tage), dass sofort der Everest möglich ist? Ist die Wirkung Vorort ein Placebo, weil man zuvor im Hypoxiezelt „trainiert“ hat? Oder wird vorher regelmäßig Xenon inhaliert im Training zuhause? Warum wird nicht einfach Roxadustat verwendet, ein Medikament, welches seit 2019 zugelassen ist in Tablettenform für Niereninsuffiziente Patienten zur Erhöhung von HIF 1 alpha? Kostenpunkt hier ca. 40 Euro die Packung, deutlich billiger als Xenon, gleiche Wirkung über HIF 1 alpha auf Epo. Wieso wird Xenon inhaliert und nicht besser dosierbar i. v. gegeben wie in der Radiologie üblich bzw. sogar in der Anästhesie Uni Ulm 1999 ausgetestet?
Liegt eine Vermarktungsstrategie dahinter? 100.000 Euro Flash versus 150.000 Euro Xenon ist ein Wort bei kürzerer Dauer Vorort in Nepal für den Geldbeutel vom Veranstalter. Liegen medizinische Interessen vor von Ärzten die sich auf bislang Unerprobtem profilieren oder habilitieren wollen?
Oder steht hier eine ganz andere Wirkung von Xenon im Vordergrund? Ja, Xenon induziert über HIF 1alpha Epo, um die Wirkung aber zu spüren braucht es min. 5 Tage Vorlauf damit die Erys sich entwickeln können. Was Xenon aber sofort hat ist einen neuroprotektiven Effekt über Hemmung der NMDA-Rezeptoren im Gehirn. Schützt Xenon ggf. vor HACE und das ist der Effekt, welcher Furtenbach selbst bereits im Hypoxiezelt vorakklimatisiert am Aconcagua und am Everest im Selbstversuch erlebt hat?
Wenn ja, weis Furtenbach um den potenziellen Effekt?