„Ermanno galt mit gutem Grund als der stärkste Bergsteiger in Patagonien. Seit Jahrzehnten (war er) der große Protagonist in Südamerika. Daran gibt es keinen Zweifel. Er war in jedem Gelände überragend, trotzte den schlimmsten Stürmen, passte sich jeder Situation an und gab nie auf.“ Das schrieb der italienische Topbergsteiger Hervé Barmasse auf Instagram über seinen verstorbenen Landsmann Ermanno Salvaterra, der in der internationalen Szene vor allem mit seinen Klettertouren in Patagonien für Schlagzeilen gesorgt hatte.
Am Freitag war Salvaterra am Campanile Alto, einem 2937 Meter hohen Dolomiten-Berg in der Brenta-Gruppe, bei einem 20-Meter-Sturz auf rund 2750 Metern ums Leben gekommen. Der 68 Jahre alte Bergführer hatte einen Kunden geführt, der unverletzt blieb. Bergsteiger-Legende Reinhold Messner wies darauf hin, dass die Brenta-Gruppe das „wahre Zuhause“ des Verunglückten gewesen sei. „Ein Haltegriff muss nachgegeben haben: Ein Salvaterra stürzt dort normalerweise nicht ab,“ sagte Messner. Der Der 78-Jährige sprach von einer Tragödie. Salvaterra sei „eine wirklich herausragende Persönlichkeit des Alpinismus“ gewesen, so Messner.
Fünf neue Routen am Cerro Torre
Über vier Jahrzehnte war Salvaterra eine feste Größe an den Granitbergen Patagoniens. 1985 gelang ihm mit seinen italienischen Landsleuten Paolo Caruso, Maurizio Giarolli, Andrea Sarchi die erste Winterbegehung des legendären Cerro Torre. Insgesamt fünf neue Routen eröffnete Salvaterra an dem 3128 Meter hohen Berg an der argentinisch-chilenischen Grenze. Nicht umsonst nannte man ihn „den Torre-Mann“.
Salvaterra sei ein „Meister der Vertikalen“ gewesen, schreibt Herve Barmasse: „So viel Erfahrung in einer Person. Alles, was mir bleibt, sind seine Worte, nie beiläufig gesprochen, mit einem Bier in der Hand, sein ernster und sanfter, nachdenklicher und scharfer Blick und seine Stimme. Irgendwo zwischen einer Aufforderung zur Ordnung, zum Nachdenken und einem Scherz. Und dann diese Botschaften, diese Idee, diese Route… Kurzum, Ermanno, jedes Mal, wenn ich deinen Weg kreuzte, hatte ich einerseits das Gefühl, in der Gegenwart eines der größten Bergsteiger aller Zeiten zu sein, und andererseits eines Menschen, dem man bedingungslos vertrauen konnte.“
Salvaterra habe Generationen von Kletterern in Patagonien mit seinen Ideen inspiriert, schrieb auch Thomas Huber, der ältere der „Huberbuam“, auf Instagram: „Sein Weg endete in der Brenta, in den Dolomiten, aber die Winde in den Bergen, besonders um die Granittürme Patagoniens, flüstern seinen Namen weiter und tragen ihn über den Horizont. Ermanno, danke für deine Inspiration, für alles!“
