Einer der spektakulärsten Anstiege in diesem Jahr endete wohl in einer Tragödie. Der russische Bergsteiger Dmitry Golovchenko kehrte nicht vom 7932 Meter hohen Gasherbrum IV im Karakorum zurück. Golevchenko sei zusammengebrochen, heißt es bei mountain.ru. Sein Seilpartner Sergey Nilov sei allein ins Basislager zurückgekehrt. Nilov sei stark geschwächt und habe sich Erfrierungen zugezogen.
Was genau Golovchenko zustieß, ist noch unklar. Offenbar hat er es aber nicht überlebt.
19 Tage am Berg
Die beiden Russen waren am 18. August aus dem Gasherbrum-Basislager aufgebrochen, um den Fast-Achttausender Gasherbrum IV über den extrem anspruchsvollen, noch unbestiegenen Südostgrat zu besteigen – im Alpinstil: ohne Flaschensauerstoff, ohne Unterstützung von Hochträgern, ohne Fixseile und feste Hochlager. Drei Tage später hatten sie begonnen, den Grat zu erklettern. Schlechtes Wetter mit Wind und Schneefall hatte sie zeitweise ausgebremst. Doch Dmitry und Sergey hatten nicht aufgegeben.
Kontakt riss vor fünf Tagen ab
„Der Grat ist flacher geworden. Wir konnten sogar gleichzeitig klettern. Wir sahen die Headwall (den letzten Wandteil zum Gipfel)“, hatten sie laut dem italienischen Alpin-Journalisten Federico Bernardi am 29. August per Kurzmitteilung via Satellit wissen lassen. Einen Tag später schickten sie eine weitere Nachricht. „Alles im Lot. Wir übernachten hier.“ Die Positionsangabe entsprach einer Höhe von rund 7600 Metern. Danach riss der Kontakt ab.
Nilov und Golovchenko gehören zu den besten Bergsteiger der Welt. 2012 und 2016 wurden sie für bahnbrechende neue Routen – am 7273 Meter hohen Muztagh Tower im Karakorum und am 6904 Meter hohen Thalay Sagar im indischen Himalaya – mit dem Piolet d’Or ausgezeichnet, dem „Oscar der Bergsteiger“. 2019 hatten sie eine 18 Tage dauernde Odyssee in der Ostwand des 7710 Meter hohen Jannu überlebt.
Update 6. September: Nilov wurde mit Erfrierungen dritten Grades ins Krankenhaus nach Skardu geflogen. Die Suche nach Golovchenko wurde wegen schlechten Wetters vorerst abgebrochen. Nach neuen Informationen soll er abgestürzt sein.
