Schwierige Bedingungen am Mount Everest – Permits für Nordseite sind da

Blick auf Mount Everest (l.) und Lhotse (2019)
Blick auf Mount Everest (l.) und Lhotse (2019)

„In Höhen zwischen 6800 m und 7600 m gibt es viele Stellen mit offenem Blankeis“, warnte Valeriy Babanov vor einigen Tagen auf Instagram. „Deshalb sollten Sie Ihre Steigeisen gut anpassen und schärfen. Um Fehltritte auf langen Eishängen zu vermeiden. Denken Sie daran: Das Glück begünstigt immer die Starken und Vorbereiteten!“ Babanov gehört zu den Starken.

Zweimal wurde der Russe mit dem Piolet d’Or ausgezeichnet, dem „Oscar der Bergsteiger“: 2002 für seinen Solo-Aufstieg durch die Nordwand des Sechstausenders Meru im indischen Himalaya, 2004 (gemeinsam mit Juri Koschelenko) für die Erstbesteigung des 7804 Meter hohen Nuptse Shar I – in Nachbarschaft des Mount Everest. Mit inzwischen 59 Jahren will Babanov nun den höchsten Berg der Erde ohne Flaschensauerstoff besteigen. Sollte es ihm gelingen, wäre er der älteste Mensch ohne Atemmaske auf dem Everest. Bislang steht der Italiener Abele Blanc mit dieser Leistung in den Rekordlisten. Bei seiner Besteigung 2010 war er 55 Jahre und 264 Tage alt.

Babanov wollte heute vom Basislager aus Richtung Südsattel auf knapp 8000 Metern aufbrechen – „für die abschließende Akklimatisierung“, wie er in seiner Instagram-Story wissen ließ. 

Staus in der Lhotse-Flanke

Auch der deutsche Bergsteiger Norrdine Nouar will den Everest ohne Atemmaske besteigen. „Bei passendem Wetter rotiere ich ins Lager 3 (7300 Meter) und Lager 4 (Südsattel)“, schreibt mir der 36-Jährige heute aus Lager 2 auf 6400 Metern. Norrdine hatte – wie berichtet – Mitte April seinen zweiten Achttausender ohne Flaschensauerstoff bestiegen: die Annapurna I im Westen Nepals. Nach seinen Worten bilden sich aktuell auf der Everest-Aufstiegsroute Staus in der Lhotse-Flanke – „wegen Eis und mangelnder Fähigkeiten“, so Nouar. Rund 80 Kunden kommerzieller Teams hätten sich auf den Weg nach Lager 3 und zurück gemacht.

Fixseile liegen bis zum Südsattel

Wegen der starken Winde der vergangenen Tage stünden noch keine Zelte in Lager 3, schreibt Norrdine. Nach Medienberichten hatten heftige Böen in den Lagern 1 (6100 Meter) und 2 zahlreiche Zelte zerstört.

Am vergangenen Wochenende hatte das elfköpfige Fixseil-Team des nepalesischen Veranstalters Seven Summit Treks die Route bis zum Südsattel gesichert. Ab Anfang kommender Woche soll laut Wetterprognose der Wind spürbar abflauen. Wahrscheinlich wird das Fixseil-Team dann bis zum Gipfel auf 8849 Metern aufsteigen. Anschließend werden die kommerziellen Teams auf ihre Gipfelchance lauern. Für diese Saison hat die nepalesische Regierung bislang (Stand: 29. April) 390 Besteigungsgenehmigungen für den Everest ausgestellt.   

Teams auf dem Weg zur Everest-Nordseite

Auch die lange ersehnten Permits für die tibetische Nordseite liegen nun endlich vor. „Heute ist es so weit“, schreibt Adrian Ballinger, Chef des US-Veranstalters Alpenglow Expeditions, auf Instagram. „Wir haben alles gepackt. Alpenglow Expeditions hat alle Genehmigungen. Wir sind auf dem Weg nach China und werden am 7. Mai die Grenze nach Tibet überqueren.“

Nordseite des Mount Everest
Tibetische Nordseite des Mount Everest (im Frühjahr 2005)

Auch Lukas Furtenbach, Chef des österreichischen Expeditionsanbieters Furtenbach Adventures, steht nach eigenen Worten  in den Startlöchern: „Ich freue mich darauf, in ein paar Tagen nach Tibet einzureisen und den Everest von der Nordseite aus zu besteigen. Es wird eine leichte und schnelle Expedition mit einem kleinen Team auf einem leeren Berg sein.“

Weil sich die chinesisch-tibetischen Behörden so lange Zeit ließen, die Permits für die Nordseite auszustellen, hatten einige Veranstalter die Reißleine gezogen und waren auf die Südseite gewechselt.

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