Die Gipfelwelle am Mount Everest rollt. Mehrere Dutzend Bergsteigerinnen und Bergsteiger kommerzieller Expeditionsteam erreichten heute den höchsten Punkt der Erde auf 8849 Metern. Unter denen, die auf dem Gipfel standen, sei auch Tashi Gyalzen Sherpa gewesen, ließ Pemba Sherpa, Besitzer des nepalesischen Expeditionsveranstalters 8K Expeditions, wissen. Es war bereits Tashis zweiter Gipfelerfolg in diesem Frühjahr. Der Sherpa hatte bereits am 9. Mai zum siebenköpfigen Fixseil-Team von 8K Expeditions gehört, das für die erste Everest-Besteigung der Saison gesorgt hatte.
Tashi Gyalzen Sherpa hat sich vorgenommen, in diesem Frühjahr (mit Flaschensauerstoff) viermal den höchsten Gipfel der Erde zu besteigen. Im vergangenen Jahr hatte Dawa Finjhok Sherpa, Climbing Sherpa des Veranstalters Seven Summit Treks, innerhalb von acht Tagen dreimal den Everest bestiegen. Auch die nepalesische Journalistin Purnima Shrestha hatte als Kundin eines kommerziellen Teams – mit Atemmaske und Sherpa-Unterstützung – dreimal in der Saison den Gipfel erreicht.
Aus dem Bergsteiger-Dorf Phortse
Tashi ist 29 Jahre alt und stammt aus dem 3840 Meter hohen „Bergsteiger-Dorf“ Phortse, das an der Trekkingroute durch die Khumbu-Region zum Everest-Basislager liegt. „Von den 400 Einwohnern bei uns sind 70 Bergsteiger. In fast jedem Haus im Dorf wohnt ein Bergsteiger, der den Everest bestiegen hat“, antwortet mir Tashi auf meine Frage, wie er Bergsteiger wurde.

„Als ich das College beendete, war mein Vater alt geworden, und ich musste Geld verdienen. Ein Climbing Sherpa und Guide zu werden war für mich die beste Möglichkeit, meinen Lebensunterhalt zu verdienen und meine Familie zu unterstützen.“ Sein Vater Ang Tshering Sherpa hatte ebenfalls als Climbing Sherpa gearbeitet, seine Mutter Mingma Doma Sherpa war Bäuerin.
Tashi Sherpa: „Ich will Familie und Dorf stolz machen“
Inzwischen ist Tashi selbst verheiratet und hat einen Sohn. Bereits vor dieser Frühjahrssaison hatte er viermal den Mount Everest bestiegen: 2019 von der tibetischen Nordseite, 2022 bis 2024 von der nepalesischen Südseite aus. Außerdem stehen in seiner Achttausender-Bilanz Gipfelerfolge am Cho Oyu (2019), am Manaslu (2022) und an der Shishapangma (2024). Viermal bestieg er die formschöne, 6812 Meter hohe Ama Dablam – von Phortse aus gesehen ein echter Blickfang.
Finanziell unterstützt wird Tashi bei seinem Everest-Projekt unter anderem von der Little Sherpa Foundation, einer schottischen Hilfsorganisation, die in Phortse aktiv ist.
Und was motiviert ihn, nun den Everest gleich viermal innerhalb von 20 Tagen besteigen zu wollen? „Als Bergführer habe ich bereits viele Berge bestiegen. Das hat mich inspiriert, meinen eigenen Rekord aufzustellen“, antwortet Tashi Gyalzen Sherpa. „Damit möchte ich meine Familie und mein Dorf stolz machen.“
Update 19. Mai: Tashi Gyalzen Sherpa hat heute zum dritten Mal in dieser Saison den Gipfel des Mount Everest erreicht.
Es gibt jetzt auch bald eine Netflix Doku über 2 Speed-Bergsteiger, die es als Wettkampf sehen, wer schneller oben ankommt. Zum Glück machen die das nicht wegen des Geldes, sondern nur wegen der schönen Aussicht – Ironie off 🙂
Solukhumbu das Hollywood im Himalaya. Eine Entwicklung, die dem Berg und der Natur nicht gut tut.
Es ist kaum zu fassen, wie viele Menschen, die keinerlei Erfahrung im Höhenbergsteigen haben, sich erdreisten, Verhaltensregeln für die hohen Berge aufzustellen und ihre Kommentare abzugeben. Noch problematischer ist es, dass sie den Expeditionsveranstalter Lukas Furtenbach diffamieren und sogar Morddrohungen gegen ihn aussprechen!
„Früher war alles anders“ –
Auch bei der „sauerstofflosen“ Besteigung des Mount Everest durch Reinhold Messner und Peter Habeler haben die Sherpas die Route durch den Khumbu Eisbruch begehbar gemacht, unter anderem mit Fixseilen und Leitern. So viel zu dem Mythos des „fairen Bergsteigens“
Was den legendären Bergsteiger Hermann Buhl betrifft: Wenn er nicht 1957 bei einem Wechten Bruch auf der Chogolisa tödlich abgestürzt wäre, hätte er vermutlich alle 8000er vor Reinhold Messner bestiegen. Doch auch Buhl nahm – angeblich – damals Pervitin (Doping) ein, was jedoch keinesfalls seine außergewöhnlichen Leistungen im Bergsteigen schmäler möge.
Es war jedoch erst durch Expeditionsveranstalter wie Kari Kobler und Lukas Furtenbach, dass die Sherpas, insbesondere die High Climbing Sherpas, für ihre herausragenden Leistungen angemessen entlohnt wurden. Dies bedeutet, dass Sherpas bei einer Everest-Expedition inzwischen zwischen 4.000 und 6.000 USD verdienen können – was für Nepal eine beachtliche Summe darstellt. Zusätzlich werden sie ausreichend versichert und mit der gleichen Ausrüstung ausgestattet wie die Expeditionsteilnehmer, was früher keinesfalls der Fall war.
Es war Lukas Furtenbach, der maßgeblich dazu beigetragen hat, dass das Höhenbergsteigen, besonders am Everest, heute einen beispiellosen Sicherheitsstandard für alle erreicht hat, sowohl für die Expeditionsteilnehmer als auch für die Sherpas.
Ich vertrete die Meinung, dass Besteigungen von hohen Achttausendern mit künstlichem Sauerstoff nicht nur eine Frage des Überlebens, sondern auch eine der Intelligenz sind.
Das Risiko, ohne Sauerstoff auf solche Gipfel, insbesondere dem Mount Everest, zu steigen ist immens – die Gefahr, den Berg nicht mehr lebend zu verlassen oder schwere Erfrierungen zu erleiden, ist real.
Kein vernünftiger Mensch würde heute noch in ein Auto steigen, ohne Sicherheitsvorkehrungen wie Airbags, ESP oder andere Schutzsysteme. Warum sollten wir weiterhin das unberechenbare Risiko des „reinen“ Bergsteigens verherrlichen? Wie viele hervorragende Bergsteiger wären noch am Leben, wenn sie weniger risikobereit gewesen wären?
Abschließend glaube ich, dass jeder das Recht haben sollte, seinem Hobby nachzugehen, solange keine anderen Menschen zu Schaden kommen – sei es mit oder ohne künstlichem Sauerstoff oder der Nutzung von Xenon.
Es gibt keine festen Leitlinien oder Regeln für den Stil des Bergsteigens oder die Auswahl der Hilfsmittel – jeder sollte die Freiheit haben, beim Bergsteigen nach seinen eigenen Vorstellungen vorzugehen. Wichtig ist jedoch, dass wir alle Transparenz und Ehrlichkeit wahren, denn nur so können wir uns innerhalb und außerhalb der Bergsteigergemeinschaft den Respekt verdienen.
Menschenansammlungen und Staus gibt es nicht nur am Everest, sondern auch am Großglockner, Matterhorn, Mont Blanc und vielen anderen Gipfeln. Interessanterweise wird dies jedoch nie kritisiert.
Die Eigenverantwortung wird nicht nur in den Bergen Nepals , vielmehr auch in den West- und Ostalpen von Bergsteigern an Berg- und Schiführer oder fachkundige Bergsteiger abgegeben und erntet keine Kritik
Andreas Steger; Berg- und Schiführer