In die Reihe vieler Gipfelerfolgsmeldungen vom Mount Everest mischt sich heute die Nachricht über den ersten Todesfall eines ausländischen Bergsteigers am höchsten Berg der Erde in dieser Frühjahrssaison. Der nepalesische Expeditionsveranstalter Snowy Horizon Treks teilte mit, ein 45 Jahre alter Kunde von den Philippinen sei in der vergangenen Nacht am Südsattel gestorben. Der Bergsteiger habe sich auf seinen Gipfelversuch vorbereitet, als er verschieden sei. Wahrscheinlich war er höhenkrank.
Nach Angaben des nepalesischen Tourismusministeriums waren zuvor in dieser Saison bereits zwei nepalesische Mitarbeiter von Expeditionsveranstaltern im Krankenhaus in Kathmandu gestorben, nachdem sie per Hubschrauber aus dem Everest-Basislager evakuiert worden waren.
Startschuss für Briten mit Xenon-Vorakklimatisierung
Auch in den kommenden Tagen werden viele Gipfelversuche am Everest erwartet. Allein am Mittwoch erreichten nach offiziellen Angaben rund 70 Personen den höchsten Punkt der Erde auf 8849 Metern.
An diesem Freitag wollen auch die vier Briten Garth Miller, Alistair Carns, Anthony Stazicker und Kevin Godlington nach Nepal fliegen, um innerhalb von nur einer Woche den Everest zu besteigen und wieder nach Großbritannien zurückzukehren. Dabei handelt es sich um das vieldiskutierte Projekt des österreichischen Expeditionsveranstalters Furtenbach Adventures. Bei der Vorakklimatisierung der Briten wurde auch das Edelgas Xenon eingesetzt.
Update 16. Mai: Auch an diesem Freitag meldet der Veranstalter Snowy Horizon Treks einen Todesfall in seinem Team. Ein 45 Jahre alter Inder sei auf dem Rückweg vom Gipfel – unterhalb des früheren Hillary Steps (8790 Meter) gestorben. Er habe Symptome der Höhenkrankheit gezeigt und sich geweigert, weiter abzusteigen, ließ das Unternehmen wissen.
Es ist kaum zu fassen, wie viele Menschen, die keinerlei Erfahrung im Höhenbergsteigen haben, sich erdreisten, Verhaltensregeln für die hohen Berge aufzustellen und ihre Kommentare abzugeben. Noch problematischer ist es, dass sie den Expeditionsveranstalter Lukas Furtenbach diffamieren und sogar Morddrohungen gegen ihn aussprechen!
„Früher war alles anders“ –
Auch bei der „sauerstofflosen“ Besteigung des Mount Everest durch Reinhold Messner und Peter Habeler haben die Sherpas die Route durch den Khumbu Eisbruch begehbar gemacht, unter anderem mit Fixseilen und Leitern. So viel zu dem Mythos des „fairen Bergsteigens“
Was den legendären Bergsteiger Hermann Buhl betrifft: Wenn er nicht 1957 bei einem Wechten Bruch auf der Chogolisa tödlich abgestürzt wäre, hätte er vermutlich alle 8000er vor Reinhold Messner bestiegen. Doch auch Buhl nahm – angeblich – damals Pervitin (Doping) ein, was jedoch keinesfalls seine außergewöhnlichen Leistungen im Bergsteigen schmäler möge.
Es war jedoch erst durch Expeditionsveranstalter wie Kari Kobler und Lukas Furtenbach, dass die Sherpas, insbesondere die High Climbing Sherpas, für ihre herausragenden Leistungen angemessen entlohnt wurden. Dies bedeutet, dass Sherpas bei einer Everest-Expedition inzwischen zwischen 4.000 und 6.000 USD verdienen können – was für Nepal eine beachtliche Summe darstellt. Zusätzlich werden sie ausreichend versichert und mit der gleichen Ausrüstung ausgestattet wie die Expeditionsteilnehmer, was früher keinesfalls der Fall war.
Es war Lukas Furtenbach, der maßgeblich dazu beigetragen hat, dass das Höhenbergsteigen, besonders am Everest, heute einen beispiellosen Sicherheitsstandard für alle erreicht hat, sowohl für die Expeditionsteilnehmer als auch für die Sherpas.
Ich vertrete die Meinung, dass Besteigungen von hohen Achttausendern mit künstlichem Sauerstoff nicht nur eine Frage des Überlebens, sondern auch eine der Intelligenz sind.
Das Risiko, ohne Sauerstoff auf solche Gipfel, insbesondere dem Mount Everest, zu steigen ist immens – die Gefahr, den Berg nicht mehr lebend zu verlassen oder schwere Erfrierungen zu erleiden, ist real.
Kein vernünftiger Mensch würde heute noch in ein Auto steigen, ohne Sicherheitsvorkehrungen wie Airbags, ESP oder andere Schutzsysteme. Warum sollten wir weiterhin das unberechenbare Risiko des „reinen“ Bergsteigens verherrlichen? Wie viele hervorragende Bergsteiger wären noch am Leben, wenn sie weniger risikobereit gewesen wären?
Abschließend glaube ich, dass jeder das Recht haben sollte, seinem Hobby nachzugehen, solange keine anderen Menschen zu Schaden kommen – sei es mit oder ohne künstlichem Sauerstoff oder der Nutzung von Xenon.
Es gibt keine festen Leitlinien oder Regeln für den Stil des Bergsteigens oder die Auswahl der Hilfsmittel – jeder sollte die Freiheit haben, beim Bergsteigen nach seinen eigenen Vorstellungen vorzugehen. Wichtig ist jedoch, dass wir alle Transparenz und Ehrlichkeit wahren, denn nur so können wir uns innerhalb und außerhalb der Bergsteigergemeinschaft den Respekt verdienen.
Menschenansammlungen und Staus gibt es nicht nur am Everest, sondern auch am Großglockner, Matterhorn, Mont Blanc und vielen anderen Gipfeln. Interessanterweise wird dies jedoch nie kritisiert.
Die Eigenverantwortung wird nicht nur in den Bergen Nepals , vielmehr auch in den West- und Ostalpen von Bergsteigern an Berg- und Schiführer oder fachkundige Bergsteiger abgegeben und erntet keine Kritik
Andreas Steger; Berg- und Schiführer