Nach wie vor fehlt jede Spur von den drei Sherpas aus dem Team des Expeditionsveranstalters Imagine Nepal, die seit dem Zusammenbruch eines Seracs im Khumbu-Eisbruch an diesem Mittwoch vermisst werden. Die Suche nach ihnen blieb bisher erfolglos. Es gibt keine Hoffnung mehr, dass sie aus den Eismassen noch lebend geborgen werden können. Die Behörden erklärten Da Chhiri Sherpa, Pemba Tenzing Sherpa und Lakpa Rita Sherpa daher für tot. Der in der Bergsteiger-Szene bekannteste der drei Vermissten ist der 31 Jahre alte Pemba Tenzing.
2022 auf sechs Achttausender-Gipfeln
Er wuchs im kleine Dorf Tesho auf, nahe Namche Bazaar, dem Hauptort des Khumbu. Früh begann er, als Träger zu arbeiten, zunächst für Trekkinggruppen, dann für Expeditionen. Im Alter von 15 Jahren bestieg er den 5732 Meter hohen Yala Peak im Langtang-Gebiet. Mit 21 Jahren stand Pemba Tenzing erstmals auf dem höchsten Punkt der Erde, dem Gipfel des Mount Everest auf 8849 Metern. Es war sein erster Achttausender-Erfolg. Er bestieg den Everest fünf weitere Male: 2016, 2017 und 2018 über die tibetische Nordseite, 2019 und 2022 wie bei seiner ersten Everest-Besteigung über die nepalesische Südseite – stets mit Flaschensauerstoff. Außerdem erreichte er die Gipfel weiterer sieben Achttausender.
Allein 2022 stand Pemba Tenzing auf sechs der 14 höchsten Berge der Welt: im Frühjahr auf dem Dhaulagiri, dem Kanchendzönga und dem Mount Everest, im Sommer auf dem K2 und dem Broad Peak sowie im Herbst auf dem Manaslu, wo er den „True Summit“, den allerhöchsten Punkt am Ende des Gipfelgrats, zum zweiten Mal nach 2021 erreichte.
Bruder hielt sich im Everest-Basislager auf
Der erfolgreiche nepalesische Bergsteiger hinterlässt seine Verlobte und eine gemeinsame Tochter, die im Mai zwei Jahre alt wird. Per Gesetz steht der Familie eines tödlich verunglückten Sherpas eine Zahlung aus der Lebensversicherung in Höhe von 1,5 Millionen Rupien (umgerechnet gut 10.000 Euro) zu. Das reicht nicht lange, um eine Familie über Wasser zu halten. Daher sammeln häufig die Mitglieder der Expeditionsteams zusätzlich für die Hinterbliebenen.
Bei vielen Expeditionen Pemba Tenzings war auch sein zehn Jahre älterer Bruder Ngima Nuru Sherpa dabei. Der 41-Jährige hat bereits 24-mal den Mount Everest bestiegen. Ngima Nuru hielt sich im Basislager auf, als sein jüngerer Bruder im Khumbu-Eisbruch tödlich verunglückte. Es brach ihm das Herz.
Update 24. April: Die kanadische Bergsteigerin Jill Wheatley hat eine Spendensammlung im Internet für die Familien der drei ums Leben gekommenen Sherpas gestartet. Hier ist der Link.
Ich wünschte, dass viele der Kunden ihre verunglückten Bergführer auch eine öffentliche Würdigung zukommen lassen.