Ukraine-Krieg: Trauer um die Bergsteiger Oleksandr Zakolodniy und Hryhoriy Hryhoriev

R.I.P.

Je länger Kriege dauern, desto größer ist die Gefahr, dass man als Außenstehender angesichts der nicht enden wollenden Meldungen abstumpft. Umso wichtiger ist es, sich immer wieder klarzumachen, dass hinter jedem Toten oder Verletzten ein menschliches Schicksal steht. Am vergangenen Samstag starben beim Kampf um die ostukrainische Stadt Soledar zwei ukrainische Bergsteiger: Oleksandr Zakolodniy und Hryhoriy Hryhoriev. Beide wurden nur 35 Jahre alt. Nach der russischen Invasion in der Ukraine vor elf Monaten hatten sie – wie viele andere ukrainische Bergsteigerinnen und Bergsteiger – Eispickel und Seil beiseite gelegt und zu den Waffen gegriffen, um ihr Heimatland zu verteidigen.

Schneeleopard

Während sich Hryhoriev noch in der Bergführer-Ausbildung befand, schrieb Zakolodniy bereits international Schlagzeilen. So erwarb er sich den prestigeträchtigen Bergsteiger-Titel „Schneeleopard„, indem er alle fünf auf dem Gebiet der früheren Sowjetunion gelegenen Siebentausender bestieg: Khan Tengri (7010 Meter) und Dschengisch Tschokusu (früher Pik Pobedy genannt, 7439 Meter) im Tian-Shan-Gebirge sowie Pik Lenin (7134 Meter), Pik Korschenewskaja (7105 Meter) und Pik Ismoil Somoni (früher Pik Kommunismus, 7495 Meter) im Pamir-Gebirge.

2013 dem Massaker am Nanga Parbat knapp entgangen

Makalu
Makalu

Und auch an den Achttausendern war Zakolodniy mit von der Partie. Im Frühjahr 2010 war Oleksandr Mitglied einer ukrainischen Expedition zum 8485 Meter hohen Makalu in Nepal, bei der das 13-köpfige Bergsteiger-Team eine neue Routenvariante durch die Südwestwand eröffnete. Zakolodniy verzichtete auf den Gipfel und kehrte auf 7700 Metern um: Er half einem höhenkranken Teamkollegen hinunter ins Basislager. Im Herbst 2010 war Zalkolodniy wieder im Himalaya: bei einer ukrainisch-russischen Expedition (über Jahrzehnte waren Expeditionen von Bergsteigern dieser beiden Nationen gang und gäbe!) zum Cho Oyu in Tibet. Auf 7150 Metern war Endstation, das Wetter spielte nicht mit. 

Im Sommer 2013 gehörte Zakolodniy zu einem internationalen Team, das sich am 8125 Meter hohen Nanga Parbat in Pakistan versuchte. Während der Expedition drangen Taliban-Terroristen ins Basislager ein und erschossen elf Bergsteiger, darunter drei Ukrainer. Oleksandr entging dem Anschlag nur, weil er zu diesem Zeitpunkt am Berg unterwegs war. 

Klettertrainer für Kinder und Jugendliche

Zum Bergsteigen war Zakolodniy früh gekommen. Als Schüler trat Zakolodniy einem Wanderklub in seiner Heimatstadt Charkiw bei. Dort sammelte er auch erste Erfahrungen im Klettern. Diese vertiefte er später während seines Sportstudiums. Zakolodniy gehörte dem ukrainischen Nationalkader im Bergsteigen an, bestritt Wettkämpfe und nahm an Expeditionen teil. In der Ukraine gehört er zu den bekanntesten Alpinisten – auch, weil er sich engagierte. Zakolodniy war Vizepräsident des nationalen Bergsteiger- und Kletterverbands. Seit zehn Jahren trainierte Oleksandr zudem Kinder und Jugendliche in dem von ihm geleiteten Kletterzentrum „Vertikal“ in Charkiw. 

Er sei als Sportkletterer und auch als Höhenbergsteiger „körperlich unglaublich stark gewesen“, schreibt Irina Poltavets, eine Freundin der Familie Zakolodniy, auf Facebook und charakterisiert ihn so: „Immer lächelnd, aktiv, unglaublich verantwortungsbewusst nicht nur für sich und seine große Familie (vier Töchter), sondern auch für die Kinder anderer Leute und die Zukunft des Sports und des Landes.“ Zakolodniy hinterlässt seine Frau Olga sowie zwei gemeinsame Töchter und zwei Töchter, die seine Frau mit in die Ehe brachte.

Zunächst von der Armee abgelehnt

Der Fotograf Denis Kolisnychenko, mit Zakolodniy seit Kindestagen befreundet, berichtet auf Facebook, dass der Bergsteiger kurz nach Beginn des russischen Einmarschs ihm und vielen Bekannten bei der Flucht aus der belagerten Kleinstadt Tschuhujiw nahe Charkiw geholfen habe. Dabei habe ihm Zakolodniy auch erzählt, dass die ukrainische Armee den Bergsteiger eigentlich zunächst als ungeeignet zurückgewiesen habe. Schließlich aber seien Zakolodniy und sein Freund Hryhoriev doch in eine Sondereinheit aufgenommen worden, für die sie bis zuletzt gekämpft hätten. „Der Krieg nimmt die Besten“, schloss Kolisnychenko. 

Der ukrainische Bergsteiger Andrii Vergeles kommentierte den Tod von „Sanya“ Zakolodniy so: „2013 überlebte Sanya den Angriff pakistanischer Terroristen auf das Basislager am Nanga Parbat. 2023 wurde Sanya beim Angriff russischer Terroristen auf die Ukraine getötet.“ 

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