David Göttler und Hervé Barmasse haben am Wochenende die Reißleine gezogen und ihre Winterexpedition am 8167 Meter hohen Dhaulagiri im Westen Nepals abgebrochen. Grund seien die schlechten Wetterprognosen für den siebthöchsten Berg der Erde bis zum Ende des Monats, sagte Göttler in einem Video, das er auf Instagram veröffentlichte: „Sehr starke Winde bis zum Ende des Monats und erhebliche Schneefälle, die ein echtes Problem darstellen könnten, wenn wir im Basislager festsitzen.“ Dennoch, so der 44 Jahre alte Deutsche, hätten sie während ihrer Expedition „eine sehr gute Zeit“ gehabt: „Wir haben viel gelernt. Und ich bin mehr denn je davon überzeugt, dass es möglich ist, im Winter einen Achttausender im Alpinstil zu besteigen.“
Orkanböen verhinderten Aufstieg
Nachdem sie sich im Khumbu, dem Gebiet um den Mount Everest, akklimatisiert hatten, hatten sich Göttler und Barmasse von Kathmandu aus mit dem Hubschrauber ins Basislager zu Füßen des Dhaulagiri fliegen lassen. Bei einem ersten Erkundungsaufstieg waren sie bis auf 6200 Meter aufgestiegen – bei guten Bedingungen. Danach war das Wetter umgeschlagen. Orkanböen hatten einen neuerlichen Aufstieg verhindert. An dem Dauersturm wird sich auch bis zum Monatsende wahrscheinlich nichts ändern. Auch im vergangenen Jahr am Nanga Parbat in Pakistan hatte das Wetter den beiden Bergsteigern einen Strich durch die Rechnung gemacht. Dort hatten sie ihren Versuch, einen Achttausender im Winter im Alpinstil (ohne Flaschensauerstoff, ohne Sherpa-Unterstützung, ohne feste Hochlager und ohne Fixseile) zu besteigen, ebenfalls abbrechen müssen.
Viel Müll im Basislager
Hervé Barmasse wies auf die Verschmutzung des Basislagers zu Füßen des Dhaulagiri hin. „Als wir im Basislager ankamen, sahen wir überall Müll und zurückgelassenes Material“, sagte der 45 Jahre alte Italiener der italienischen Zeitung „Gazzetta dello Sport“: Dann ist man schon verblüfft, weil kein Bergsteiger jemals über diesen Schmutz spricht. Es ist doch nicht so, dass unsere Augen besser sind als die der anderen, und trotzdem sind der Müll und der Schmutz da.“
Die Wintersaison an den Achttausendern erscheint damit so gut wie beendet. Nach dem Gipfelerfolg am Manaslu und jetzt dem Abbruch der Dhaulagiri-Expedition bleibt nur noch offen, ob Gelje Sherpa im Falle einer Wetterbesserung noch einmal zum Cho Oyu zurückkehrt oder nicht. Wegen der schlechten Prognosen hatten er und sein Team zumindest vorübergehend die Zelte auf der nepalesischen Seite des 8188 Meter hohen Bergs abgebrochen und waren nach Kathmandu zurückgekehrt.
Update 24. Januar: Gelje Sherpa schreibt mir, dass er auf der Suche nach einem Sponsor und einem Team sei, um den Winteraufstieg am Cho Oyu fortzusetzen. „Andernfalls wird die Expedition vorbei sein.“