Jetzt ist die Katze aus dem Satz. „Wir gehen wieder in die Berge, aber nicht zum Nanga Parbat, wie manche vielleicht gedacht haben“, schreibt David Göttler am heutigen Neujahrestag auf Facebook. „Wir haben beschlossen, zum Dhaulagiri hier in Nepal zu gehen.“ Sein Teamgefährte Hervé Barmasse hatte zuvor bereits erklärt, dass sie sich in diesem Winter im Alpinstil – ohne Flaschensauerstoff, ohne Sherpas, ohne feste Hochlager – an einem Achttausender versuchen wollten. An welchem, hatte der 45 Jahre alte Italiener offengelassen.
„Ziemlich motiviert“
David verweist auf seine Dhaulagiri-Expedition 2008 zusammen mit der Österreicherin Gerlinde Kaltenbrunner. „Es war eine der reibungslosesten Expeditionen, die ich je gemacht habe: Alles lief in jeder Phase perfekt nach Plan“, erinnert sich der 44-Jährige. „Deshalb habe ich natürlich sehr gute Erinnerungen an diesen Berg und bin ziemlich motiviert, zurückzugehen und dort etwas anderes zu versuchen. Ich weiß, dass die Entscheidung, im Winter und im Alpinstil zu klettern, einem Achttausender-Projekt eine ganz neue Komplexität verleiht. Aber ganz ehrlich, ich denke, das ist genau das, wonach wir suchen.“ Über welche Route er und Hervé zum Gipfel auf 8167 Metern aufsteigen wollen, ließ David offen.
Im vergangenen Winter hatten Göttler und Barmasse vergeblich versucht, in Pakistan den 8125 Meter hohen Nanga Parbat im Alpinstil über die Rupalwand zu besteigen. Höher als 6200 Meter waren sie nicht gelangt. Stürme und heftige Schneefälle hatten einen weiteren Aufstieg unmöglich gemacht, sodass sie relativ schnell die Reißleine gezogen und die Expedition abgebrochen hatten.
Im Khumbu akklimatisiert
Vor Weihnachten hatten sich Göttler und Barmasse im Khumbu, dem Everest-Gebiet, akklimatisiert und waren danach für einen Zwischenstopp nach Kathmandu zurückgekehrt. Im Frühjahr 2017 hatte das deutsch-italienische Duo in Tibet die Shishapangma-Südwand durchklettert, war wegen zu großer Lawinengefahr aber fünf Meter unterhalb des Gipfels umgekehrt.
Im Frühjahr 2022 hatte Göttler im dritten Anlauf den Mount Everest ohne Flaschensauerstoff bestiegen – und auch ohne Sherpa-Unterstützung. Bis auf jene, dass auch David die Fixseile nutzte, die ein Sherpa-Team für die kommerziellen Teams gelegt hatte, um die Normalroute zu sichern.